23. 10. 2023

Buenos Aires (AT) – Seine politische Laufbahn liest sich wie eine Stellenbeschreibung: Geschäftsführer der argentinischen Rentenbehörde (2001 – 2007); Kabinettschef unter der Staatspräsidentin Christina Fernández de Kirchner (2008 – 2009); Bürgermeister der Stadt Tigre (2007 – 2013); Gründer der Mitte-rechts Partei Frente Renovador (2013); Präsident des Unterhauses des argentinischen Parlamentes (2019-2022); Wirtschaftsminister (seit 2022).

Heute ist Sergio Massa (San Martin, Provinz Buenos Aires, 1972) vor allem eines: der vorläufig letzte Hoffnungsträger der amtierenden zentrum-links Regierungs-Koalition. Er selbst charakterisiert sich gern als „Macher“. Beobachter und Analysten sehen ihn als Polit-Profi.

Praktisch selbst und in der letzten Minute hat sich kürt der Abkömmling italienischer Einwanderer zum Kandidaten gekürt. Die Vizepräsidentin und -noch- allmächtige Christina Fernández de Kirchner gab ihm widerwillig das Plazet als sie Massa als aussichtsreichsten Anwärter für die Vorwahlen am 13. August akzeptierte. Massa geht mit dem heutigen Kabinettschef Agustin Rossi ins Rennen.

Die der Korruption angeklagte Fernández de Kirchner setzte damals auf das Ansehen, das der aus dem Zentrum-rechts Lager stammende Massa beim argentinischen Unternehmertum damals weckte. Auch seine pragmatische Nähe zur peronistischen Partei. In den 40er Jahren von Juan Domingo Perón gegründet ist die Peronistische Partei die argentinische Version eines frühen Populismus und war in den letzten 80 Jahren ein entscheidender Faktor bei jeder Wahl Argentiniens.

Bis zum Sonntag, mußte der noch amtierende Wirtschaftsminister Massa darum bangen es in die zweite Runde und damit in die Stichwahl zu schaffen. Sein Ballast: die Inflationsrate von mehr als 124% per annum und einer Reihe von Korruptions-Skandalen, die in den letzten Wochen aus seinem engeren Parteien-Umfeld bekannt wurden.

Liberaler und Netzwerker

Sergio Massa ist gelernter Jurist (Universidad de Belgrano). Seine ersten Schritte auf dem Politparkett machte er in der liberal-konservativen UCeDe (Unión del Centro Democrático). Zu seinen Stärken zähl ein eng geknüpftes Netzwerk unter lokalen und regionalen Unternehmern und Wirtschaftsvertretern aller couleur.

In seinem Adress-Buch stehen auch Referenten des konservativen establishments der us-amerikanischen Ostküste, die er im Laufe seiner Polit-Karriere zu pflegen wußte. Nicht zuletzt deshalb, glauben Beobachter, dass Anwalt Massa als Wirtschaftsminister eine so enge und offenbar widerstandsfähige Beziehung mit dem größten Gläubiger der argentinischen Volkswirtschaft aufbauen konnte: dem Internationalen Währungsfonds (IWF).  

Sergio Massa ist seit 2001 mit Malena Galmarini verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder.  

Steckbrief:

  • Alter: 51 Jahre
  • Politische Heimat: Konservativ;
  • Stärken, die ihm zugesprochen werden: Verhandlungsgeschick; internationales Netzwerk; Nehmer-Qualitäten;
  • Schwächen, die ihm nachgesagt werden: Opportunismus; Personenkult; zu große Nähe zum klassischen argentinischen Unternehmertum.
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