Buenos Aires (AT) – In den vergangenen Jahren ist der Markt für Fleischersatzprodukte auch im Steakland Argentinien gewachsen. Laut einer Studie, die das Beratungsunternehmen Kantar 2020 für die UVA (Unión Vegana Argentina) durchgeführt hat, sind 12% der argentinischen Bevölkerung vegan, was einen Anstieg von 3% im Vergleich zu 2019 bedeutet. Darüber hinaus zeigt die Studie aber auch, dass sich weitere 12 % der Bevölkerung als Flexitarier bezeichnen, das heißt, sie haben ihren Fleischkonsum deutlich reduziert.
Veganismus ist eine ethische Haltung gegen die Nutzung und Ausbeutung von Tieren, sei es für Nahrung, Kleidung, Experimente, Unterhaltung, Arbeit, Transport oder irgendetwas anderes. Er geht also nicht nur über eine bloße Ernährung auf der Grundlage von Gemüse und Obst.
Vegan sein in Argentinien
In Argentinien sind nach dem Bericht von Kantar für die UVA unter den Fleischverzichtenden etwas mehr Frauen (52 %) als Männer (48 %), und die meisten von ihnen sind zwischen 35 und 49 Jahre alt. Für UVA und den Markt ist es unbestreitbar, dass sich immer mehr Menschen in Argentinien und auf der ganzen Welt der ökologischen, ethischen und gesundheitlichen Auswirkungen bewusst werden, die mit der Produktion und dem Verzehr von tierischen Produkten verbunden sind. Dies führt zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach veganen Alternativen.
Laut der jüngsten Ausgabe der Studie Taste Tomorrow, die von Puratos anhand von Befragungen von mehr als 20.000 Personen in 50 Ländern durchgeführt wurde, entscheiden sich die Verbraucher in Lateinamerika, insbesondere in Argentinien, zunehmend für eine pflanzliche Ernährungsweise. Der Bericht hebt beispielsweise hervor, dass 53% der Argentinier ein wachsendes Interesse an pflanzlichen Lebensmitteln zeigen. Dies spiegelt den weltweiten Trend wider, der laut dem Bericht bei 56 % liegt. Argentinien entspricht zwar dem weltweiten Durchschnitt, liegt aber unter Ländern wie Peru mit 79%, Kolumbien mit 74% oder Brasilien mit 73%.
Herausforderungen der wachsenden Vegan-Industrie
Nach Angaben der Asociación de Productores de Alimentos a Base de Plantas (Verband der Hersteller von pflanzlichen Lebensmitteln) aus dem Jahr 2022, in dem 130 Unternehmen aus verschiedenen Sektoren vertreten sind, gibt es in Argentinien mindestens 1.200 Unternehmen, die ausschließlich pflanzliche Lebensmittel herstellen. Der Markt hat einen Jahresumsatz von mehr als 110 Milliarden Dollar.
Für Gonzalo Leiva, CEO und Gründer von Vegan Capital Fund, dem ersten Risikokapitalfonds in Lateinamerika, der sich auf vegane Unternehmen spezialisiert, stehen vegane Unternehmen und Start-Ups in Argentinien trotz der positiven Aussichten jedoch vor einigen besonderen Herausforderungen: Zum einen benötigt man in Argentinien mehr Aufklärung und Bewusstsein, es besteht immer noch die Notwendigkeit, die Bevölkerung über die Vorteile und die Möglichkeiten des veganen Markets aufzuklären, erklärt der Unternehmer.
Leiva betont zudem, dass es an Wettbewerb auf dem Markt fehlt. “Unternehmen müssen sich differenzieren und einzigartige Wertangebote machen, um sich in einem wettbewerbsintensiven Umfeld zu behaupten”, so Leiva im Interview mit der Plattfom iProfessional. Ein weiteres challenge: die Beschaffung hochwertiger veganer Zutaten sowie der Aufbau einer effizienten Lieferkette.
Abgesehen davon kämpft der Sektor immer noch gegen Stereotypen und Vorurteile über die vegane Lebensweise. Es ist für Unternehmen schwierig, dies zu ändern und ein positives Image des Veganismus zu fördern, erklärt der Gründer. Hinzu kommt das Problem der Finanzierung, so Leiva. Vegane Unternehmen haben Schwierigkeiten beim Zugang zu Finanzmitteln, insbesondere wenn sie noch keine nachweisliche Erfolgsbilanz vorweisen können oder sich in einer frühen Entwicklungsphase befinden.
“Trotz dieser Herausforderungen ist die vegane Zukunft in Argentinien vielversprechend, da Unternehmen und Unternehmungen auf die wachsende Nachfrage nach ethischen und nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen setzen. Dadurch, dass die argentinische Gesellschaft weiterhin einen bewussteren Lebensstil pflegt, hat der vegane Sektor das Potenzial, weiter zu wachsen und einen positiven Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt zu leisten”, schließt Leiva.
Hacé tu comentario