Buenos Aires (AT) – Am 30. November startete in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate der Klimagipfel des Jahres, die Internationale Klimakonferenz COP der Vereinten Nationen über den Klimawandel (UNFCCC). Am 12. Dezember geht er zu Ende.
Einen Tag früher, tritt in Argentinien ein neuer Präsident sein Amt an: Javier Milei. Im Vorfeld seiner Wahl löste der Politiker löste gerade beim Thema Klima heftige Kontroversen aus. Milei soll die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Klimakrise leugnen und sie für “Lügen des Sozialismus” halten. Javier Milei hat seine Position zur Klimakrise bereits vor den Präsidentschaftswahl im November deutlich gemacht: “All die Aussagen, die den Menschen für den Klimawandel verantwortlich machen, sind falsch und zielen nur darauf ab, Geld zu sammeln, um sozialistische Idioten zu finanzieren”.
¿Ein Leugner in der Casa Rosada?
Sein Amtsantritt am 10. Dezember wirft ein Fragezeichen auf die Zukunft der Umweltagenda, die in den letzten Jahren von Regierungen unterschiedlicher politischer couleour vorangetrieben wurde. Während der letzten Präsidentschaften von Mauricio Macri (2015-2019) und Alberto Fernández (2019-2023) hat das Land den Kampf gegen den Klimawandel als ” Staatspolitik ” definiert.
Cecilia Nicolini, die Sekretärin für Klimawandel und Anwesende auf der COP28, erklärte kurz vor ihrem eigenen Amtsende: “Wenn wir uns nicht um die Klimaagenda kümmern, setzen wir uns größeren Risiken, mehr Gefahren und größeren wirtschaftlichen Verlusten aus”. Die Folgen liegen auf der Hand: Argentinien leidet noch immer unter den Folgen einer historischen Dürre, die nach Angaben der Regierung Verluste von mehr als US$ 20 Milliarden verursacht hat.
Verena Böhme ist Geschäftsführerin der Stiftung Manos Verdes, einer gemeinnützigen Organisation zur Förderung des Umweltbewusstseins, mit Sitz in Buenos Aires, Argentinien. Böhme ist in Dubai und erklärte im Gespräch mit dem Argentinischen Tageblatt, wie sich Argentinien auf der Klimakonferenz positioniert und was vom neuen Präsident Javier Milei erwartet wird.
AT: Was wird auf der COP28 über den neuen Präsidenten Javier Milei gesagt? Welche Position vertritt Argentinien?
Böhme: Alle sind gespannt darauf, welche Positionen Milei zum Thema Klimawandel vertreten wird. Dadurch, dass er noch keine Präsidentschaft übernommen hat, gibt es auch noch keine offiziellen Aussagen. Die derzeitige Regierung macht gerade größere Zusagen zum Thema NDC (Nationally Determined Contributions), also die Reduzierung der Emissionen, was natürlich dann an den neuen Präsidenten vererbt wird. Die verschiedenen Länder und Repräsentanten, auch aus Deutschland, die ich hier getroffen habe, sind sehr interessiert, was da passieren wird. Aber es sind wie gesagt alles nur Gerüchte. Jeder Wandel und Wechsel ist für Argentinien erstmal gut, was dann daraus gemacht wird, werden wir ja noch sehen.
AT: Welches sind die 3 wichtigsten Probleme des Klimawandels in Argentinien? Wo sollte der Schwerpunkt in den kommenden Jahren liegen?
Böhme: Das Allererste ist natürlich die Reduzierung der Förderprogramme für fossile Energien. Das muss deutlich reduziert werden, wenn wir international im Face Out von fossilen Energien mithalten wollen. Das ist auch etwas, was hier, auf dem Klimagipfel, verhandelt wird, sprich die Steigerung des Anteils an erneuerbaren Energien und die Reduzierung an fossilen Energien. Die größte Herausforderung ist hier, denke ich, vor allem im Bereich Energie und Transport für Argentinien. Das zweite Problem im Thema Klimawandel ist die Anpassung der Städte, beziehungsweise wie sich die verschiedenen Städte und Regionen an den Klimawandel anpassen können. Von der Selva bis zur Antarktis haben wir in Argentinien hier alle Klimazonen enthalten, und dementsprechend die unterschiedlichsten Probleme: von Überschwemmungen hin bis zur extremen Trockenheit und Wassermangel. Hier ist Regionalarbeit angefordert, das bedeutet einen Zusammenschluss zwischen verschiedenen Provinzen und auch auf Stadtebene. Der dritte Punkt ist die Anpassung der Landwirtschaft, zum Beispiel an große Trockenheiten und an Überschwemmungen. Diese Wetterextreme, die sowohl die Viehwirtschaft als auch die Landwirtschaft und auch die Produktion deutlich beeinflussen.
AT: Was sollte Javier Milei in seiner Regierung bezüglich des Klimawandels in Acht nehmen?
Böhme: Das Wichtigste ist, dass Javier Milei den Klimawandel in seine Top Agenda nimmt, auch aus wirtschaftlicher Sicht. Zum einen Marktmechanismen finden, gute Fachleute im Ministerium haben, die das Thema Klimawandel bearbeiten und auch die internationale Zusammenarbeit fördern können, und zum anderen aber auch die Koordination zwischen Provinzen und Städten effizienter und qualitativ besser in Zukunft hinbekommen. Das bedeutet eine große Investitionen in Technologie und Innovation, aber es heißt auch eine große Chance für Argentinien.
Wie entstand die COP
Mit dem 1992 beschlossenen COP-Abkommen der Vereinten Nationen wurden die grundlegenden Regeln und Erwartungen für die globale Zusammenarbeit im Bereich des Klimawandels festgelegt. Dieser Weltklimagipfel findet jedes Jahr statt, um zu verhandeln und Maßnahmen zu ergreifen, um internationale Vereinbarungen zum Klimawandel zu treffen. An der Veranstaltung nehmen die Staatsoberhäupter und Delegationen der einzelnen Länder sowie Nichtregierungsorganisationen und Wirtschaftsführer teil.
Eine wichtige Konferenz war die COP21 im Jahr 2015 in Frankreich, auf der das Pariser Abkommen, der wichtigste UNFCCC-Vertrag, unterzeichnet wurde. Darin wird das Ziel festgelegt, die globale Erwärmung “deutlich unter” 2°C, sogar auf 1,5°C, zu begrenzen, um einen katastrophalen Klimawandel zu vermeiden.
Im einem Anfang Dezember erschienen Global Tippings Points Report, fordern rund 200 Wissenschaftler Kipppunkte im Erdsystem ernster zu nehmen. Dabei geht es um das grönländische und das westantarktische Eisschild, die subpolare Wirbelzirkulation im Nordatlantik, Warmwasserkorallenriffe und einige Permafrost-Gebiete. Unter Kipppunkten versteht man in der Klimaforschung, wenn durch kleine Veränderungen ein Domino-Effekt ausgelöst wird, dessen Folgen unter Umständen nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
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