30. 03. 2024

Buenos Aires (AT) – Schwarzwälder Kirschtorte, Strudel, Ostereier bemalen und ganz viel Schokolade. Wer hätte gedacht, dass diese urdeutsch-österreichischen Ostertraditionen auch am anderen Ende der Welt gefeiert werden. In Villa General Belgrano, Córdoba, wird jedes Jahr zu Ostern das Nationale Wiener Teigfest gefeiert. Die 54. Ausgabe findet in diesen Tagen statt und dauert bis zum 2. April statt, und die ganze Gemeinde bereitet sich darauf vor, Tausende Besucher willkommen zu heißen, die die süßen Köstlichkeiten wie Strudel, Schwarzwälder Kirschtorte, Streusel und eine unendliche Vielfalt von Kuchen probieren wollen. Der Höhepunkt: Das riesige, handgefertigte 70 Kilo schwere Osterei

Villa General Belgrano liegt weniger als 100 Kilometer südlich der Stadt Córdoba. Ihre ersten Bewohner stammen größtenteils aus Europa, insbesondere aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien, Ungarn und Spanien. 127 deutsche Familien zogen hierher, was Villa General Belgrano zur größten deutschen Kolonie in Argentinien machte und heutzutage für vielen als die deutscheste Stadt Argentiniens gilt.

Das spiegelt sich in den traditionellen Festen aber vor allem im mitteleuropäischen Baustil wider, der die Stadt prägt und Besucher aus dem ganzen Land anzieht.  

Kuchen im Angebot: Auf dem Osterfest hungert man nicht. (lavoz.com.ar)

Ein Spaziergang durch die Geschichte

Mit einem Spaziergang durch die Straßen des Zentrums von Villa General Belgrano taucht man in eine Märchenlandschaft ein. Die Ästhetik des historischen Zentrums, mit den Fassaden, die Holz und Stein kombinieren und dem ikonischen Torre del Reloj (Uhrenturm).

“Es gibt Verordnungen, die regeln, wie die Architektur und  die Schaufenster auszusehen haben, wie die Ladenschilder handgeschnitzt sein müssen, um das Flair des Ortes zu erhalten”, so Gabriela Cachayú, die lokale Tourismussekretärin. Sie selbst hat sich vor langer Zeit in diese Landschaften verliebt, als sie nach 40 Jahren in Buenos Aires beschloss, wegzuziehen, wie sie gegenüber Infobae erzählte.

Gemeinsam mit ihrem Mann eröffnete Gabriela Cachayú ein Gasthaus und erlebte das Wachstum der Bevölkerung: waren es 2009 weniger als 10.000 Einwohner sind es heute rund 14.000, nach Angaben der Stadtverwaltung.

Ein kleines deutsches Dorf mitten in Argentinien. (wikipedia)

Flucht vor Hunger und Krieg

Von 1932 bis 1937 kamen deutschsprachige Familien auf der Flucht vor Hunger und Krieg nach Cordoba. Paul Friedrich Heintze und Jorge Kappuhn hatten die Idee, in der Region eine Kolonie für Landwirtschaft und Viehzucht zu gründen, in der die Bewohner das, was sie produzierten, tauschen würden. So entstand Villa General Belgrano, damals eine Kolonie, die etwa wie eine Genossenschaft nach deutschem Vorbild funktionierte. 

Wenn es der Villa General Belgrano an etwas nicht mangelt, dann sind es Feste mit unterschiedlichen Themen. Jeden Monat gibt es irgendeinen Anlass, und das liegt am Engagement der Nachbarn, die immer bereit sind, Ideen vorzuschlagen und gerne Gastgeber sind. “Wir sind durch das deutsche und österreichische Kulturerbe geprägt, schließlich wurde die Stadt von Einwanderern aus diesen Ländern gegründet”, erklärt Cachayú.

Vom “Wiener Teigfest” zum Riesenei

Eine der etablierten Traditionen, die auf diese deutschen Wurzeln zurückgeht, ist das nationale Wiener Teigfest, dass in den 1970er Jahren als Hommage an die mitteleuropäische Gastronomie gestartet wurde. 

Juan Ferrari (l.) mit den Kindern aus Villa General Belgrano. (lavoz.com.ar)

Juan Ferrari gilt als Ikone der Stadt. Er ist der Besitzer des emblematischen Schokoladengeschäfte Capilla Vieja. Seit Jahren nimmt seine gesamte Familie jährlich an den Festlichkeiten von Villa General Belgrano teil. Vor acht Jahren kam er auf die Idee, ein riesiges, einen Meter hohes Osterei zu bauen und dies als Attraktion auf dem Wiener Teig Fest auszustellen.

Der Höhepunkt des Ostersonntags

Die Idee kam an, und von diesem Moment an wurde die Zeremonie des Zerbrechens des Schoko-Ei zum beliebtesten Moment des Ostersonntags. Die Jüngsten sind dafür zuständig, das Ei mit kleinen Hämmern zu zerschlagen und es dann unter allen Anwesenden zu verteilen. Der Schokoladenmeister Juan Ferrari erklärte, dass die Herstellung des Eies etwa acht Stunden dauert und die Dekoration ebenso lange.

Bei Kaffee, heißer Schokolade oder auch Mate (Tee) lässt sich eine große Auswahl an europäischen Kuchen und Leckereien genießen. Die Teilnehmer bringen ihre Köstlichkeiten mit und stellen sie an den verschiedenen Ständen in der Veranstaltungshalle aus.

Von 16.00 bis 22.00 Uhr gibt es jeden Tag eine Vielzahl von Angeboten: Eine der farbenfrohsten Aktivitäten ist der riesige Ostereier-Malwettbewerb, bei dem verschiedene Künstler an Schmuckstücken arbeiten – die nicht essbar sind- und die Besucher am Endes des Festes den Gewinner wählen. 

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