Buenos Aires (AT) – Techno ist mehr als nur ein Musikgenre – es ist eine universelle Sprache, die kulturelle Barrieren überwindet und Menschen weltweit vereint. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Toca Discos“, vom Goethe-Institut Buenos Aires, hatte das Argentinische Tageblatt die Gelegenheit mit dem renommierten DJ-Duo Gome aus Hamburg zu sprechen. Sie brachten den Klang der Hansestadt in die argentinische Hauptstadt und zeigten, wie Musik als verbindendes Element zwischen Kontinenten wirken kann.
Das Goethe-Institut Buenos Aires präsentiert die Reihe TOCA DISCO als Tribut an die Wurzeln der Dance Music. Die Veranstaltung besteht aus vier Modulen: TOCA DISCO RADIO, TOCA DISCO CHARLA, TOCA DISCO FIESTA und TOCA DISCO QUEER, die vom 23. November bis zum 3. Dezember stattfinden. Die deutschen DJs, die eigens für dieses Event anreisen, geben am Donnerstag, den 28. November, einen Vortrag im Centro Cultural San Martín. Der Höhepunkt ihrer Teilnahme ist jedoch die „Toca Disco Fiesta“ am Freitag, den 29. November, in der Gong-Disko im Herzen von Buenos Aires, zusammen mit weiteren DJs der argentinischen Szene.
Das DJ-Duo Gome sorgt aktuell für Aufsehen in der internationalen House-Szene. 2023 gründeten sie ihr eigenes Label „Snackwax“, und gleich mit der ersten Veröffentlichung, „Tell Me“, schafften sie es direkt in die Top Ten der besten House-Tracks des Jahres bei Beatport. Ihr Sound ist eine unverwechselbare Mischung aus rohem 90er-House mit Einflüssen von Funk, Disco und Soul. Wer Gome wirklich verstehen will, sollte sie live erleben – sei es als DJs oder, bei einem ihrer Live-Auftritte. Robin und Julian, das Duo aus Hamburg, hat seit ihrem Durchbruch mit Releases auf Toy Tonics die House-Szene weltweit in ihren Bann gezogen.
Als Live-Act treten sie mit einem reinen Hardware-Setup auf, komplett ohne Computer. Bewusst distanzieren sie sich von sauber bearbeiteter Computermusik und scheuen sich nicht, ihre Instrumente hervorzuholen und live vor Clubpublikum zu spielen. Genau diese unmittelbare Verbindung und Einzigartigkeit sorgen regelmäßig dafür, dass Tanzflächen in Top-Destinationen weltweit gefüllt sind, darunter Mexiko-Stadt, Berlin, Tiflis, London, Mailand und Rom. Nach nur drei Jahren haben sie bereits Unterstützung in Deutschland und darüber hinaus gewonnen.
AT: Was bedeutet House-Musik für Euch persönlich, und wie hat sie euch dazu inspiriert, DJs zu werden?
DJ Gome: House-Musik ist für uns weit mehr als nur ein Genre – sie ist ein Lebensgefühl. Die Energie, die House-Musik ausstrahlt, hat uns von Anfang an begeistert und inspiriert. Die Möglichkeit, Menschen zusammenbringen und mit Musik Emotionen erwecken zu können, ist was uns dazu gebracht hat DJs zu werden. Egal, ob es ein klassischer House-Track oder ein experimenteller Sound ist – für uns geht es darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Leute den Alltag vergessen und einfach den Moment genießen können. Diese Magie hat uns motiviert, nicht nur Musik zu hören, sondern selbst Teil davon zu werden
Wie hat sich die Houseszene in Deutschland entwickelt, und wie unterscheidet sie sich vom Rest Europas?
Die Houseszene in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt und eine ganz eigene Identität aufgebaut. Schon in den 90ern begannen deutsche Städte wie Berlin, Frankfurt/Offenbach und Hamburg zu Hotspots mit ikonischen Clubs wie dem Berghain, Robert Johnson und dem Golden Pudel Club zu werden, die die Szene nachhaltig geprägt haben. Was Deutschland vom Rest Europas unterscheidet, ist die Mischung aus kultureller Vielfalt und einer sehr Do It Yourself-orientierten Mentalität. Hier ist die Underground-Szene besonders stark, und es gibt unzählige Kollektive, die kleine, intime Partys organisieren und neue Künstler*innen fördern. Im Vergleich zu anderen Ländern, die oft glamouröser und poppiger auftreten, ist die deutsche Szene häufig rauer und direkter, mit einem Fokus auf den puren Sound und die Cluberfahrung.
House wird häufig mit Freiheit und Gegenkultur assoziiert. Seid ihr damit einverstanden? Welche Rolle spielt House-Musik, für euch, in der heutigen Gesellschaft und Kultur?
Ja, definitiv. House-Musik ist von ihren Wurzeln her eine Bewegung, die für Freiheit, Inklusion und das Überwinden gesellschaftlicher Grenzen steht. Sie hat ihren Ursprung in der LGBTQ+-Community und in marginalisierten Gruppen. Diese Werte prägen uns und das Genre bis heute. In der heutigen Gesellschaft sehen wir House-Musik als eine Art Katalysator. Sie bringt Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammen und fördert den Austausch. Gerade in einer Zeit, in der die Welt oft stressig und polarisiert ist, bietet House-Musik eine Plattform für Gemeinschaft, Lebensfreude und kreativen Ausdruck. Für uns hat House-Musik auch eine kulturelle Verantwortung: Sie erinnert daran, woher sie kommt, und inspiriert, weiterhin Räume zu schaffen, die inklusiv und respektvoll sind.
Euer erster Besuch in Buenos Aires: Wie nehmt ihr die argentinische Houseszene wahr? Was erwartet ihr? Kennt ihr DJs aus Argentinien?
Wir freuen uns unglaublich auf unseren ersten Besuch in Buenos Aires und darauf, die argentinische Houseszene hautnah zu erleben! Was wir bisher gehört haben, ist, dass die Szene dort voller Energie und Leidenschaft ist. Wir erwarten eine richtig herzliche, energiegeladene Atmosphäre und eine Crowd, die offen für verschiedene Sounds ist. Einige argentinische DJs kennen wir natürlich, wie DJs Pareja, deren Sound uns sehr beeindruckt hat, Pabels, unseren Freund Ale Castro aus Mendoza und die super talentierte Lucia Scholtus. Wir sind gespannt darauf, mehr lokale Künstler*innen kennenzulernen und in die Szene einzutauchen. Es wird sicher ein unvergessliches Erlebnis, unsere Musik mit dem argentinischen Publikum zu teilen und Teil dieser Kultur zu sein!
House wird oft als “universelle Sprache” beschrieben. Gibt es dennoch kulturelle Unterschiede, die eure Sets beeinflussen, im Vergleich zu einem Auftritt in Hamburg?
Definitiv, kulturelle Unterschiede spielen eine große Rolle und beeinflussen unsere Sets immer. House mag zwar eine universelle Sprache sein, aber wie sie verstanden und gefeiert wird, kann von Ort zu Ort sehr unterschiedlich sein. In Buenos Aires erwarten wir eine leidenschaftliche und intensive Energie, mit einem Fokus auf treibende Rhythmen und emotionale Melodien. Solche Unterschiede nehmen wir gerne auf, indem wir unsere Sets spontan anpassen und uns von der Stimmung im Raum leiten lassen.
Was möchtet Ihr dem Publikum in Buenos Aires durch eure Musik vermitteln – mehr als nur Beats und Rhythmen?
Wir möchten dem Publikum in Buenos Aires mehr als nur Musik bieten – wir wollen ein gemeinsames und nachhaltiges Erlebnis schaffen. Unsere Musik soll nicht nur zum Tanzen animieren, sondern auch Emotionen hervorrufen und uns verbinden. Es macht uns Spaß, unsere Sounds und Einflüsse mit anderen zu teilen, und wir hoffen, dass das Publikum unsere Leidenschaft spürt.
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