30. 07. 2024

Buenos Aires Neuquén (AT) – Die Erschließung von Vaca Muerta macht Argentinien derzeit zu einem der wenigen Länder auf der Welt, in denen die förderbaren Ölreserven im laufenden Jahr wachsen, währen sie global im Durchschnitt praktisch auf gleichbleibenden Niveau verblieben sind oder gar fielen. Das zeigt die jüngste Sektoranalyse, des norwegischen Beratungsunternehmens Rystad Energy.

Dem Rystad-Bericht zufolge belaufen sich die globalen Reserven heute auf rund 1,5 Billionen Barrel. Das sind etwa 52 Milliarden Barrel weniger als im Jahr 2023. Von diesem Rückgang sind 30 Milliarden Barrel auf Rückgänge der letzten Jahres-Produktion zurückzuführen während sich 22 Milliarden Barrel aus Abwärtskorrekturen der zukünftig erwarteten Fördermengen ergeben, wie das das portal Más Energía / La Mañana de Nequen erklärt.

Das einzige Land, in dem 2024 ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen ist, ist Argentinien mit einem Plus von 4 Mrd. Barrel dank der Verringerung des Risikos bei Projekten in der Vaca Muerta-Formation“, heißt es in der Analyse von Rystad Energy. Die stärksten Korrekturen sind dagegen in Saudi-Arabien zu verzeichnen. Grund ist die “Verlagerung der Prioritäten bei der Entwicklung von Offshore-Kapazitätserweiterungen auf Onshore-Infill-Bohrungen”, so der Rystad-Bericht.

Rystad, informe 2024

Die Sorge der Investoren

Die Schätzungen förderbarer Erdölmengen sind seit dem 2019 um 700 Milliarden Barrel gesunken. Hintergrund ist die Sorge unter den Investoren, dass eine fortschreitende Elektrifizierung bei Fahrzeugen sowie der Rückgang der Ölnachfrage, zu einer geringeren Erschliessung neuer Vorkommen führen könnten, so die Beratungsfirma. „Die verbleibenden Ölreserven der Welt reichen derzeit nicht aus, um die Ölnachfrage zu decken. Auf dern anderen Seite, dürften Versuche, das Ölangebot einzuschränken, kaum Auswirkungen auf die Begrenzung der globalen Erwärmung haben. Stattdessen ist der einzige gangbare Weg, den globalen Temperaturanstieg unter 2,0 Grad Celsius zu halten, eine schnelle Elektrifizierung des Straßenverkehrs“, erklärt Magnus Nysveen, Leiter der Analyseabteilung von Rystad Energy in dem Bericht.

Petroleo
Auf die OPEC-Länder entfällt ein großer Teil der weltweiten Ölreserven. (Foto: REUTERS/Alexander Manzyuk)

Von OPEC zu OECD

Den Daten von Rystad zufolge kontrollieren die OPEC-Staaten über 657 Milliarden Barrel förderbares Öl, was etwa 40 % der weltweiten Gesamtmenge entspricht und damit weit unter den offiziell angegebenen Reserven von 1.215 Milliarden Barrel liegt. Zur Erinnerung: Bei diesen Zahlen handelt es sich um Zielvorgaben, die die OPEC-Mitgliedsstaaten im BP Statistical Review 2022 angegeben hatten. Für die Rystad-Experten sind diese Zahlen allerdings um das Doppelte überzogen, insbesondere die Angaben aus Venezuela, dem Iran, Libyen und Kuwait. Demgegenüber ist Kanada das OECD-Land, das seine Prognosen und erwarteteten Ölreserven nicht erreichen dürfte. Grund sind hier die hohen Erschließungskosten, so der Bericht.

Die fünf Länder mit dem meisten förderbaren Öl bleiben für Rystad die des letzten Jahres: Saudi-Arabien führt die Liste mit 247 Milliarden Barrel an, gefolgt von den Vereinigten Staaten mit 156 Milliarden Barrel; Russland mit 143 Milliarden Barrel; Kanada mit 122 Milliarden Barrel. Der Irak mit 105 Milliarden Barrel vervollständigt das Top Five. Die lateinamerikanischen Länder schneiden im Rystad-Vergleich zu anderen Regionen ebenfalls gut ab: Brasilien, Mexiko, Argentinien, Guyana und Venezuela blieben relativ stabil oder wachsen schwach.

Die Einwirkung der Energiewende

Wie Rystad hervorhebt dürften die Maßnahmen zur Umstellung auf sauberere Energiequellen ihre Wirkung auf die Ölnachfrage nicht verfehlen und damit zukünftig die Produktion begrenzen. Heute ist den Berechungen des norwegischen Beratungsunternehmens zufolge der sich aus den Reserven ergebende Ölverbrauch für zusätzliche 0,2º Grad der globalen Erwärmung verantwortlich.

Der Rystad-Bericht erwartet den höhepunkt der Förderaktivität für das Jahr 2030 wenn es zu einer Gesamtproduktion von 108 Millionen Barrel Öl pro Tag (bpd) kommen dürfte. Danach dürfte die Förderaktivität bis 2050 auf 55 Millionen bpd zurückgehen und der Ölpreis sich bei etwa US$ 50 Dollar pro Barrel einpendeln. In diesem Szenario würde etwa ein Drittel des weltweit förderbaren Öls -rund 500 Milliarden Barrel- aufgrund unrentabler Erschließungen nicht gefördert. In dem Fall würde sich die globale Erwärmung auf 1,9 Grad begrenzen, schließt die Beratungsfirma ihren Ausbick.

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