Buenos Aires (AT) – Die argentinische Regierung unter Präsident Javier Milei hat überraschend die Aufhebung der Devisenbeschränkungen angekündigt. Ab Montag können sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen uneingeschränkt Devisengeschäfte tätigen. Hintergrund sind neue Finanzzusagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank.
Wirtschaftsminister Luis Caputo erklärte am Freitagabend in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz die Maßnahme. Demnach soll der Wechselkurs des argentinischen Peso (AR$) zum US-Dollar innerhalb einer Bandbreite von 1.000 bis 1.400 AR$ frei schwanken können. Erst bei einem Überschreiten dieser Schwankungsbreite soll die Zentralbank durch Interventionen am Devisenmarkt eingreifen.
Die Entscheidung markiert das Ende einer seit 2019 bestehenden Regimes, das argentinischen Bürgerinnen und Bürgern monatlich nur den Kauf von bis zu 200 US-Dollar erlaubte. Für Unternehmen bedeutete die Regelung jahrelange Einschränkungen bei Importen, Investitionen und Kapitalflüssen.
Der als „cepo“ (dt. „Fessel“) bekannte Mechanismus war unter der Regierung von Mauricio Macri wiedereingeführt worden. Der US-Dollar gilt seit Jahrzehnten als “Zufluchtswährung”, um den immer wiederkehrenden Wertschwankungen des Peso zu entgehen. Der “cepo” war ein seit 2003 von verschiedenen argentinischen Regierungen immer wieder eingesetztes Instrument, um den Zugang zum begehrten US-Dollar im Kampf gegen die Inflation einzugrenzen.
Unterstützung durch internationale Kreditgeber
Vorausgegangen war der Entscheidung die Zusage des IWF, Argentinien einen Überbrückungskredit in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar zu gewähren. Zusätzlich sicherten auch die Weltbank und andere multilaterale Institutionen dem südamerikanischen Land weitere Hilfen in Höhe von 6,1 Milliarden US-Dollar zu.
Die Devisenliberalisierung gilt als ein zentraler Schritt in der wirtschaftspolitischen Agenda Mileis, der sich dem marktwirtschaftlichen Umbau Argentiniens verschrieben hat. „Wir haben das letzte Glied der Kette durchbrochen, das uns gefesselt hielt“, erklärte Javier Milei in einer Videobotschaft in seiner bekannten extrovertierten Art. „Die Fessel ist endgültig entfernt.“
Überraschung an den Märkten
Die Ankündigung kam für viele Marktbeobachter überraschend. Analysten und Ökonomen hatten angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten frühestens im vierten Quartal mit einer Lockerung der Kapitalverkehrskontrollen gerechnet. Auf die Frage, warum die Regierung den Schritt vorgezogen hat, gibt es derzeit unterschiedliche Stimmen
Milei betonte, die bereitgestellten Mittel des IWF und der Weltbank würden die Zentralbank in die Lage versetzen, auf mögliche spekulative Angriffe vorbereitet zu sein. „Diese Gelder ermöglichen es uns, jeden im Umlauf befindlichen Peso mit einem Dollar zu decken“, so der Präsident.
Möglicherweise spielte auch das internationale Umfeld eine Rolle. Beobachter verweisen auf die jüngsten protektionistischen Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump, die weltweit zu erhöhter Volatilität an den Finanzmärkten geführt haben.
Das Echo innerhalb der argentinischen Unternehmerschaft war, wie die einflussreichsten argentinischen Medien – La Nación, Clarín oder El Cronista Comercial – bei Redaktionsschluss kolportierten, weitesgehend positiv bis überschwenglich.
Auch viele Ökonomen gaben dem Schritt des Teams um Milei ihre Approbation.
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