Deutscher Triumph in Córdoba

Faustball-WM im Calamuchita-Tal / Finalsieg gegen Schweiz vor 1800 Zuschauern

Von Marcus Christoph

Córdoba (AT) – Die deutschen Faustballer haben geschafft: Durch einen souveränen 4:0-Finalsieg gegen die Schweiz verteidigten sie bei der Weltmeisterschaft in der Provinz Córdoba in beeindruckender Manier den Titel, den sie bereits vor vier Jahren in Österreich gewinnen konnten. Insgesamt war es die elfte Goldmedaille, die die Mannen der Deutschen Faustball-Liga (DFBL) seit 1968 einheimsten.

Der Endspieltriumph, den die Schützlinge von Bundestrainer Olaf Neuenfeld in Villa General Belgrano vor 1800 begeisterten Zuschauern bei Kaiserwetter einfuhren, war imposant. “Ich habe noch nie eine so starke Mannschaft in einem WM-Finale gesehen”, zollte Oliver Lang, der Trainer der unterlegenen Eidgenossen, dem überlegenen Gegner Respekt. Deutschland sei einfach auf jeder Position besser besetzt gewesen. 11:5, 11:2, 11:4 und 11:8 – die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Gegen die Schmetterbälle des hochgewachsenen Patrick Thomas hatten die Schweizer einfach kein Gegenmittel. Auch in der Defensive ließ das Team, in dessen Startformation auch Lukas Schubert, Fabian Sagstetter, Ajith Fernando und Mannschaftskapitän Christian Kläner standen, nur wenige erfolgreiche Schweizer Attacken zu.

Nach der Demonstration eines nahezu perfekten Faustballspiels fiel auch das Lob des Bundestrainers für seine Spieler entsprechend deutlich aus: “Das war eine unfassbare Leistung. Die beste, die wir jemals geboten haben”, so Neuenfeld, für den es der zweite WM-Titel als Coach war. Die Mischung im Team habe einfach gestimmt. Jeder habe für den anderen gearbeitet. Das Ziel für die nächste WM in vier Jahren im schweizerischen Winterthur definierte er auch gleich: “Der dritte Titel in Folge.” Die Konkurrenz dürfte es mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen haben.

Nicht mehr dabei sein wird dann Spielführer Kläner, der altersbedingt seinen Rücktritt erklärte.

Die Deutschen gaben während des gesamten Turniers keinen einzigen Satz ab. In der Vorrunde bezwangen sie Namibia (11:3, 11:7, 11:2) und die USA (11:2, 11:4, 11:3). In der Zwischenrunde setzten sie sich gegen Italien durch (11:4, 11:1, 11:3). Im Halbfinale ließen sie Österreich mit 11:9, 11:3 und 11:4 das Nachsehen. Das Ziel der Österreicher, Córdoba nach dem Fußball auch im Faustball zu einem Symbol für einen Sieg gegen den großen Nachbarn zu machen, konnten die Deutschen also recht locker vereiteln.

Sehr viel mehr Mühe als die deutsche Auswahl hatten die Schweizer, ins Finale vorzustoßen. In der Runde der letzten Vier mussten sie gegen Brasilien über fünf Sätze gehen, ehe mit 11:8, 8:11, 11:3, 5:11, 11:9 das Ticket fürs Finale gelöst war.

Die Bronzemedaille sicherte sich Österreich, das sich im Platzierungsspiel mit 4:1 (11:4, 9:11, 11:1, 11:8, 11:3) gegen die Brasilianer durchsetzte. Den fünften Platz sicherte sich Argentinien. Die Gastgeber bezwangen im Entscheidungsspiel die Chilenen mit 3:0 (12:10, 11:7, 11:8). Auf den weiteren Plätzen folgten: Italien (7.), USA (8.), Namibia (9.), Kolumbien (10.), Tschechien (11.), Pakistan (12.), Australien (13.) und Pakistan (14.).

Organisatorisch gab es bei der zweiten Faustball-WM in Argentinien nach 1986 einige Widrigkeiten zu meistern. So sorgten Unwetter am Mittwoch und Donnerstag der Vorwoche dafür, dass die Plätze zeitweise unbespielbar waren. Doch ein Wetterumschwung zum Besseren sowie beherzte Hilfe der örtlichen Feuerwehr beim Entwässern der Spielfelder erlaubten, die Partien am Freitag nachzuholen. So konnten auch die Endspiele wie geplant am Sonnabend stattfinden. Eine Ausweitung auf Sonntag hätte eine richterliche Sondergenehmigung erfordert wegen der Präsidentschaftswahlen am selben Tag.

Aber es gab auch hausgemachte Probleme. So kritisierte Karl Weiß, der Vorsitzende des Internationalen Faustballverbandes (IFA), bei seiner Schlussrede, dass zwei der vorgesehenen Austragungsorte den Organisatoren das Leben schwer gemacht hätten: In La Cumbrecita sei der Platz nicht rechtzeitig fertig geworden, sodass dort gar nicht gespielt wurde – und in Embalse sei das Interesse und die Betreuung seitens der lokalen Ausrichter so gering gewesen, dass man nach zwei Tagen beschlossen habe, dort keine weiteren Partien mehr zu spielen, erläuterte Weiß gegenüber dem Tageblatt. Ganz anders habe es sich in Santa Rosa und Villa General Belgrano verhalten, wo der äußere Rahmen sowie Engagement und Begeisterung der Leute vor Ort dafür gesorgt hätten, dass die Veranstaltung letztlich zu einem Erfolg geworden sei. “Das war große Werbung für unseren Sport”, so der IFA-Vorsitzende.

Faustball ist ein Rückschlagspiel, das dem Volleyball ähnlich ist. Jede Mannschaft besteht aus fünf Spielern, die versuchen, den Ball unerreichbar ins Feld des Gegners zu spielen. Wann genau der Sport erfunden wurde, ist nicht bekannt. Die Wurzeln gehen womöglich bis in die römische Antike zurück. Nach Deutschland kam der Faust-ball in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. Von dort verbreitete sich der Sport in der Folgezeit in die deutschsprachigen Nachbarländer aus. Deutsche Auswanderer brachten den Sport auch in andere Kontinente, vor allem nach Südamerika und den Südwesten Afrikas.

Seit 1968 werden – im Regelfall alle vier Jahre - Weltmeisterschaften ausgetragen. Die erste fand in Österreich statt. Gewinner war auch damals schon Deutschland. Die Deutschen gewannen zudem die folgenden acht WM-Turniere. Erst 1999 gelang es mit Brasilien einer anderen Auswahl, die Goldmedaille zu gewinnen. Brasilien verteidigte vier Jahre später seinen Titel, ehe 2007 erstmals Österreich ganz oben auf dem Siegertreppchen stand. Die letzten beiden Weltmeisterschaften gewann dann aber wieder Rekordchampion Deutschland.


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