Buenos Aires (AT) – Die Medizin definiert Stress als einen Zustand der Sorge oder geistigen Anspannung in schwierigen Situationen. Das ist es auch, was Argentinien nach 10 Tagen Kältewelle und niedrigen Temperaturen mit knapper Energieversorgung in den letzten Tagen erlebte. Obwohl sich in Vaca Muerta die zweitgrößte Gasreserve der Welt und die viertgrößte Ölreserve befinden, bringen die für das Land ungewöhnlich tiefen Temperaturen die Herausforderungen ans Licht, denen sich Lateinamerikas drittgrößte Vokswirtschft heute bei der Energieversorgung gegenübersieht.
Mehr als 150 große Unternehmen und Industriebetriebe erlitten in der letzten Woche Unterbrechungen bei der Gasversorgung und mussten merhmals ihre Produktion unterbrechen. Gleichzeitig muss die Regierung Energie aus Bolivien, Paraguay, Brasilien und Uruguay importieren, um die Spitzenzeiten decken zu können. Bis Mitte der Woche stammten nach Angaben von Cammesa (Verwaltungsgesellschaft für den Stromgroßhandelsmarkt) mindestens 7 % der in das Verbundnetz eingespeisten Energie aus den Nachbarländern.
Die Nachfrage von Haushalten und Unternehmen an Gas kam zeitweise einem Verbrauch von rund 80 Millionen Kubikmeter (m3) pro Tag nahe. Normalerweise beläuft sich der Konsum im Mai auf nicht mehr als 45 Millionen m3.
Die Regierung musste am Mittwoch die Gasversorgung einiger Industrien, CNG-Tankstellen und thermoelektrischer Anlagen aufgrund der Versorgungsproblemen, aussetzen. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums war die Aussetzung des Dienstes für die als „nicht vorrangig“ eingestufte Nachfrage dazu da, die Grundversorgung von Geschäften, Schulen, Krankenhäusern und Haushalten sicherzustellen.
Die Gründe der Versorgungs-Engpäße
Nach Regierungsangaben war die Teilaussetzung der Gaslieferungen vor allem durch drei Faktoren bedingt: Probleme beim Gastransport innerhalb Argentiniens; verwaltungstechnische Probleme, die den Import einer Ladung Flüssigerdgas (LNG) aus Brasilien verzögerten; sowie die niedrige Temperaturen, die sie für den Monat Mai als „außergewöhnlich“ bezeichnete.
Die staatliche Energiegesellschaft Energia Argentina (Enarsa) hatte etwa mit dem brasilianischen Staatsunternehmen Petrobras die Lieferung von insgesamt 14 Millionen m3 LNG im Wert von US$ 22 Millionen abgeschlossen. Am Dienstag und Mittwoch sollte es zur ersten Lieferung in Höhe von 7 Millionen m3 im kommen. Aufgrund eines Fehlers bei der Erstellung des Akkreditivs und des Mangels an Dollars zur späteren Stornierung lehnte Brasilien jedoch die Zahlung ab und befahl, das LNG nicht abzuliefern.
Santiago Urbiztondo, Ökonom bei der Stiftung FIEL und Spezialist für Energiefragen, wies im Gespräch mit dem Portal Chequeado, auf die höchste Hürde, um die lokale Energieversorgung zu garantieren „Die inländische Gasproduktion reicht normalerweise für den normalen Verbrauch aus. Nur im Winter, wenn der saisonale Verbrauch seine Spitzen erreicht, muß nachgelegt werden”.
Der Experte errinerte daran, das insbesondere mit das Wachtum der Fördertätigkeit in Vaca Muerta für Entlastung sorgen könnte. “Aber es fehlt an Transportinfrastruktur“, erklärte Urbiztondo. Angesichts dieses Szenarios ist das Land gezwungen, im Winter Gas zu importieren.
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