12. 04. 2024

Buenos Aires (AT) – Die Inflationsrate Argentiniens zeigt weiter eine negative Tendenz und bestätigt den Kurs der Regierung Milei – noch. Zum dritten Mal in Folge sind die Preise im Vergleich zum Vormonat weniger gestiegen. Was in jeder anderen Volkswirtschaft die Alarmglocken weiter auf Hochfrequenz läuten lassen würde, ist für die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas ein Grund zum Durchatmen.

Das Institut für Statistik (Indec) gab am Freitag bekannt, dass die Inflationsrate im März bei 11% gelegen hat. Im Dezember 2023 waren es 25% gewesen. Im Januar, lag die Inflation bei 20,6%, im Februar, bei 13,2%.

Wirtschaftsminister Luis Caputo hatte vor wenigen Tagen durchblicken lassen, im März könnte die Teuerungsrate bei 10,5% liegen und damit näher an dem psychologisch wichtigen einstelligen Prozentsatz. Immerhin, Caputo konnte am Freitag, nach Bekanntwerden der jüngsten Zahlen, trotzdem feiern: “Die Kerninflation, die die regulierten und saisonalen Komponenten des Indexes ausschließt, lag bei 9,4% und damit zum ersten Mal seit Oktober letzten Jahres im einstelligen Bereich”, vermeldete der Leiter des Wirtschaftsressorts auf seinem privaten X-account.

Für das Team um Caputo und dem ebenfalls gelernten Ökonomen Javier Milei ist die stetig abfallende Preissteigerungsrate der Beweis dafür, dass die harte und sozial schwer verträgliche Reform- und Sparpolitik der neuen Regierung der Weg aus der Krise sind. “Die starke Verlangsamung der Inflation ist eine Folge des seit dem 11. Dezember umgesetzten Wirtschaftsprogramms, dessen Säulen der fiskalische Ausgleich und die Widerherstelllung der Bilanz der argentinischen Zentralbank sind. Die Kombination aus fiskalischen, monetären und wechselkurspolitischen Ankern sowie die Maßnahmen zum Abbau von Bürokratie im Binnenhandel und zur Normalisierung des Außenhandels sind von grundlegender Bedeutung, um diesen Weg der Desinflation fortzusetzen”, urteilte Caputo.

Die andere Seite der Medaille

Die 11% Marke bei der monatlichen Inflation für März kann den neuen Inflations-Rekord der argentinischen Volkswirtschaft nicht verdecken. Im Jahresvergleich zogen Preise und Kosten um 287,9% an.

Spitzenreiter im März war der Kostensegment Bildung. Hier zogen die Preise im Vegrleich zu Februar um 52,7% an. Grund waren die Gebührenerhöhungen auf den verschiedenen Bildungsstufen, die zu Beginn des Schuljahres anfielen, so der Indec. Es folgten die Bereiche Kommunikation (15,9%), wo Erhöhungen bei Telefon- und Internetdienstleistungen zum Tragen kamen. Auf dem dritten Platz: Wohnen, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe (13,3%). Preistreiber waren hier die Erhöhungen bei Stromdienstleistungen.

Die Erwartung der Analysten

Analysten und Berater erwarten für die nächsten Monate einer weiterhin negativ tendierenden Trend aber auch eine schwächere Korrektur bei den Preisen. “Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen der verzögerten Anpassungen in einigen regulierten Sektoren (Gas und Wasser) und die Auswirkungen der zweiten Runde in anderen Sektoren (Strom, dessen tatsächliche Zahlungen im März begannen) für neuen Druck sorgen werden”, zitiert die Zeitung La Nacion Melisa Sala, Chefvolkswirtin der Beratungsfirma LCG. Sala rechnet insbesondere bei den Löhnen mit einer Anpassung. “Diese müßte unserer Meinung nach eher früher als später erfolgen”, resumierte die Analystin.

Demgegenüber erwartet Federico Domínguez, Business Partner bei Pampa Capital, dass das gröbste der Anpassungskurve dem Ende zugeht. “März und April sind die letzten Monate mit starken relativen Preisanpassungen: Strom, Gas, Wasser, Verkehr, Vorauszahlungen und Schulen schließen ihren Anstieg ab. Gleichzeitig beobachten wir eine starke Verlangsamung der Lebensmittelpreise. Ab Mai dürfte die Inflation stark zurückgehen”, erklärte Domínguez. “Der Markt erwartet eine Inflation von 189,4% für das Gesamtjahr 2024. Meine Schätzung liegt bei 140%. Viele Analysten unterschätzen die Auswirkungen der Rezession und des Wechselkursankers“, schloss der Berater.

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