Buenos Aires (AT) – Im Rahmen der Diskussionen über nachhaltige Mobilität beginnt auch Argentinien die ersten Beiträge zu leisten. Einige lokale Start-ups sind schon dabei, den Verkehr zu dekarbonisieren. Das argentinische start-up Torky Mobility ist ein Beispiel dafür. Das 2016 gegründete Unternehmen hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von Pedalfahrzeugen für den städtischen und ländlichen Warentransport spezialisiert. Damit will es es den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Wandel durch die Entwicklung effizienter und nachhaltiger Fahrzeuge fördern.
Das Torky-Team hat eine Drei-Rad-Option für Lieferfahrer sowie für die “Cartoneros” bzw. Müllsammler geschaffen, die tagelang in Großstädten unterwegs sind und schlecht verteilte Gewichte tragen. Die sogenannten Cartoneros – Karton bzw. Müllsammler- sind eine Folge der Wirtschaftskrise 2001 in Argentinien. Sie sind als offizielle urbane Materialsammler anerkannt und prägen seitdem das Stadtbild hauptsächlich in Buenos Aires mit ihren Handkarren.
Viele von ihnen haben sich mittlerweile in Kooperativen organisiert. Obwohl die Initiative ursprünglich für soziale Organisationen gedacht war, waren es die Sammler selbst, die sich an Torky Mobility wandten und in das Projekt investierten, da sie erkannten, dass sie mit diesem Instrument ihre Arbeitszeit optimieren und ihre Arbeitsbedingungen verbessern können.
Das Team um Gründer Juan Ignacio Guajardo hat ein System entwickelt das es Lieferanten und Altpapier – und Müllsammler erlaubt ihre Arbeit auf nicht nur würdige sondern auch gesundheitsfördernde Weise zu erfüllen. Der Gründer der Start-Up erzählt dem AT gegenüber: “2014 reiste ich nach Europa auf der Suche nach innovativen Ideen im Bereich der nachhaltigen Mobilität. Dort besuchte ich unter anderem eine Automobilkonferenz in München. Ich war sehr enttäuscht von der Tatsache, dass die Industrie nur darauf aus war, mehr zu verkaufen, ohne die Energieverschwendung oder das Gewicht der transportierenden Last zu bedenken”.
Das Modell basiert auf eine ergonomischen Design, das das Konzept des “Liegefahrrads” nachempfindet. Anstatt die Kraft auf Brust, Rücken und Schultern zu lenken, wird die Anstrengung auf die Füße übertragen und durch kontrolliertes und gezieltes Treten abgefedert. Somit verbessern Torky-Transportmittel die Arbeitsbedingungen vieler erheblich.
Von der Straße in die Werkstatt
“Nachdem wir die ersten Prototypen entwickelt hatten und mit den Altpapiersammlern sowie ihren Organisationen in Kontakt kamen, konnten wir es nicht fassen, dass sie kein geeignetes Fahrzeug hatten, nach so vielen Jahre auf den Straßen unterwegs. Manche schoben ihre Karren zu Fuß oder auf Pferden. Und das obwohl sie nachweislich dazu beitragen, die Müllmenge auf den Müllhalden zu reduzieren”, sagt Guajardo jüngst in einem Interview mit der argentinischen Radiostation Realpolitik FM.
“Wir begannen, alle Entwürfe und Prototypen auf diese Nutzergruppe zu konzentrieren. Dafür sprachen wir natürlich hauptsächlich mit ihnen und ihren Organisationen; gaben ihnen die Möglichkeit, unsere Entwicklungen im Alltag auszuprobieren. Nach den ersten Tests kamen die ersten Aufträge seitens der Kooperativen, die uns die Modelle abzukaufen begannen. Die Nachfrage wuchs”, so der Unternehmer. Heute hat Torky Mobility knapp 100 Modelle in ganz Argentinien im Einsatz.
Diese Dreiräder oder Fahrräder wiegen etwa 65 Kilogramm. Sie können mit bis zu 200 Kilogramm beladen werden, dank der Zugkraft, die durch das ergonomische Design in Kombination mit der Anstrengung des Radfahrers und dem Gewicht der durch die hintere Ladung selbst erzeugten Trägheit entsteht.
AT: Wie hoch war die Erstinvestition?
Guajardo: Im Jahr 2016 begann Torky als eigenständiges Projekt mit einer Investition von USD 30.000 aus einem verkauften Grundstück. Heute sind wir bereits 10 Personen im Team.
AT: Planen Sie, sich weltweit oder in der Region zu expandieren? Wie?
Guajardo: Wir haben bereits Vorschläge für die Vermarktung unserer Fahrzeuge in Europa und Lateinamerika, und wir prüfen den Vorschlag eines Investors, den Quad, unser neuestes Modell, in Chile herzustellen. In Zukunft möchten wir unsere Produkte weltweit verkaufen, aber nicht, indem wir sie in China herstellen und exportieren, sondern indem wir in jedem Land, in dem sie verkauft werden, Produktionslizenzen einrichten und so den CO2-Fußabdruck optimieren und die Produktionskapazitäten der einzelnen Länder steigern.
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