Buenos Aires (AT) – Die Welt blickt gespannt auf den Ausgang der Wahlen in den Vereinigten Staaten. Auch das Argentinien des Javier Milei bleibt vom knappen Wahlprozess seines drittgrößten Handelspartners nicht unberührt. Wie berichtet liegen in den USA die Kandidaten der Republikaner und Demokraten in einer fast perfekten Patt-Situation.
Obwohl die “strategische Ausrichtung” der argentinischen Regierung auf die USA unabhängig vom jeweiligen Präsidenten fortgesetzt wird, wirft die Vorliebe des Präsidenten für Donald Trump Fragen darüber auf, wie sich die bilateralen Beziehungen gestalten könnten, falls der Republikaner am heutigen 5. November die Demokratin Kamala Harris besiegt.
Die Trump-Vergangenheit
Trump besuchte Buenos Aires im Jahr 2018, als der damalige Präsident Mauricio Macri an der Macht war. Während seiner ersten Amtszeit nahm der ehemalige US-Präsident häufig Bezug auf die wirtschaftliche Lage Argentiniens und zeigte Interesse daran, seinen neuen Verbündeten auf der Südhalbkugel zu unterstützen. Zu dieser Zeit verhandelte die Regierung Macris über eine Auszahlung von 44 Milliarden Dollar durch den Internationale Währungsfonds (IWF). Seitdem pflegen sie eine freundschaftliche Beziehung und trafen sich 2022 erneut in Trumps Residenz in Florida, wo sie über die globale Lage und die Beziehungen zwischen beiden Ländern sprachen.
Macris gute Beziehung zu Trump setzte Javier Milei fort, wie das Nachrichtenportal Perfil kolportiert. Schon vor seinem Amtsantritt machte der Ökonom aus seiner Nähe zum ehemaligen US-Präsidenten kein Hehl. Beide Politiker vereinte, trotz ideologischer Unterschiede, eine anti-establishment Rhetorik, die in ihren jeweiligen Wahlkampagnen Anklang fand. Seit Amtsantritt spielt der Argentinien Milei immer wieder mit Trumps MAGA-Agenda („Make America Great Again“) deutlich und spricht von: „Machen wir Argentinien wieder groß.“ Trump lobte während seines Wahlkampfes immer wieder seinerseits Mileis „fantastische Arbeit“ bei Haushaltskürzungen und der Senkung der Inflation.
Die Wirtschaftsabteilung seiner Regierung, angeführt von Luis Caputo, verfolgt aufmerksam die US-Wahlen, da die Neuverhandlung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ansteht: Das im März 2022 von Alberto Fernández unterzeichnete Abkommen über erweiterte Kreditmöglichkeiten läuft am 31. Dezember dieses Jahres aus. Falls Trump die Wahl gewinnt, erhofft man sich die Freigabe von 10 bis 15 Milliarden Dollar, um eine Lockerung der Kapitalverkehrskontrollen zu erleichtern. Sein Amtsantritt wäre dann im Januar 2025.
Die beiden Politiker trafen sich erst im Februar dieses Jahres persönlich, kurz nach Javier Mileis Amtsantritt. Das Treffen fand bei einer Veranstaltung der Conservative Political Action Conference (CPAC) statt, wo Milei den US-Magnaten umarmte. “Sie waren ein großartiger Präsident, und ich hoffe, dass Sie es wieder werden”, sagte Milei zu Trump. Dieses Treffen wurde als Versuch gedeutet, sich mit einem globalen „anti-progressiven“ Phänomen (im Englischen „anti-woke“) zu solidarisieren.
Gratwanderung zwischen Flirt und Realpolitik
Knapp ein Jahr nach Beginn seiner Regierung hat Milei durch sein bedingungsloses Bekenntnis zu den USA die argentinische Außenpolitik geprägt. Für Argentinien haben die Wahlen in den Vereinigten Staaten eine strategische Bedeutung. Der Regierung wartet unter anderem auch deshalb mit Spannung auf das Resultat: nachdem in der letzten Oktoberwohe überraschend Gerardo Werthein als Nachfolger von Diana Mondino zum neuen Außenminister ernannt wurde, wartet die argentinische Botschaft in Washington auf einen neuen Mieter. Werthein war bis letzte Woche argentinischer Botschafter in den USA.
Die Regierung Milei trat jedoch zurückhaltend gegenüber dem US-Wahlkampf auf, trotz eines vielsagenden Fotos, das Javier Milei am 28. Oktober auf X retweetete. Das Bild, veröffentlicht von dem libertären Abgeordneten Agustín Romo, zeigt eine Gruppe von Universitätsstudenten zusammen mit Mileis engem Berater, Santiago Caputo. Auf dem Tisch liegt eine Kappe mit der Aufschrift „Trump 2024, Make America Great Again“.
Unabhängig vom Ergebnis der US-Wahlen am Dienstag wird die bilaterale Beziehung entscheidend für die Zukunft Argentiniens sein. Obwohl die politische Übereinstimmung zwischen Milei und Trump eine stärkere Annäherung zwischen Buenos Aires und Washington begünstigen könnte, bleibt abzuwarten, wie sich Trumps protektionistische Haltung auswirkt. Sollte er ins Weiße Haus zurückkehren, hat er bereits eine Erhöhung der Importzölle um 10 % angekündigt, was weltweit und insbesondere in Argentinien Folgen haben könnte.
Die Unterschiede der geopolitischen Perspektive
Die unterschiedlichen Ansichten zu internationalen Geschehen sind ebenfalls wichtiger Aspekt, falls der Republikaner die Präsidentschaft gewinnt. Trump kritisierte den Krieg in der Ukraine scharf und ließ durchblicken, dass der Konflikt seiner Meinung nach nicht entstanden wäre, wenn er an der Macht gewesen wäre.
Mileis Beziehung zu China könnte ebenfalls im Kontext mit den USA von Interesse sein, da der Präsident seine Rhetorik gegenüber dem wichtigsten Handelspartner Argentiniens gemildert hat, um Finanzierung zu suchen. Ein geplanter Besuch in China im Januar nächsten Jahres könnte entscheidend sein, um diese Beziehungen zu stärken und Mileis Notwendigkeit zu zeigen, die wirtschaftlichen Unterstützungsquellen seiner Regierung zu diversifizieren.
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