01. 08. 2024

Von Norma Domínguez
für das Argentinisches Tageblatt

Buenos Aires (AT) – Die Schweiz begeht eine neue Ausgabe ihres Nationalfeiertages. Die Feierlichkeiten starten gestern mit der offiziellen Empfang der Botschaft im Palacio San Miguel in Buenos Aires, zu dem rund 500 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und der internationalen sowie der in Argentinien lebenden Schweizer Gemeinschaft kamen.

Hans-Ruedi Bortis, embajador suizo, 2024
El embajador de la Confederación Suiza en la Argentina, Hans-Ruedi Bortis. (Foto: Gentileza Embajada Suiza)

Heuer gab es mehrere Gründe zum Feiern. Insbesondere aufgrund der Fortschritte, die gerade in den letzten Monaten erzielt werden konnten, wie Botschafter Hans-Ruedi Bortis im Gespräch mit dem Argentinischen Tageblatt erklärt. Von der Wiederaufnahme der Verhandlungen zum Abschluss des bilateralen Abkommens zwischen der EFTA und dem Mercosur über die Besuche von Javier Milei bis hin zur Unterzeichnung des neuen Abkommens über die soziale Sicherhei zeigt der Terminkalender gleich mehrere Höhepunkte für die Beziehungen zwischen Argentinien und der Schweiz. Was bleibt ist eine nicht weniger gefülte To-Do-Liste, mit dem Ziel den wirtschaftlichen Austausch zwischen beiden Ländern weiter in Fahrt zu bringen. Ein kurzer Rück- und Ausblick auf das bilaterale Tagesgeschehen anlässlich des neuen Schweizer Nationalfeiertags.

Argentinisches Tageblatt: Im März waren rund 20 Parlamentarier aus Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz – den vier Mitgliedsländern der Europäischen Freihandelsassoziation – in Buenos Aires zu Gast, um den Stand der EFTA-MERCOSUR-Verhandlungen zu erörtern. Wie beurteilen Sie rückblickend dieses Treffen und wie würden Sie den Stand des Abkommens einschätzen, das im April nach fast vier Jahren „Sackgasse“ wieder auf den Weg gebracht wurde?
Hans-Ruedi Bortis: Generell kann ich sagen, dass sich die bilateralen Beziehungen seit Januar sehr dynamisch entwickelt haben. Nicht nur, dass Präsident Milei die Schweiz bereits zweimal besucht hat (auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos und auf dem ukrainischen Friedensgipfel in Luzern), sondern auch weil wir in der ersten Jahreshälfte mehrere hochrangige Schweizer Delegationen hier in Buenos Aires empfangen konnten. Der Besuch von EFTA-Parlamentariern vom 17. bis 20. März war ein Beweis für die guten Beziehungen, die durch hochrangige Besuche und eine erneute Bekräftigung der Verpflichtung zum Abschluss eines Freihandelsabkommens gekennzeichnet waren, auch wenn noch wichtige Fragen zu klären sind.

Embajada suiza, Isabelle Mauhourat, Siro Beltrametti.
Die Vorsitzenden der Schweiz-Argentiniischen Kommission: Helene Budliger Artieda, Staatssekretärin der Schweiz, und Marcelo Cima, Staatssekretär für internationale Wirtschaftsbeziehungen des argentinischen Außenministeriums (Foto: Außenministerium).)

Ebenfalls im Mai wurde ein Abkommen unterzeichnet, das den Namen “Abkommen zur sozialen Sicherheit” trägt. Was bedeutet diese Vereinbarung zwischen beiden Ländern für die Schweizer Gemeinschaft in Argentinien?
Wir haben mit Bundeskanzlerin Diana Mondino ein Abkommen über die soziale Sicherheit unterzeichnet, von dem Bürger profitieren, die im jeweils anderen Land gearbeitet haben oder sich dort niedergelassen haben. Dieses Abkommen ermöglicht es den Schweizern, argentinische Renten zu beziehen, wenn sie in die Schweiz zurückkehren, und umgekehrt, und wird derzeit im argentinischen Kongress ratifiziert.

Vor einigen Wochen fand das 5. Treffen der Geteilten Wirtschaftskommission unter der Leitung der Schweizer Wirtschaftsministerin Helen Budliger Artieda statt, die sich hier in Buenos Aires mit Vertretern von Schweizer Unternehmen in Argentinien traf. Vor diesem Hintergrund, wie hat sie die Wirtschafts- und Handelssituation heute in Argentinien erlebt? Welches waren die Hauptthemen, die Ihr von Unternehmensseite angetragen wurden?
Die makroökonomischen Erfolge der argentinischen Wirtschaft in den letzten Monaten sind zweifellos beachtlich (niedrige Inflation, Haushaltsüberschuss und erhöhte Devisenreserven). Die Schweizer Unternehmen berichten von einer Verbesserung bei den Einfuhrbeschränkungen. Eine gewisse Unsicherheit bleibt aber in Bezug auf internationale Zahlungen und die Rückführung der in Argentinien erwirtschafteten Gewinne. Ein weiteres großes Problem ist die Besteuerung.

Auch in der Botschaft gab es Veränderungen: das Ende der Amtszeit des stellvertretenden Missionsleiters, Siro Beltrametti, sowie die Pensionierung von Kulturattaché, Frau Isabelle Mauhourat, nach 28 Jahren im Amt. Für Herrn Beltrametti ist seit dem 1. Juli Ratsmitglied Luca Urech tätig sowie, im Kulturressort, Federico Poore verantwortlich. Welches Erbe treten beide an?
In einer Botschaft ist die Fluktuation von versetzbarem Personal normal. Bei einheimischem Personal ist das anders. Das gilt insbesondere für Frau Mauhourat, die drei Jahrzehnte lang die zentrale Anlaufstelle für den kulturellen Austausch zwischen der Schweiz und Argentinien war. Federico war bereits seit fast fünf Jahren in der Botschaft als Koordinator des Social Media Hub für Lateinamerika tätig, und ich bin sicher, dass er die hervorragende Arbeit von Isabelle fortsetzen kann. Und Luca wird als stellvertretender Missionschef eine faszinierende Aufgabe haben, bei der er die langen und ausgezeichneten Beziehungen zwischen beiden Ländern bereichern kann, indem er mit der schweizerisch-argentinischen Handelskammer und der Föderation der Schweizer Verbände zusammenarbeitet.

Abschließend, was ist Ihre Botschaft für diesen neuen Schweizer Nationalfeiertag?
Meine Botschaft an meine Landsleute in Argentinien wären die Worte der Bundespräsidentin Viola Amherd, die den Schweizern im Ausland sagte, dass wir Brücken bauen, uns treffen und den Dialog suchen müssen, der Teil unserer Kultur ist.

Herr Botschafter, vielen Dank für das Gespräch.


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