Buenos Aires (AT) – Das Argentinische Tageblatt trauert um Juan Ernesto Alemann. Der langjährige Verleger der traditionsreichen deutschsprachigen Zeitung in Argentinien ist am heutigen Mittwoch, 03. Januar 2024, im Alter von 96 Jahren verstorben.
Juan Ernesto Alemann (2.12.1927, Buenos Aires) widmete sein Leben der Wirtschaft und der Publizistik. Im Argentinischen Tageblatt (AT) war er rund 72 Jahre tätig. Die Zeitung wurde von seinem Urgroßvater Juan gegründet. von seinem Großvater Teodoro weitergeführt, um dann von seinem Vater Ernesto und schliesslich von Juan und seinem Bruder Roberto (1922-2020, Buenos Aires) bis Anfang 2023 geleitet zu werden. Das AT ist heute im Besitz des Unternehmers Juan Carlos Schröder.
Mit Juan Alemann verliert die deutsch-argentinischen Gemeinschaft eine ihrer prägendsten Figuren. Aus diesem Grund erinnern wir heute an die berufliche Laufbahn des Verlegers und langjährigen Inhabers des Argentinischen Tageblatts.
Von Bern bis Buenos Aires
Juan Ernesto Alemann Vorfahren waren 1874 aus dem Schweizer Kanton Bern nach Argentinien ausgewandert, wo 1878 Johann Alemann mit seinem Sohn Moritz das Argentinische Wochenblatt startete und 1889 mit seinen Söhnen Theodor und Ernst das Argentinische Tageblatt gründete.
Juan, der Urenkel des Gründers, besuchte das Colegio Nacional de Buenos Aires und studierte später an der Universität Bern. Mit einem PhD in Wirtschaftswissenschaften war er wiederholt in einem öffentlichen Amt tätig. Er war Wirtschaftsberater mehrerer argentinischer Regierungen, Vorstandsvorsitzender des Banco Hipotecario Nacional (1968) sowie Mitbegründer des INDEC, der argentinischen Statistikbehörde.
Zwischen 1976 und 1983 war er Staatsekretär für Finanzen unter Wirtschaftsminister José Alfredo Martínez de Hoz. In diesen Jahren überlebten Juan Alemann und seine Familie ein Bombenattentat (1978).
Ein Leben für die Zeitung
Juan Alemann trat 1951 in den Redaktionsstab des Argentinischen Tageblatts ein, wo seine politischen Leitartikel über die Lage in Argentinien erschienen.
“In der Nazizeit war das Argentinische Tageblatt die einzige deutschsprachige Zeitung in der ganzen Welt, die sich aktiv gegen die stellte. Und das gab es damals nicht unsonst. Sie haben Bomben in unsere Redaktion gelegt”, erinnerte der Journalist Jahre später in einem Interview mit der Deutschen Welle.
Als intellektueller Kopf und Publizist prägte Juan Alemann noch bis zur letzten Print-Ausgabe das AT (siehe Foto). Seine (Welt-) politischen Analysen, Wirtschaftsübersichten und Randglossen waren ein Markenzeichen des Blattes, das heute wieder im digitalen Format erscheint.
Der Ökonom war außerdem Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Serve América und Herausgeber der Tageszeitung La Razón von 1992 bis 2000.
Juan Alemann hinterlässt drei Kinder: Fabian, Flavia und Tonio. Er war am 25. Dezember ins Deutsche Krankenhaus von Buenos Aires eingeliefert worden und verstarb in den Morgenstunden des 3. Januars.
Hoy murió, a los 96 años, el Dr. Juan Alemann. Un hombre controvertido, una personalidad polémica, una persona inteligente, frontal y de una enorme honradez personal.
Lo despido con afecto.
Ricardo Hirsch
Ex presidente de la Asociación Cultural Pestalozzi