Buenos Aires / Davos (AT) – Eine halbe Stunde muss reichen. Nicht viel Zeit, wenn man der Welt erklären will, wie man gedenkt, das Erbe von mehr als 50 Jahren Misswirtschaft, Korruption und Vetternwirtschaft in eine funktionsfähige Volkswirtschaft zu verwandeln. Präsident Javier Milei spricht heute ab 15.50 Uhr MEZ auf dem 54. Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos, Schweiz.
In seiner 30-minütigen Rede vor rund 300 der mächtigsten Unternehmer und Entscheider weltweit will Milei die Grundlagen seiner libertären Politik darlegen und die Eckpfeiler der Arbeit seiner Regierung erklären, mit denen er Argentiniens ewige Krise zu stemmen hofft.
Vorab war nur wenig aus dem Milei-Lager zu erfahren. Der erst knapp 40 Tage im Amt stehende Milei ist bekanntlich mit einer minimalen Mannschaft im Alpendorf angereist, in dem das WEF seine traditionelle Jahrestagung nun schon zum 54. Mal zelebriert. Bei ihm sind allein seine Schwester Karina Milei, Außenministerin Dianna Mondino; Kabinettschef Nicolás Posse und Wirtschaftsminister Luis Caputo.
Berichten zufolge will Milei aber seine Zeit im Davoser Rampenlicht vor allem dazu nutzen, um Argentinien als verlässlichen Partner demokratischer und liberaler Staaten darzustellen. Ein Land, das ein Mercosur-Abkommen mit der Europäischen Union und die Mitgliedschaft in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) anstrebt und das sich verpflichtet die WTO-Regeln befolgen, um auf der Grundlage einer Export orientierten Volkswirtschaft, Handel und Investitionen zu stärken. Damit nicht genug, Milei will Argentinien nach langer Zeit wieder als aktives Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft beim Kampf gegen Terrorismus und bei der Verteidigung der Freiheit empfehlen.
Von Merck bis Chevron und Total
Die Vorreiter-Rolle der Delegation scheint bei bilateralen Treffen jedoch den Ministern Mondino und Caputo zuzufallen. Beide haben eine Terminliste abzuwickeln, die von bilateralen Gesprächsrunden mit Amts-Kollegen der Niederlande, Litauen, der Tschechischen Republik, Schweiz und Costa Rica bis hin zu Treffen mit Vertretern des IWF, aber auch Nachrichtensendern CNN oder Bloomberg reichen.
Zusätzliche Termine sind unter anderen mit Unternehmen wie Philip Morris, Merck, Nestlé, Visa, Coca-Cola, Dreyfus geplant aber auch mit Bergbau- und Erdölkonzernen wie Chevron, Riotinto oder die französische Total.
Bis Mittwoch plante Präsident Milei Regierungserklärungen zufolge nur ein Treffen mit IWF-Chefin Kristalina Georgieva in Davos zu absolvieren. Das Treffen ist für 17.30 Uhr Ortszeit MEZ angeseetzt. Vor Redaktionsschluß wurde jedoch bekannt, dass er im Rahmen der Gesprächrunden Mondinos auch einem Treffen mit dem britischen Außenminister und ehemaligen Premier David Cameron beiwohnen wird. Es wäre nicht zu verwundern, wenn Milei diese Taktik der “spontanen Gesprächsteilnahme” auch andernfalls nutzen würde. Ein halbe Stunde ist einfach zu wenig Zeit, um der Welt eine “liberale Kulturrevolution” näherzubringen.
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