Buenos Aires (AT) – Das 1999 gegründete Filmfestival des Independent Kino Buenos Aires (BAFICI) hat sich einen festen Platz im Jahreskalender der lateinamerikanischen und internationalen Filmindustrie erarbeitet. Jedes Jahr versammelt das Festival Stars von vor und hinter der Kamera, Filmfans und die Presse in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Bafici versteht sich als Plattform für innovative und kreative Filmemacher, die ihre Werke einem argentinischen und internationalen Publikum vorstellen.
Die diesjährige 25. Ausgabe des Festivals, das jedes Jahr im April stattfindet, endete mit einem ungewöhnlichen Ergebnis: einem Gleichstand bei der Vergabe des Hauptpreises in der Kategorie Internationaler Film. Die Filme “A paixão segundo GH” des Brasilianers Luiz Fernando Carvalho und “El placer es mío”, eine argentinische Koproduktion unter der Regie von Sacha Amaral, teilten sich den Hauptpreis. Diese Ausgabe, die sich durch ein breites Spektrum an internationalen und nationalen unabhängigen Filmen auszeichnete, war auch von einer sehr schwierigen Situation für das argentinische Kino geprägt.
A paixão segundo GH ist eine Adaption des Werks von Clarice Lispector, das von der Lebenskrise einer Bildhauerin. Im Gegensatz dazu erzählt El placer es mío die Geschichte eines dealers, der bei seiner Mutter lebt und die Menschen betrügt, die er über Dating-Apps kennenlernt.
El placer es mío
“El placer es mio” ist das Spielfilmdebüt von Sacha Amaral (36 Jahre). Der gebürtige Brasilianer lebt seit mehr als zwei Jahrzehnten in Argentinien, wo er Drehbuchschreiben und Dramaturgie an der Nationalen Universität der Künste (UNA) und der Universität des Kinos (FUC) lehrt. Amaral ist als Regisseur und Drehbuchautor unter anderem bekannt für Filme wie “Billy Boy” (2021) und “Plurabelle” (2022).
„El placer es mío“ wird “zuweilen zu einer quälenden und unangenehmen Erfahrung”, urteilte das Portal Cine Argentino Hoy über den neuen Bafici- Gewinner. In diesem Film ist auch Katja Alemann in der Rolle der Mutter der Hauptfigur zu sehen.
A paixão segundo GH
Demgegenüber erzählt A paixão segundo GH oder The Passion According to G.H., die Geschichte von G.H., eine Bildhauerin aus Rio de Janeiro, die 1964, nach dem Ende einer Beziehung und der Entlassung ihres Dienstmädchens, beschließt, ihre Wohnung aufzuräumen. Regisseur Luiz Fernando Carvalho (64 Jahren) ist für Werke bekannt, die mit der Literatur verbunden sind, vor allem der brasilianischen Literatur. Sein erster Spielfilm, “A la izquierda del padre” (Bafici 02), der auf dem Roman von Raduan Nassar basiert, wurde zu einem der 100 bedeutendsten Filme in der Geschichte Brasiliens gewählt. Der 1960 in Rio de Janeiro geborene Carvalho ist Autodidakt und besuchte in den goldenen Jahren die Cinemateca do MAM, Rio de Janeiro.
Das BAFICI gibt den Ton an
Bafici wird vom Kultur-Ministerium von Buenos Aires organisiert. Aktuell werden im Rahmen des BAFICI jährlich mehr als 400 Filme gezeigt. Die Filmvorführungen werden mit Konferenzen und Workshops ergänzt. Das Festival gehört zur festen Liste der Kulturveranstaltungen von Buenos Aires.
Das Festival vergibt Auszeichnungen in verschiedenen Kategorien. Die wichtigsten sind/ „Internationaler Film“ und der „Argentinische Film“. Eine Jury wählt die Gewinner nach Vorgaben wie: “Film”, “Regisseur, “Regisseurin”, “Schauspieler”, “Schauspielerin”. Das Festival vergibt auch einen Publikumspreis. Seit der dritten Ausgabe des Festivals werden ausserdem auch Kurzfilme ausgezeichnet.
Zwischen Preisen und Spannungen
Bei der 25. Ausgabe des BAFICI wurde die Besetzung der Kinosäle mehr denn je zu einer Form des Protestes ob der Sparpläne der neuen Regierung Milei. Das diesjährige Programm umfasste 278 Filme und 500 Vorführungen, bei denen in vielen Fällen Vorworte zur Verteidigung des argentinischen Kinos und gegen die Maßnahmen zur “Aushöhlung der Kultur” zu hören waren.
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