Buenos Aires (AT) – Mitte des 20. Jahrhunderts, vor fast 70 Jahren, beschloss die Konzernmutter von Mercedes-Benz, dass Argentinien der Ort für die Ansiedlung ihrer ersten Automobilproduktion außerhalb Deutschlands sei. Heute, unter ganz anderen Bedingungen, betraut das Hamburger Unternehmen Miniatur Wunderland, gegründet von Gerrit und Frederik Braun, das argentinische Familienunternehmen United Scale Arts mit einem Auftrag ähnlicher Dimension: eine Miniatur-Kopie der Stadt Rio de Janeiro, Brasilien, und -danach- der Antarktis und Patagoniens. Südamerika steht im Mittelpunkt, bald auch im H0 (1:87) – Format.
Es handelt sich um ein Projekt, das später auf die Nachbildung von Regionen wie Mittelamerika ausgedehnt werden soll aber auch Bau-Ikone beinhalten soll, wie das von Lateinamerikas Architektur-Papst Oscar Niemayer entworfene “Sambódromo”, berichtet Carlos Cristófalo, Journalist des spezialisierten Mediums Autoblog.
Eine Welt in Miniatur
Miniatur Wunderland ist laut Guinness World Records die größte Modelleisenbahnanlage der Welt. Sie befindet sich in der Speicherstadt in Hamburg und wird von der Miniatur Wunderland Hamburg GmbH betrieben. Auslöser war im Jahr 2000 die Idee der Brüder Braun, eine Modellbahnanlage für den Publikumsverkehr zu bauen. Knapp 300 Quadratmeter Fläche wurden veranschlagt. Erste Geldgeber waren die klassischen drei “F” eines jeden entrepreneurs: “friends, fools & family“. Nach anfänglicher Ablehnung gab die Hamburger Sparkasse einen Kredit von damals noch zwei Millionen Mark, unterstützt von der Bürgerschaft Hamburg.
Familie Martínez: Pasion für den Modellbau
Bildschnitt: Das Haus der Familie Martínez in Pilar, im Norden der Hauptstadt Buenos Aires, ist zugleich Atelier und Werkstatt. Grundlage des Erfolges des Familienunternehmen ist es sie es, eine Tätigkeit, die normalerweise ein Hobby oder Zeitvertreib ist, in eine durchgeplante, industrielle Serien-Produktion urbaner Kulissen zu verwandeln. Das Ziel: Besucher sollen die Topografie, die Gebäudetypologien aber auch die Stadtviertel von Metropolen wie eben Rio de Janeiro oder des Panamakanals in Miniaturform erfahren zu können. Das Familienunternehmen beschäftigt bis zu 46 Mitarbeiter.
1988 kündigte Ricardo Martinez seinen full-time Job, um sich ganz dem Eisenbahnmodellbau zu widmen. Der Boom kam 2017: In New York installierte die Familie Martinez ein Modell, das auf einer Fläche von 110 Quadratmeter die Iguazu-Fälle und den Panamakanal darstellt.
Zehn Monate dauerte die Fertigstellung des Miniatur-Modells am Times Square. Dort kamen auch die Braun-Brüdern mit der Arbeit der Martínez in Berührung. Der Anblick brachte sie auf die Idee, Miniatur Wunderland auf Lateinamerika zu erweitern. Die Deutsche Welle informierte die Martínez über diese eigentümlichen Deutschen, die etwas in die Tat umsetzten, wovon sie schon immer geträumt hatten.
Eine gemeinsame Sprache
Modelleisenbahnen sind die gemeinsame Sprache, die beide Unternehmen verbindet. Das Unternehmen Miniatur Wunderland setzt darauf, mittels der Kreativität, Vision und schlüsselfertiger Baumethoden der Martínez global wachsen zu können. Zur Beratung und zur Festlegung bestimmter Normen oder Bauweisen, die von Wunderland und der Europäischen Gemeinschaft gefordert werden, kommen deshalb immer häufiger Techniker und Spezialisten aus der Hamburger Zentrale auf die Baustelle in Pilar. Hier arbeiten sie genauso organisiert wie in Hamburg, erklärt Cristófalo, von Autoblog. Der Unterschied: die deutschen Experten lernen vor den Toren von Buenos Aires zu improvisieren, neu zu denken und Probleme mit begrenzten Ressourcen zu lösen – wie ein echter Argentinier.
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