Buenos Aires (AT) – Egal ob auf dem offiziellen argentinischen Fußballtrikot, das Quilmes Rock Festival für argentinische Musiker oder in weltbekannten Werbespots: Das Quilmes Bier ist ein Verkaufsschlager das über die Grenzen Argentiniens hinaus bekannt ist. Heute steht das Bier aber auch das Unternehmen, das dahinter steht, genauso repräsentativ für argentinische Lebensart wie Messi, Fleisch oder Tango.
Quilmes trägt die Farben der Flagge Argentiniens – nicht die Bayerns – auf dem Etikett. Das Blau-Weiß prägt die Flaschen des Unternehmens seit seiner Gründung. Doch hinter der Erfolgsgeschichte steht ein deutscher Auswanderer und seine Familie.
Der Bierkönig
Es war Otto Bemberg, der 1852 nach Argentinien auswanderte, und dort 1888 die Cervecería Argentina in der Stadt Quilmes, im Süden von Buenos Aires gründete. Er wählte die Stadt Quilmes wegen der Qualität des Wassers und der Nähe des Bahnhofs aus, die sich für die Gründung seiner Brauerei eigneten.
Hier lernte der Einwanderer auch María Luisa Ocampo kennen, die er schließlich heiratete. Zwei Jahre später, 1890, wurde der erste Bier unter dem Markennamen Quilmes verkauft,m. Der Name erinnert an die Ureinwohner der Region.
Der Erfolg des Unternehmens begründete auch eine Gersten-Industrie. Das Land positionierte sich in kurzer Zeit als eines der fünf wichtigsten Gersteexporteure der Welt.
Die unsichtbare Geschichte hinter Quilmes
Die Kilmes (später Quilmes) waren Stämme der Quichua, die das Gebiet der ehemaligen Inka-Provinz in den Calchaquí-Tälern (Tucumán) bewohnten, ein Name, der sich von dem Calchaquí-Häuptling ableitet. Diese Ureinwohner erhoben sich gegen die spanischen Besatzer, was als die „Calchaquí-Kriege“ bekannt wurde. Missbräuche, Krankheiten, Mestizaje und Elend trugen zur allmählichen Auslöschung der ursprünglichen Bevölkerung bei.
Otto Bemberg starb 1895, kurz nachdem er sein Unternehmen in den Industriesektor diversifiziert und, vielleicht ohne zu wissen, dass er mit seinem Nachnamen und seinen Nachkommen ein Vermächtnis geschaffen hatte, das bis heute andauert. Sein Sohn, Otto Sebastián, führte die Brauerei in Quilmes weiter. Otto Sebastián starb im Jahr 1932. Zu diesem Zeitpunkt dominierte sein Unternehmen den Biermarkt in Argentinien.
Ein Wendepunkt in der Geschichte des Bieres aus Quilmes
In den 1960er und 1970er Jahren nahm der Einfluss der Werbung weltweit zu. Das Marketingteam fand einen neuen Weg, um mit den Verbrauchern über Fernsehen, Presse und Radio in Kontakt zu treten. Auf diese Weise entstand die besondere Markenidentität von Quilmes. 1980 wurde der Slogan „El sabor del encuentro“ eingeführt, dass sich bis heute als eines der Klassiker der argentinischen Werbung hält.
Trotz Ab InBev- Übernahme, ein Kultsymbol
Die Brauerei Quilmes wurde Anfang der 2000 Jahre an die belgisch-brasilianische Holding AB InBev – die größte Brauerei der Welt – verkauft. Doch die Bemberg-Gruppe hatte sich zu dem Zeitpunkt zu einem Konglomerat entwickelt, das die nationalen Grenzen überschreitet. Die Homding verfügt Unternehmen in Sektoren wie: Milch, erneuerbare Energien, Forstwirtschaft (unter anderen).
Laut La Republica meldete das Unternehmen für 2022 einen Anstieg der Exporte um 50 % auf 421 Millionen US-Dollar. Heute beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 6.000 Mitarbeiter, 5.000 Lieferanten (90% KMU), 173 Vertriebspartner und 300.000 Verkaufsstellen.
„Quilmes ist ein nationales Kultsymbol, das Generationen verbindet und zweifelsohne das Leben der Menschen geprägt hat. Quilmes ist emotional mit den Leidenschaften der Argentinier verbunden und hat sich zum Ziel gesetzt, weiterhin neue Projekte rund um die Musik, den argentinischen Fußball und den verantwortungsvollen Konsum zu entwickeln”, erklärt Laura De Bona, Brand Managerin von Quilmes.
Wie einst bei Wernung und Marketing hat es sich Quilmes in den letzten Jahren zum Ziel gesetzt, im Krisenland Argentinien Vorreiter für Nachhaltigkeit und Umwelt zu sein. Mithilfe neuer Technologien und stetiger Innovation setzt Quilmes etwa auch darauf, einen Beitrag zur Einhaltung des Klimaplans der EU zu leisten, erklärt das Unternehmen.
Die Geschichte aber auch der Stempel, den dieses Familienunternehmen der argentinischen und lateinamerikanischen Wirtschaft aufgedrückt hat, belegen, dass das mehr als nur Marketing sein dürfte.
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