Buenos Aires (AT) – Mit mehr als fünfzig Werken war sie eine der wichtigsten Persönlichkeiten der argentinischen Kultur. Im Alter von 96 Jahren ist die Avantgarde-Künstlerin und Experimentalfilm-Pionierin Narcisa Hirsch gestorben. Die gebürtige Berlinerin entwickelte ihr kreatives Potenzial in Argentinien. Der Tod der Künstlerin im Alter von 95 Jahren wurde durch die sozialen Netzwerke der Filmoteca Narcisa Hirsch bekannt gegeben, einer Organisation, die sich der Bewahrung und Förderung ihres Werks widmet.
Narcisa hatte vor einigen Tagen einen Schlaganfall erlitten und starb am Samstag, 4.Mai in ihrem Haus in den Anden in San Carlos de Bariloche im Beisein ihrer Kinder – Andrea, Claudio und Daniel – und ihrer Enkelkinder. Sie wurde 1928 als Tochter des expressionistischen Malers Heinrich Heuser und Narcisa Kilian in Berlin geboren. In den frühen 1930er Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Argentinien, doch der Ausbruch des zweiten Weltkriegs verhinderte ihre Rückreise nach Europa. In Buenos Aires heiratete sie den Geschäftsmann Paul Hirsch.
Von der Malerei zur performance art
Anfangs widmete sie sich der Malerei und der Zeichnung, Ausdrucksformen, die sich nach und nach zu audiovisuellen Formaten wie Wandinterventionen, Performances, Installationen und Objekten entwickelten. Damals, kurz bevor sie sich dem Film zuwandt, begann sie mit ihren Happenings. Von da an war ihr kreativer Impuls mit der Kamera verbunden. Eines ihrer berühmtesten performances, das sie zusammen mit Marie Louise Alemann realisierte, war La Marabunta (1967), eine große, mit Lebensmitteln gefüllte und mit bunt bemalten Tauben bedeckte Struktur, die von der Kamera des argentinischen Dokumentarfilmers Raymundo Gleyzer aufgenommen wurde.
“Das experimentelle Kino unserer Zeit war ideologisch, es wollte sich gegen das industrielle und kommerzielle wenden. Es kam mit der Militanz und Vehemenz, eine andere Art von Kunst zu machen. Es hatte mehr mit Poesie zu tun. In den meisten Fällen waren wir Autodidakten”, sagte sie einst in einem Interview mit Infobae.
Die Intensität eines Augenblickes
In den 60er und 70er Jahren erweiterte Hirsch ihre audiovisuelle Tätigkeit in Form von Installationen, Objekten, Performances, Graffiti und urbanen Interventionen, wobei sie ihre transgressive Seite festigte und im Laufe der Zeit ihre eigene persönliche Poetik entwickelte.
Die meisten ihrer Kurzfilme entstanden in den 1970er und 1980er Jahren, und viele von ihnen werden (digitalisiert) in der Narcisa Hirsch-Retrospektive „Die Intensität eines Blicks“ im Centro Cultural Kirchner im Jahr 2023 zu sehen sein. Zu sehen waren auch Filmtagebücher, Fotos, Zeichnungen, Interviews, Schriften, unveröffentlichte Filme, die in ihrem Archiv aus den 1960er Jahren aufbewahrt wurden, sowie Reproduktionen von großformatigen Werken, die bei den Happenings verwendet wurden.
Im vergangenen Jahr eröffnete das Fisher Museum in Los Angeles eine Ausstellung über Narcisa Hirsch, in der ihre visionärsten Werke ausgestellt wurden. Im Jahr 2018 erhielt Narcisa Hirsch den Premio Distinción a la Trayectoria (Anm.d.Red.: Auszeichnung für das Lebenswerk) von der Nationalen Akademie der Bildenden Künste Argentiniens und im Jahr 2022 einen Platinum Konex Award in der Disziplin Kunst und Technologie.
Hacé tu comentario