Stuttgart / Buenos Aires – Nun rollt es also wieder, das runde Leder. Vor einigen Wochen startete die Europameisterschaft (EM) mit dem Klassiker Deutschland gegen San Marino. Oder war es doch Schottland? „Egal, ob San Marino oder Schottland, Hauptsache Österreich!“ (nach Andy Möller).
EM als Wirtschaftsfaktor? Eher nicht.
Die Euro 2024 ist nicht nur ein sportliches Großereignis, sie gilt auch als Wirtschaftsfaktor. Allerdings gibt eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle wenig Anlass zur Hoffnung auf eine EM-Konjunkturspritze. Denn in Deutschland ist der Investitionsbedarf gering – die nötige Infrastruktur war schon zuvor weitgehend vorhanden. Die geschätzt 650 Tausend Fans aus dem Ausland dürften 250 Mio. € in Deutschland ausgeben (ein besonderes Prosit an die Anhänger von der Insel: „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, schöne Frauen und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst“, George Best). Für eine Volkswirtschaft der Größe Deutschlands vernachlässigbar. Das tröstet darüber hinweg, dass Deutschland Körperschaftssteuern in geschätzt gleicher Höhe entgehen, weil die UEFA nicht bereit ist, auf ihre EM-Gewinne Steuern zu zahlen. Ebenfalls vernachlässigbar. Auch der Wachstumsschub des „WM-Sommermärchens“ 2006 war gesamtwirtschaftlich unbedeutend. Wenn Experten für 2024 mit ähnlich geringem Effekt rechnen, „gehe ich mit denen ganz chloroform“ (Helmut Schön).
Gewinnen lohnt sich.
Während die Austragsländer keine nennenswerten ökonomischen Vorteile von der EM haben, sieht es für die Sieger übrigens ganz anders aus: Das LBBW Research hat errechnet, dass sich das Wirtschaftswachstum im übernächsten Jahr nach dem Titelgewinn sehr robust darstellt (siehe rechts). Eine Erklärung.
Jenseits von statistischem Zufall haben wir nicht, „da steckste nicht drin“ (Jupp Derwall). Aber vielleicht hält die Serie ja, daher: „Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär!“ (Hans Krankl).
Hoffen wir, dass der große Gary Linneker recht behält: „Fußball ist ein Spiel von 22 Leuten, die rumlaufen, und am Ende gewinnt immer Deutschland.“ Unsere Wirtschaft könnte es brauchen. „Ich habe vom Feeling her ein gutes Gefühl“ (schon wieder Andy Möller). Aber wenn es so ausgeht, wie bei der letzten WM? Darüber legen wir mal diskret den Mantel des Schweigens. „Man darf auch nicht alles so schlecht reden, wie es war“ (Fredi Bobic).
Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage.
Franz Beckenbauer
Wie dem auch sei, lassen Sie uns das Thema Fußball nicht „zu sehr hochsterilisieren“ (Bruno Labbadia). Denn sollte Deutschland doch wieder in der Vorrunde rausfliegen, bleibt uns zum Trost die zeitlose Weisheit des serbo-hessischen Fussballphilosophen Dragoslav Stepanovic: „Lebbe geht weida!“.
Vollbeschäftigung auf dem Fußballplatz
Mut macht doch auf alle Fälle, dass der Sport ein Wirtschaftszweig ist, in dem Arbeitskräftemangel noch kein Thema ist. Chefcoach Julian Nagelsmann ist es gelungen, alle elf Positionen zu besetzen. Und allem Anschein nach handelt es sich um „eine gut intrigierte Truppe“ (Lothar Matthäus), die „körperlich und physisch topfit“ ist (Thomas Häßler). Nagelsmann hat sogar noch ein paar Fachkräfte in der Hinterhand, die erstmal untätig am Spielfeldrand herumsitzen. Aber sicher wird sich auch diesmal der eine oder andere wie einst Steffen Freund freuen dürfen: „Es war ein wunderschöner Augenblick, als der Bundestrainer sagte „Komm Stefan, zieh‘ Deine Sachen aus, jetzt geht’s los!“
Viel Spaß und Daumen drücken!
Ich wünsche Ihnen allen auch für die nächste Runde eine unterhaltsame Europameisterschaft. In Anbetracht Ihrer Nachsicht mit diesem etwas ungewöhnlichen Klartext verabschiede ich mich für heute „mit nur einem Wort: Vielen Dank!“ (Horst Hrubesch).
Dr. Moritz Kraemer,
Chefvolkswirt und Leiter Research
LBBWResearch@LBBW.de
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