14. 03. 2024

Buenos Aires / Düsseldorf (AT) – Als Familie Schroeder 2001 den ersten Spatenstich für ihre inzwischen 200 Hektar zählende Bodega in den Wüstenboden im Norden der Provinz Neuquén setzten, hielten die meisten Hermann Schroeders Wein-Projekt für diskret gesagt, „waghalsig“. Der Standort – San Patricio del Chañar, auf 39º südlicher Breite und 1.100 km Entfernung von der Hauptstadt Buenos Aires entfernt- war bis dato allein bekannt für seinen Wind, die Trockenheit und ausgedehnte Entfernungen. Bevölkerung: 1,5 Einwohner pro Quadratkilometer. Zudem, der Gründer war nicht vom Fach: Hermann hatte in Córdoba Medizin studiert. Doch der für seinen Mut und Innovationsfreude bekannte Deutsch-Argentinier ließ sich nicht beirren. Schon sein Vater, Heinz Hermann Theodor Schroeder, hatte sein Schicksal in die Hand genommen, als er sich 1927 in der nahezu Region niederließ. Der pater familias hatte in den Pionierzeit der 30er Jahre im damals noch wilden Patagonien unter anderem bei Canale, einem traditionellen Traubenproduzenten gejobbt bevor er bei Bayer und BASF anheuerte. Was blieb war der Traum der eigenen Bodega, den er seinem Sohn in die Wiege legte.

Heute stehen die Flaschen des Familienunternehmens nicht nur auf den Tischen von Botschaften, Handelskammern und Restaurants Argentiniens und Europas. Ihr Pinot Noir gilt als einer der besten des Landes. Das Geheimnis des heute von den Söhnen Roberto, Alejandro, Luis Mario und Juan Carlos geleiteten Betriebes ist die gelungene Mischung aus deutschem Unternehmertum und argentinischer Resilienz, wie viele Experten dem Label bekundeten.

Los hijos Alejandro, Juan Carlos.,Roberto y Luis Mari con su padre Hermán (en el centro, abajo)
Der Gründer der Bodega Familia Schroeder (u.m.). Oben v.l.n.r. die Söhne: Alejandro, Juan Carlos, Roberto und Luis Mario. (Foto: Gentileza Fam. Schroeder)

Der Bau der Bodega in der sonst nur von Füchsen, Kondoren und Guanakos bewohnten Gegend brachte zudem die Reste einer bisher unbekannten Spezies pflanzenfressender Dinosaurier zu Tage. Alter: 75 Millionen Jahr. Länge 12 Meter.  Die Paläontologen tauften das Tier: „Panamiracansaurus Schroederi“. Nicht von ungefähr nennt sich eines der bekanntesten Weine der Familie „Saurus“.

Das Auslandsgeschäft

Kein newcomer auf dem internationalen Markt, ist das Unternehmen seit Jahren im Ausland präsent, wo es inzwischen rund 30% seines Umsatzes erwirtschaftet. Für das laufende 2024, setzt das Unternehmen neuen Schub nach einem 2023, der geprägt von Inflation, Kostenexplosion und Konsumrückgang zu einem Umsatzrückgang auf dem argentinischen Markt von 6,3% führte. Familia Schroeder produziert über 2 Millionen Flaschen (1,6 Millionen Liter) im Jahr. Darunter: Pinot Noir, Malbec, Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Chardonnay oder Sauvignon Blanc.

Im Rahmen der Öffnung und Neuausrichtung der argentinischen Wirtschaft hofft das Team um CEO Roberto Schroeder und Chef-Sommelier Leonardo Puppato darauf, ihren Fußabdruck vor allem auf den deutschsprachigen Märkten zu erweitern, wie die Kaufmännische Leiterin des Unternehmens Paula Herrera erklärt. Argentinisches Tageblatt traf Herrera am Rande der Prowein 2024, wo die argentinischen Winzer mit rund 31 Bodegas mehr als nur Präsenz zeigten. Ein Gespräch über Pinot Noir und Wettbewerb in der Neuen Welt.

Familia Schroeder auf der Prowein 2024
Der Stand der Familia Schroeder auf der ProWein 2024: Carolina Peter, Luis Schroeder und Paula Herrera (v.l.n.r.) (Gentileza: Familia Schroeder)

Argentinisches Tageblatt: Wie steht der argentinische Wein heute da im Vergleich zu anderen Weinen aus der Neuen Welt, wie den USA, Chile, Australien, Südafrika oder Perú? Wie viele Plätze konnte er gegenüber seinen Wettbewerbern Gut machen?

Paula Herrera: Zweifelsohne haben wir im Laufe der letzten Jahre einen Qualitätssprung gemacht. Ein Zeichen dessen ist, dass unsere Weine heute sowohl in spezialisierten Weinhandlungen zu finden sind als auch das sie sich ihren Platz auf den Speisekarten der besten Restaurants erkämpft haben.

Wie groß ist das Potenzial des deutschen und europäischen Marktes für Familia Schroeder heute?

Das Wachstumspotenzial ist sehr gross. Ausländische Märkte brauchen viel mehr Zeit als lokale Märkte, um sie zu durchdringen, aber wir haben mehr als einen Grund optimistisch sein zu können, unter anderem, da “Patagonia” sich zu einer emblematischen Marke in der Welt gemausert hat.

Welchen Stellenwert hat das Exportgeschäft für Familia Schröder im Allgemeinen?

Heute sind etwa 30 % unserer Produktion, die ins Ausland gehen. Doch entsprechend der Devise des Unternehmens bleibt unser Fokus immer auf einem nachhaltigen und langfristig orientierten Wachstum; und immer unter Berücksichtigung unseres Heimat-Marktes, auf dem unsere Weine sehr gefragt sind.

Welche Rebsorten Ihres Unternehmens werden heute von den deutschen Importeuren aber auch von den Verbrauchern am stärksten nachgefragt und warum?

Wir sehen hier einen starken Trend zu neuen Rebsorten. Allerdings, unser Aushängeschild bleibt nach wie vor der Malbec. Zu unseren großen Wettbewerbsvorteilen zählt aber auch unser Portfolios, das acht verschiedene Pinot Noirs vorweisen kann, darunter von Stillweinen bis hin zu gelungenen Schaumweinen. Auch unsere Chardonnays und Merlot begeistern immer mehr. Doch bleibt der Malbec der Türöffner schlechthin. Malbec ist und bleibt eben Spitze.

Welche Herausforderungen identifiziert Familia Schröder, um ihren Umsatz in Deutschland/Europa zu steigern?

Es gibt einige Faktoren zu berücksichtigen. Darunter: Nachhaltigkeit und Bio-Zertifizierung, Umweltschutz sowie die Verbesserung der Lieferzeiten, die uns einen größeren Vertrieb ermöglichen. Es gilt vor allem aus den großen urbanen Zentren in ländliche Gebiete vorstoßen zu können und auch den regionalen Vertrieb zu verbessern. Das Ziel bleibt jedoch immer dasselbe: dem Endverbraucher immer näher zu sein. Denn, der Wettbewerb nimmt zweifellos zu, und, um dem Verbraucher immer näher zu sein, ist es maßgebend, wie wir unsere strategischen Partner auswählen. Hier ist die Kommunikation entscheidend: der Verbraucher will schnell, richtig, aber auch bedürfnisorientiert informiert werden. Das bedeutet immer aktualisierte Informationen für die Verbraucher bereitzuhalten. Denn der Verbraucher ist zunehmend bereit immer mehr Neues auszuprobieren wollen.

Welche Markteinführungen und neue Etiketten sehen Sie für dieses Jahr in Deutschland und Europa vor?

Wir versuchen ständig uns immer besser an die Anforderungen des hiesigen Marktes anpassen zu können. Schwerpunkte sind derzeit: Flaschengewicht; Alkoholgehalt; sowie neue nachhaltige Anbausysteme, die uns eine bessere und stärkere Durchdringung der europäischen Märkte ermöglichen werden.

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