Buenos Aires (AT) – Das letzte TV-Duell vor der letzten Runde der Präsidentschaftswahlen am kommenden Sonntag hat keinen Erdrutsch verursacht. Javier Milei und Sergio Massa lieferten sich einen Schlagabtausch der ruhigen Art. Wohl schaffte es Wirtschaftsminister und Kandidat der Regierungspartei Union por la Patria (UdP) seinen Gegenüber vor allem in der ersten Hälfte der zweistündigen TV-Debatte mehrmals in die Defensive zu bringen, doch zu einem klaren Knock-Out reichte es nicht.
Von Anfang an war die Strategie Mileis offensichtlich, sich nicht zu einem seiner berüchtigten Wutausbrüchen verleiten zu lassen. Diese Defensiv-Strategie brachte den gelernten Ökonomen und Kandidaten der Partei La Libertad Avanza (LLA) allerdings auch immer wieder ihn vor den laufenden Kameras in Erklärungsnot. Massa schaffte es vor allem an Anfang mit einer simplen Fragebatterie Milei in die eigene Ecke zu drängen. Milei schien zeitweise, dem gerlenten Anwalt Massa Rede und Antwort zu stehen. Mileis Nervosität offenbarte seine Unerfahrenheit und kontratsierte mit der Erfahrung von Polit-Profis Massa.
Trotz aller Gravitas vermochte es der Wirtschaftsminister allerdings auch nie, seinem Gegenüber einen entscheidenden Schlag zu versetzen. Milei zeigte sich im Laufe des Duells immer sicherer und konnte am Ende, Massa mehrmals ins Abseits locken. Interessanterweise nicht bei Wirtschaftsthemen, sondern bei Fragen der Erziehung und dem Sozialen.
Am Ende blieb jedoch für die Zuschauer nicht viel mehr als der Austausch markanter Sprüche und Absichtserklärungen. “Ich möchte ein Präsident der Arbeit sein. Deshalb sieht mein Regierungsplan sowohl Anreize für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer vor. Ein Beispiel, KMU´s werden etwa ab dem 1. Januar Null Steuern auf Exporte zahlen müssen“, erklärt etwa Massa im Laufe des Abends. Milei wusste mit Humor zu antworten: „Wenn Du Pinocchio wärst, hättest Du mir längst ein Auge ausgestochen“.
Der Libertäre beharrte seinerseits immer wieder auf seinen eigenen Wahlslogans. „Wir werden die Wirtschaft dollarisieren, die Zentralbank schließen und dem Krebsgeschwür der Inflation ein Ende setzen. Seit 2011 stagnieren Produktion und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft. Grund sind die fehlenden Investitionen, und diese weil es unmöglich ist, in Argentinien unter der Steuerlast dieser Diebesbande Geld verdienen zu können“, versicherte er in einem seiner stärksten Passagen.
Die Wahlen am kommenden Sonntag
Knapp eine Woche vor dem Wahlgang dürfte die Debatte höchsten die Pattsituation zwischen den Kandidaten verstärkt haben. Am Samstag, einen Tag vor dem TV-Duell zeigten der Großteil der Umfragen, Milei mit einem Vorsprung von rund drei bis vier Prozentpunkten vor Massa, bei einem Fehlerfaktor von 2,5%.
Das schwächere Abschneiden Mileis vor den Kameras dürfte Massa einige der unentschlossener Wähler zugeführt haben, glauben Beobachter und Analysten. Jüngste Skandale um illegale Abhörkampagnen, die in den letzten Tagen aus dem Umfeld von Massas Koalitionspartnern -der Familie Kirchner und der ihr nahe stehenden Jugendorganisation Polit-Apparates La Campora- bekannt wurden, könnten die Wirkung seines Punktesieges jedoch beeinträchtigen. Seinerseits kann -und muß- Milei hoffen, sein blasses Resultat vor den Kameras in den verbleidenden sieben Tagen wieder wettmachen zu können.
Viel schwerer könnte dagegen ein Kalender-Blatt für den Ausgang wiegen: Die Wahl zwischen Massa und Milei ist für Sonntag, den 19. November, angesetzt. Am Montag, 20. November, feiert Argentinien den “Tag seiner Nationalen Einheit”. Es ist davon auszugehen, dass der landeweite Feiertag die Wahlbeteiligung beeinflussen wird und damit den Ausgang der letzten Runde dieser langen Wahljahres in Argentinien viell stärker beeinflussen kann als jede TV-Performance.
(Mitarbeit: Fabio Palopoli)
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