06. 12. 2024

Buenos Aires (AT) – Der Markt preist Entwicklungen vorab ein, heißt es gern unter Börsianern. Knapp vier Tage vor der großen Nachricht des jungen Mercosur-EU-Abkommens, belegten deutsche und argentinische Entrepreneure in Buenos Aires, daß die Regel im Spannungsbereich zwischen Innovation und Landwirtschaft längst Realität ist; heute mehr denn je. Im Rahmen der “German-Argentinian AgTech Challenge”, einer Pitch Night der Start2-Group in Zusammenarbeit mit dem German Accelerator – dem Accelerator-Programm der Bundesregierung – trafen Start-ups aus beiden Ländern zusammen, um Lösungen im Bereich AgriTech und ClimateTech voranzutreiben. 

Die Pitch Night fand am vergangenen Montag im Herzen von Palermo, Buenos Aires, statt. Vier deutsche Start-ups, die extra angereist waren, und fünf lokale argentinische Start-ups präsentierten ihre innovativen Ideen – allesamt im Bereich AgriTech und ClimateTech. “Wir sind dem deutsch-argentinischen Dialog sehr dankbar, dass Sie solche Initiativen möglich machen”, dankte Jorge Gambale in Repräsentation des Landwirtschaftsministeriums in Argentinien.  

Ein Abend voller innovativer Ideen, inspirierendem Networking und spannenden Begegnungen, die neue Perspektiven eröffneten.

AgriTech und Climatech stehen für technologische Innovationen in der Landwirtschaft und im Klimaschutz – Themen, die angesichts des globalen Klimawandels und der Herausforderungen einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion aktueller denn je sind. Argentinien und Deutschland, beides Länder mit starker landwirtschaftlicher Prägung, haben hier eine besondere Verantwortung und großes Potenzial, voneinander zu lernen und gemeinsam Innovationen zu entwickeln.

Die Jury nahm die innovativen Vorschläge der Start-ups genau unter die Lupe, wobei einige per Zoom zugeschaltet waren.

Die Start2 Group, eine Innovationsplattform für Startup-Ökosysteme, fungiert als zentrale Anlaufstelle für wachstumsorientierte Startups, Unternehmen und Investoren. Im Rahmen der AgTech Challenge 2024 präsentierten Sie die Zukunft der Technologie: Die vielversprechendsten Startups ihres LATAM Market Discovery Programms pitchten ihre innovativen Ideen vor einer Expertenjury bestehend aus: Dr.Anja Hansen, Koordinatorin der Leibniz-Innovations Farm direkt aus Deutschland, Gabriela Tallarico, Referentin für Informations-, Kommunikations- und Qualitätssysteme des argentinischen Instituts für landwirtschaftliche Technologie (Inta), Florencia Williams, Business Development Leiterin für Südamerika bei Start2-Group und Marnix Doorn, Teamleiter bei Agrinnova. Moderiert wurde das Event von Andrei Terán, Programm Manager bei Start2.

Jorge Gambale und Marnix Doorn.

“Vor etwa einem Monat haben wir die AGTech-Challenge gestartet, die sich an argentinische und deutsche Start-ups richtet, die in verschiedenen Bereichen aktiv sind, wie zum Beispiel: Technologie für Datenintegration und Rückverfolgbarkeit, Technologie zur Messung und Verbesserung der Bodengesundheit, digitale Lösungen für landwirtschaftliche Maschinen und schließlich Lösungen zur Förderung von Nachhaltigkeit und Transparenz in der Agrarindustrie”, so Kristin Eckert, Strategic Director in Südamerika bei German Accelerator und Managing Director Lateinamerika bei Start2-Group.

Am Montag-Abend präsentierten insgesamt neun Start-ups ihre innovativen Geschäftsideen. Für Deutschland traten betterSoil, E-vita, GeoPard Agriculture und KLIM an. Auf der Suche nach möglichen Geschäftspartnern in Argentinien, stellten sie vor dem lokalen Publikum ihre Ideen und Projekte vor. Auf argentinischer Seite waren Apolo Biotech, Agropago, ThermoReLeaf, NanoJump und Nunatak Biotech vertreten. Jedes Start-up hatte nur wenige Minuten Zeit, um seine Idee vorzustellen und die Jury von seinem Konzept zu überzeugen. Letztendlich entschied sich die Jury für eine deutsche Start-Up und eine lokale.

(v.l.n.r) Felix Jakobsen, Kristin Eckert, Marnix Doorn und Florencia Williams.

Die Gewinner im Überblick: von Deutschland nach Argentinien

KLIM: Alles beginnt im Boden
“Lebensmittelunternehmen verstehen oft nicht, wie sie den Dialog mit Landwirten führen sollen. Doch wenn wir echte Veränderungen erreichen wollen, müssen wir bei den Landwirten ansetzen. Entlang der Wertschöpfungsketten gibt es eine enorme Kluft. Landwirten fehlt es an finanzieller Unterstützung, fachlicher Beratung und nicht zuletzt an Anerkennung. Und genau hier kommt KLIM ins Spiel”, so Felix Jakobsen CCO bei KLIM. “In den letzten vier Jahren haben wir eine digitale Plattform entwickelt, die Landwirte in den Mittelpunkt stellt. Sie bietet Beratung auf Expertenniveau, Unterstützung, Überwachung und Berichterstattung sowie finanzielle Vergütung“. KLIM bietet Landwirten Dokumentations- und Finanzierungsmöglichkeiten für regenerative Maßnahmen sowie Zugang zu Wissen und einer Gemeinschaft. Sie dekarbonisieren die Landwirtschaft, indem sie CO₂ aus der Atmosphäre entfernen, Hektar für Hektar, und es in Form von Kohlenstoff im Boden speichern. KLIM, mit Hauptsitz in Berlin, beschäftigt mehr als 70 Mitarbeiter*innen, darunter ein Team aus technischen Ingenieuren und Experten im Bereich der Landwirtschaft. “Jetzt überlegen wir, 2026 auch in Argentinien zu starten. Wir sind hier, um zu entdecken, zu lernen und zuzuhören. Schließlich ist Landwirtschaft sehr unterschiedlich und hängt stark vom Kontext ab.”  

(v.l.n.r) Kristin Eckert, Martha Martorell, Marnix Doorn und Florencia Williams.

Nunatak: Inspiriert von der Natur, getrieben vom Impact
Nunatak, mit Hauptquartier in Buenos Aires, entwickelt Symbiosen zwischen Pflanzen und Mikroorganismen, um das Pflanzenwachstum unter extremen Bedingungen zu fördern und den Boden zu regenerieren. Das Start-up, das erst seit einem Jahr besteht, fokussiert sich auf vom Klimawandel betroffene Ökosysteme und fördert zugleich wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt. Mit über 35 wissenschaftlichen Expeditionen in die Antarktis und 20 Jahren Erfahrung entschlüsselt das Team Strategien biologischer Systeme zur Bewältigung “extremer Bedingungen”. Martha Martorell, COO und Mitgründerin des siegreichen Start-ups Nunatak, sprach exklusiv mit dem Argentinischen Tageblatt nach dem Gewinn. „Ich freue mich sehr, dass wir die Challenge unter den argentinischen Start-ups gewonnen haben. Was für uns heute am wichtigsten ist, jenseits der Finanzierung – die für jede Start-up von Bedeutung ist – ist es, Kontakte sowohl in Argentinien als auch in Deutschland und Europa zu knüpfen, um unser Geschäft international auszubauen”. 

Zum Abschluss des Abends wurden die Gäste eingeladen, im Hinterhof des Coworking-Spaces bei einem Glas Wein oder Bier Networking zu betreiben. 

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