24. 05. 2024

Buenos Aires (AT) – Die zu Ende gehende Woche sah die Rückkehr eines alten Bekannten der argentinischen Wirtschaft. Bei Redaktionsschluss, am Freitag, 24. Mai pendelt der “Dollar Blue” nahe der Marke von AR$ 1.280, Rekord in den letzten fünf Monaten; sprich seit Javier Milei und sein Team, das Ruder der argentinischen Wirtschaft führen. In nur zehn Tagen stieg der “blue” – und die meisten auf dem Finanzmarkt gehandelten Währungen – somit um 20 % im Wert. Allein in dieser Woche legte der “blue” um mehr als 160 ARS$ zu. Damit stand der “Blaue Dollar” um 43,8 % höher als sein grüner Verwandter, der dem vom Währgunshüter festgesetzten Kurs entspricht. Zur Einordnung: Der „Dollar Blue“ ist der Wechselkurs, der auf dem Schwarzmarkt für den Greenback auf der Grundlage des freien Spiels von Angebot und Nachfrage gezahlt wird.

Der Parallelmarkt Argentiniens nimmt Fahrt auf, fürchten deshalb jetzt die einen; eine zu erwartende Reaktion, kontern die anderen. Fakt ist: der argentinische Devisen-Markt, bleibt in Bewegung. Die wieder aufgehende Schere zwischen dem offiziellen Kurs des US-Dollar und seinem Handelswert am Schwarzmarkt bringt den argentinischen Peso unter Druck. Von Stabilität kann trotz der ersten Teilerfolge der Regierung Milei bei Inflation und Haushalt noch keine Rede sein. Denn, wie Argentinien-Kenner wissen, im Land der ewig wiederkehrenden Krisen ist nicht der offizielle Wechselkurs das Maß aller Dinger, sondern seine Schatten.

Angesichts der Angst und der Ungewissheit suchen die Menschen Zuflucht im Dollar, der ihnen „immer ein Gefühl der Sicherheit gegeben hat“.

Analyse und Prognose

Der Markt führt das Verhalten des blue der letzten Tage auf die Entscheidung der Zentralbank (BCRA) zurück, den Zinssatz auf einen Stand von 3.3% zu senken, was bereits zu einem Anstieg des Devisenwertes bei Geldgeschäften geführt hatte. Nachdem bekannt geworden war, dass sich die Inflation wieder im einstelligen Bereich befindet (8,8 %), hatte die Währungsbehörde am vergangenen Dienstag beschlossen, ihren geldpolitischen Zinssatz um 10 Prozentpunkte zu senken. Die Zinssenkung hat nun auch zum Anstieg der US-Währung auf dem Devisen-Schwarzmarkt, auf dem vor allem Verbraucher Devisen nachfragen. 

Der Wirtschafts- und Börsenanalyst, Claudio Zuchovicki.

Claudio Zuchovicki ist Wirtschaftsanalyst aus Buenos Aires. Auf die Frage nach dem Anstieg des blauen Dollars äußerte der Experte: „Die Zentralbank hat an drei Tagen in Folge die Lage genutzt, um auf dem Markt Dollarbestände zum offiziellen Dollar aufzukaufen. Wenn die Befürchtung besteht, dass es zu einem Ansturm auf den Wechselkurs oder einem Anstieg des Dollars kommen könnte, beruhigt mich die Tatsache, dass die BCRA die Lage nutzen wird, um ihre Reserven zu füllen”, erklärte Zuchovicki in einem Interview mit Radio Rivadavia.

In diesem Sinne forderte er zur Ruhe auf und rief dazu auf, alle Variablen des Kontextes zu berücksichtigen, auch wenn er betonte, dass diese Signale nicht ignoriert werden dürften und dass man das Verhalten des Dollars „nicht unterschätzen“ dürfe. Der Argentinien-Kenner weiß: es gilt weiter wachsam sein.

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