Buenos Aires – AT. Javier Milei hatte seinen Archidemes im Kopf. “Gebt mir 25 Jahre und wir sind Deutschland; gebt mir 30 Jahre, und wir sind die USA.” Mit diesen Worten schloß der derzeit Best platzierteste Kandidat um die Präsidentschaft seinen Auftritt bei der ersten TV-Debatte im Rennen um die Casa Rosada am Sonntag. Seine Kontrahenten –Patricia Bullrich, von der Mitte-rechts Koalition Juntos por el Cambio (JxC); Sergio Massa, von der amtierenden Regierungskoalition Unidos por la Patria (UdP), Myriam Bregman, von der Sozialiastischen Arbeiterpartei (MAS) und Juan Schiaretti, von der Mitte-rechts orientierten Hacemos por Nuestro País (HpNP), gaben sich weniger medial aber nicht weniger ehrgeizig. Trotz aller Effekthascherei konnte allerdings keiner der Kandidaten einen klaren Sieg mit zurück nach Buenos Aires nehmen.
Das TV-Showdown war im Messezentrum von Santiago del Estero, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Westen Argentiniens organisiert worden. Es war das erste von zwei Debatten, die bis zum Wahltag des 22. Oktober stattfinden sollen. Die nächste ist für den 8. Oktober angesetzt.
Der Kampf um den zweiten Platz
Wie erwartet, schossen sich von Beginn an vier der fünf Anwärter auf einen Gegner ein: Javier Milei. Der Kandidat von La Libertad Avanza (LAA) und Überraschungssieger der Vorwahlen im August zeigt heute die besten Umfragewerte mit rund 30% der zu erwarteten Stimmern, laut Angaben der meisten Erhebungsinstitute.
Am Sonntag hielt jedoch d¡er gelernte Ökonom und Anhänger der Theorien von Friedrich von Hayek bis Milton Friedmann, der erst 2021 in die Politik einstieg, im großen und Ganzen dem Druck stand. Die Kamera belegte, dass er es zu seiner Priorität gemacht hatte, die Nerven zu behalten und seinen berüchtigten Jähzorn unter Kontrolle zu behalten. Beobachter und Analysten beschieden ihm nach Ende der Debatte deshalb auch ein „Gut“ und damit eine der Bestnoten des Abends.
Mit Mileis klarer Vorgabe damage control zu betreiben blieb die spannendste Frage wie Patricia Bullrich und Sergio Massa aus dem Treffen hervorgingen. Am ehesten konnte da vielleicht die ehemalige Innen- und Sicherheitsministerin unter der Regierung von Mauricio Macri aufatmen. Wohl zeigte sie bei Wirtschaftsfragen Unsicherheiten und vergab einige klare Chancen um Massa zu treffen, doch konnte sie ihre Botschaft einer von Ordnung und Entwicklung geprägten Politik deutlich machen.
Bei den Vorwahlen hatte Bullrich einen enttäuschenden und für alle überraschenden dritten Platz hinter Milei und Massa beim direkten Stimmenvergleich hingelegt. Nach der Debatte kann sie darauf hoffen, sich wieder als Alternative sowohl gegen Medien-Liebling Milei als auch gegen Massa ins Rennen zurückgebracht zu haben. Als amtierender Wirtschaftsminister stand Massa seinerseits am Sonntag eher auf verlorenen Posten. Der für seine Kommunikationsfähigkeit bekannte Politiker musste sich darauf konzentrieren, den Blick der TV-Audienz wegzulenken von dem Bild, den die jüngsten Wirtschaftszahlen offenbaren: 12,4% monatliche Inflation, bei 124% Jahresinflation, während über 40% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben.
Ein Format etabliert sich
Juan Schiaretti und Myriam Bregman versuchten ihrerseits die Bühne in Santiago del Estero zu nutzen, um bei Themen wie Wirtschaft und Regionalpolitik zu punkten. Doch mit Umfragewerten, die die 5 Prozent-Marke kaum überschreiten, dürfte ihr Auftritt ihre Chancen auf einen Einzug in die Casa Rosada kaum verbessert haben.
Alles in allem, wird sich die TV-Debatte vom Sonntag eher als ein willkommenes Novum etabliert haben. Nach einer ersten verkürzten Ausgabe bei den Wahlen 2015 war es nach 2019 das zweite Mal, das sich alle Kandidaten um das höchste Amt den Kameras und damit der Wählerschaft stellten. .
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