15. 05. 2024

Buenos Aires (AT) – In jedem anderen Land der Welt wäre die Nachricht ein Grund zur Sorge, denn zum Feiern. Nicht so in Argentinien. Die Inflationsrate für den Monat April lag bei 8,8%, vermeldete am Dienstag das Institut für Statistik (Indec). Damit bestätigt die monatliche Preissteigerungsrate die stark fallende Tendenz, die sie seit Jahresbeginn aufweist. Zur Erinnerung: im Dezember lag die monatliche Inflation bei 25,5 %; im Januar bei 20,6%; im Februar bei 13,2%; und im März bei 11%.

Die wichtigste „Fieberkurve“ der argentinischen Wirtschaft fällt damit erstmals wieder in einen einstellgien Bereich. Das Segment, das den höchsten Anstieg verzeichnete, war Wohnen, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe (35,6%). Preistreiber waren die Erhöhungen der Gas-, Wasser- und Stromtarife, die sich nach dem von der Regierung Milei durchgesetzten Abbau der seit Jahren herrschenden Subventionen ergaben. Ähnlich das Bild bei „Kommunikation“, wo die Preise um 14,2% anstiegen, nach dem Wegfall der Subventionen bei Telefon- und Internetdiensten. Die „gute“ Nachricht: die Lebensmittelpreise stiegen mit 6% deutlich schwächer als noch im März, als sie sich um 10,5% verteuerte hatten.

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Die Zentrale des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Die Prüfung des Internationalen Währungsfonds (IWF)

Die Nachricht der weiter fallenden Inflation ergab sich fast gleichzeitig mit der Botschaft aus der Zentrale des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die multilaterale Kreditorganisation teilte mit, Argentinien habe die anstehende Kontrolle des laufenden Programms mit dem IWF bestanden. Der erfolgreiche Abschluss macht den Weg frei für die Freigabe einer anstehenden Tranche in Höhe von rund US$ 800 Millionen an Argentinien.

“Trotz der äußerst komplexen wirtschaftlichen und sozialen Situation hat die konsequente Umsetzung des Stabilisierungsplans der Regierung, der auf einem starken fiskalischen Anker, dem Verzicht auf monetäre Finanzierung und der Korrektur der relativen Preise beruht, schneller als erwartet Fortschritte bei der Wiederherstellung der makroökonomischen Stabilität ermöglicht und das Programm wieder auf Kurs gebracht”, hieß es in der Erklärung des Fonds.

Miguel Ángel Broda, economista
Miguel Ángel Broda ist Ökonom und founder des Beratungsunternehmens Miguel A.M. Broda y Asociados. (Foto: Archiv)

Zwischen Inflation und Plan

Die Mehrheit, der in den argentinischen Medien zitierten Experten, erwarten für eine weiteren Abfall der Inflationsrate bis auf 5 %. Bis zum Jahresende könnte sich die monatliche Preissteigerungsrate bei 4 % einpendeln, erklärte etwa Miguel Ángel Broda, Chef des Beratungsunternehmens Miguel A.M. Broda y Asociados bei dem auch Javier Milei arbeitete. In einem Interview mit LN+ gab Broda aber auch zu bedenken, dass das die Inflation wichtig aber nicht das Maß aller Dinge sein kann. „Es fehlt ein Stabilisierungsplan, der uns den Schwung geben kann, von 4 oder 5 % monatliche auf eine einstellig jährliche Inflation zu kommen. Wir werden im Mai oder Juni eine Inflationsrate haben, die vergleichbar sein mit Anfang 2023 sein kann″, erklärte Broda und empfahl, “die Erfahrungen des brasilianischen Real-Plans und auch des israelischen Stabilisierungsplans von 1985 zu berücksichtigen“.

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