30. 08. 2024

Buenos Aires (AT) – In Argentinien ist Milanesa eine ernste Angelegenheit. Das Rezept, das vor mehr als einem Jahrhundert mit italienischen Einwanderern aus Mailand seinen Weg nach Argentinien fand, gilt heute als ein Eckpfeiler der nationalen Gastronomie. Auch Javier Milei, seines Zeichens Staatspräsident Argentiniens, pflegt seinen Gästen in der Residenz von Olivos, das dem Schnitzel nicht unähnlichen Fleischgericht zu bieten. Er weiß wohl, über einer Milanesa mit Kartoffelpüree oder Salat lassen sich selbst die schwertsen Themen besser diskutieren. Zuletzt geschehen als Milei vor wenigen Tagen seinem Amtsvorgänger Mauricio Macri -Staatoberhaupt von 2014 – 2018 zu Tisch bat, um über das ewig heiße Thema ihrer potenziellen politischen Allianz zu debatieren.

Brot, Eier, Rindfleisch (vorzugsweise), Knoblauch, Petersilie sind die Grundlage einer jeden guten “Milanesa”. Es gibt keinen Bodegón, keine Kantine und kein Restaurant, das sie nicht auf seiner Speisekarte hat. Jetzt gibt es sie aber auch in der To-Go Version: im Sandwitsch zwischen zwei Broten. Die Fast-Food-Kette Milanga aus Buenos Aires hat dazu jetzt das passende Geschäftsmodell entwickelt. Die Firma bietet Milanesas-Sandwiches (Sánguches) in einem qualitativ hochwertigen Fast-Food-Format an.

(v.l.n.r)  Juan Manuel Ghio, Pedro Corrado und Agustín Ghio 

Gründer sind die Brüder Agustín und Juan Manuel Ghio. Schon der Großvater war ein erfolgreicher Unternehmer war, der eine Glasverpackungsfabrik für große Marken gründete. Die Fastfood-Kette Milanga ist die jüngste Geschäftsidee der Unternehmer-Familie.

Mit einer Anfangsinvestition von US$ 400.000, die aus den persönlichen Ersparnissen der Gründungspartner stammten, wurde Milanga im August 2020 in einem komplexen, von der Pandemie geprägten globalen Umfeld geboren.

An der Milanesa wird der europäische Einfluss auf das Essen in Argentinien deutlich. Das Gericht ist nämlich die argentinische Version einer italienischen Schnitzel-Variante.

Milanga war nicht der erste Versuch der Ghio-Brüder, in die Welt der Gastronomie einzusteigen, wie Forbes Argentina berichtet. Im Jahr 2011 hatten sie schon in eine Franchiselizenz einer bekannten US-amerikanischen Fastfood-Kette investiert. Dank dierser ersten Erfahrung konnten sie in der Branche Fuß zu fassen.

Agustín hatte jedoch den latenten Wunsch, etwas Eigenes zu schaffen. „In dem Franchisebetrieb, den wir hatten, wurden wir immer gefragt, ob wir Milanesa-Sandwiches verkaufen. Und da dachten wir, dass es keine Kette gibt, die sich darauf spezialisiert hat“, erinnert er sich. Dieses Gericht, das ebenso treffsicher wie vielseitig ist, überwindet soziale Schichten und schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit. Als er die Idee mit seinem Bruder teilte, waren sie begeistert und beschlossen, Partner zu suchen.

Parallel zum Wachstum der Filialen investierten die Brüder in den Bau einer eigenen Produktionsanlage in Pompeya, Buenos Aires. Die Fabrik mit 1.800 m2 kann mehr als 100 Filialen mit hausgemachten Produkten beliefern. Der Produktionsstandort, der im November 2023 in Betrieb genommen wurde, ist der Grundstein für die Expansion der Marke im restlichen Argentinien und in anderen lateinamerikanischen Ländern. 

Ein neues Format eines Klassikers, das argentinischen Geschmack und zeitgenössische Trends miteinander verbindet.

Nach ihrer ersten Erfharung kann es nicht verwundern, dass das Geschäftsmodell von Milanga auf einem Franchisingsystem aufbaut. „Je nach Gebiet des Franchisenehmers führen wir eine vorherige Analyse und eine durchschnittliche Verkaufsprognose für das Gebiet durch, an dem der Investor interessiert ist. In diesem Sinne ermitteln wir die durchschnittlichen Warenkosten -wir verwalten diese Kosten, um eine Rentabilität entsprechend der Investition zu gewährleisten-, wir beraten über die Arbeitskosten und das Gewerkschaftsmanagement und wir helfen dem Investor bei der Einrichtung eines Geschäfts“, erklärt Pedro Corrado, der Geschäftsführer des Unternehmens. Ihm zufolge wird jeder Franchisenehmer von der Marke umfassend geschult, vom täglichen Betrieb bis hin zum Personalmanagement.

Durch Franchising plant Milanga, das Jahr mit 10 Filialen in Argentinien abzuschließen. Nächster Schritt: nationale und regionale Expansion.

Trotz Krise, Inflation, Wahlen und Rezession hat Milanga keinerlei Probleme seine Kunden zu finden. Mit neun Filialen und einer zehnten, die Ende des Jahres eröffnet werden soll, plant das Unternehmen, in den nächsten zehn Jahren 100 Filialen im Land zu haben. Die Marke Milanga wurde bereits in Uruguay, Paraguay, Chile und den USA patentiert und ebnete damit den Weg für eine internationale Expansion der Firma. Milanga beschäftigt heute mehr als 250 Mitarbeiter und erwartet in den nächsten zehn Jahren einen Umsatz von US$ 10 Millionen im Jahr.

Eine der Kennzeichen von Milanga ist ihre zutiefst argentinische Identität. Die Lokale sind so gestaltet, dass sie mit ihrer Vintage-Ästhetik an die “guten alten Tage” erinnern. Zudem bietet die Speisekarte auch Bondiolas, Salate, Bier und Fernet, die den lokalen Charakter der Marke unterstreichen. 

In weniger als fünf Jahren hat Milanga bewiesen, dass eine innovative Idee und eine gute Umsetzung ein alltägliches Gericht wie das Milanesa-Sandwich in das Herzstück einer Fast-Food-Kette verwandeln kann.

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