16. 07. 2024

Buenos Aires (AT) – Nach Spanien, nun Brasilien. Die Regierung des Präsidenten Lula da Silva hat ihren Botschafter in Buenos Aires, Julio Bitelli, zu Konsultationen über die Zukunft der bilateralen Beziehungen mit Argentinien einbestellt, eine Woche nachdem Präsident Javier Milei auf dem konservativen Gipfel in Santa Catarina Ex-Präsident Jair Bolsonaro getroffen hatte.

Quellen des brasilianischen Außenministeriums erklärten gegenüber La Nacion, dass die Einberufung Bitellis nicht als Antwort oder Protest gegen die argentinische Regierung zu verstehen sei, obwohl derartige Einberufungen selten seien und normalerweise diesen Charakter hätten. “Weil Beziehungen so wichtig sind wollen sich viele einen persönlichen Eindruck des Botschafters einholen”, zitiert die Zeitung einen brasilianischen Diplomat, der sich bemühte die Stimmung einzuordnen.

Seit Amtsbeginn hat Präsident Javier Milei eine holprige Beziehung zum brasilianischen Staatschef Lula Da Silva.

Dieselbe Quelle erklärte, dass das Ziel der Reise von Bitelli, der am Sonntag in Brasilien eintraf, darin besteht, die Richtung der bilateralen Beziehungen zu bewerten. Allerdings, die Reise ist überschattet von der zunehmend gespannten Beziehung zwischen den Präsidenten Milei und Lula, die bis jetzt noch nie miteinander gesprochen haben. Bitelli traf sich am Montag mit dem Außenminister von Lula, Mauro Vieira. “Für uns hat die Zusammenarbeit mit Argentinien Priorität und muss über allen Umständen stehen”, versuchte ein hochrangiger Beamter der Itamaraty, das Szsnario herunterzuspielen.

Der brasilianische Botschafter in Buenos Aires sprach auch kurz mit Präsident Lula. Bitelli plant, diese Woche mit brasilianischen Ministern zusammenzutreffen, um die verschiedenen Kooperationspläne zwischen den Ländern zu erörtern. “Die Präsidenten haben unterschiedliche Visionen. Das darf aber den Beziehungen nicht schaden. Lula ist sich darüber im Klaren, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern so eng bleiben müssen, wie sie sind”, erklärte der Botschafter selbst am Montag gegenüber dem brasilianischen Nachrichtenportal G1

Der Vertreter Itamaratys in Argentinien versicherte, dass eines der Hauptziele seiner Reise nach Brasilia darin bestehe, Konsultationen dazu zu führen, wie man “die Beziehungen auf die bestmögliche Weise voranbringen kann”.

Julio Bitelli steht unter Druck: Der Botschafter schafft die Brücke zwischen den verstrittenen Präsidenten.

Lula, der sich durch die wiederholten Beschimpfungen als “korrupt” und “Kommunist” durch den argentinischen Präsidenten beleidigt fühlte, machte eine Entschuldigung Mileis zur Bedingung für einen ersten Dialog zwischen den beiden Staatschefs. Das Gespräch mit Milei-Biteli habe Ende letzter Woche stattgefunden, so eine diplomatische Quelle gegenüber LA NACION, und zwar in einem “viel ruhigeren” Ton als dem, der schließlich als Reaktion auf Mileis Teilnahme am Gipfel der Konservativen vermutet wurde. 

Das Bolsonaro und Milei enge Freunde sind, ist keine Neuigkeit.

Der Auslöser des erneuten “Meinungsaustausches”

Während seiner Reise nach Südbrasilien vor etwas mehr als einer Woche hatte Milei keinerlei Kontakt mit brasilianischen Regierungsvertretern. Der argentinische Präsident war die Hauptattraktion auf der Conferencia de Acción Política Conservadora (CPAC) am 7. Juli, einem Treffen, das von der Familie des ultrarechten ehemaligen Präsidenten Bolsonaro (2019-2022), Lulas politischem Gegner, organisiert wurde.

Während seines Auftrittes in Brasilien verzichtete der argentinischen Präsident allerdings dieses Mal darauf, den Ton zu verschärfen und die bilateralen Beziehungen zwischen Argentinien und Brasilien auf der konservativen Veranstaltung zu thematisieren. Ganz anders, als bei seiner jüngsten Reise nach Spanien. Dort war Milei Ende Mai ebenfalls aus privaten Gründen, hatte sich aber nicht gescheut, mit harter Kritik über die Regierung Sánchez zu urteilen. Der Streit eskalierte und führte zu einem -für viele Beobachter- unnötigen diplomatischen Konflikt.

Der Besuch in Brasilien löste trotzdem unter brasilianischen Diplomaten Unmut aus. Ein Land zu besuchen und dessen Staatsoberhaupt nicht zu treffen, gilt im diplomatischen Sprachgebrauch als unhöflich. Abgesehen von dem fehlenden Kontakt mit Lulas Regierungsbehörden ging der Reise die Abwesenheit Mileis vom Mercosur-Gipfel voraus, der einige Stunden später in Asunción, Paraguay, stattfand, eine weitere Entscheidung, die für Aufregung sorgte.

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