07. 05. 2024

Buenos Aires (AT) – Wie die meisten seiner Wettbewerber kämpft Mercedes-Benz derzeit mit einem Marktumfeld, das sich im Spannungsfeld zwischen Elektromobilität und Innovationsfähigkeit bewegt. Die jüngsten Kennzahlen zeigen warum: laut einer Studie von EY ist die Mercedes-Benz Group mit einer Marge von 12,8 Prozent die profitabelste Autofirma der Welt. Für das erste Quartal 2024 musste das Stuttgarter Unternehmens allerdings mit einem Absatz von 463.000 verkauften Autos ein Minus von 8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum melden. Die Gründe: der Start neuer Modelle sowie Lieferkettenprobleme in Asien. Allein in China kam es zu einem Einbruch von 12 %. Immerhin, mit 168.900 Fahrzeugen verkaufte Mercedes dennoch mehr als jedes dritte Auto in China. Der Absatz von E-Autos lag acht Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Eines der Regionen aus denen das Traditionsunternehmen auf Schub hofft ist Lateinamerika und konkret Südamerika. In Argentinien gehört das Mercedes-Benz seit 1951 zu einem der wichtigsten Vertreter der Automobilindustrie.

Eines der Unternehmensparten, die für diesen Schub indirekt sorgen könnten ist Mercedes-Benz Trucks & Buses, Teil der Daimler Truck Group LKW-Sparte. Im April hat das Unternehmen eine Gesamtinvestition von US$ 110 Millionen für den Aufbau eines neuen Produktionsstandortes in Argentinien angekündigt. In der Ortschaft Zárate, , rund 100 km von der Hauptstadt entfernt, plant das Unternehmen ein neues Werk für die Herstellung von Lkw und Busfahrgestellen. Die Anlage soll ab dem ersten Quartal 2026 betriebsbereit sein. Am gleichen Standort baut der deutsche Automobilhersteller, der nach der weltweiten Aufspaltung des Konzerns seit Ende 2021 eigenständig in Argentinien agiert, bereits ein eigenes Logistikzentrum für die Ersatzteilversorgung. Dieses soll zum zweiten Halbjahr 2024 seine Arbeit aufnehmen soll.

In einem Interview mit Pablo Ortega, Ressortleiter Mobilität & Auto bei der Tageszeitung La Nación, erklärte Raúl Barcesat, CEO von Mercedes-Benz Trucks and Buses, die Hintergründer der jetzt angekündigten Investition. Außerdem: die Perspektiven der Branche in einem durch Technologie und einer neuen Regierung sich wandelnden Transportsektor. Argentinisches Tageblatt faßt das Interview in den wichtigsten Punkten zusammen.

1951 kam Mercedes-Benz in Argentinien an und öffnete damit, das erste Mercedes-Benz Werk außerhalb Deutschlands. (motormagazine.com)

“Heute erreicht der lokale Automobilmarkt 50 % seines Potenzials. Letztes Jahr waren es über 400.000 Einheiten; einst standen wir bei 900.000. Bei den Lastkraftwagen sieht es ähnlich aus: 2013 und 2017 waren es 23.000 Einheiten; im letzten Jahr standen wir bei 12.000 Einheiten. Bei den Bussen war der Rückgang geringer, weil der Bestand jedes Jahr erneuert werden muss. Doch insgesamt hat der hiesige Markt eine großes Potenzial”, erklärte Barcesat.

LKWs aus Argentinien in die Welt

Für den CEO der LKW Dependance der Stuttgarter ist der Transportsektor Argentiniens ein mehr als attraktiver Markt. “Es sind mehr als 500.000 Lkw im Umlauf. Fünf Prozent davon müssten jedes Jahr erneuert werden, um ein Durchschnittsalter von 20 Jahren zu erreichen. Das sind 25.000 Einheiten, und derzeit ist gerade einmal die Hälfte. Zudem, 40.000 Busse stehe derzeit im Verkehr. Um 10 Jahre alt zu sein, müsste jedes Jahr 10 % der Flotte erneuert werden, also 4.000, doch erneuert der Markt gerade einmal etwa 2.400 Busse”, resummiert Barcesat.

Der CEO glaubt, dass wenn “bestimmte makroökonomische Variablen berücksichtigt werden”, der lokale Lkw-Markt zu einem Gesamtvolumen von über 20.000 Einheiten pro Jahr und etwa 3.500 / 4.000 Bussen pro Jahr zurückkehren kann. Nicht zuletzt auch dank des anziehenden Auslandsgeschäftes. Mercedes-Benz Trucks & Buses Argentina produziert seit einem Jahr für den mexikanischen Markt. Und: “Rund 30 % dessen, was heute in Virrey del Pino, Zárate (dem Industriezentrum) produziert wird, geht in den Export”, erklärt Barcesat.

Raúl Barcesat, Präsident und CEO von Mercedes-Benz Trucks & Buses, ein Geschäftsführer mit 25 Jahren Erfahrung in der Automobilbranche.

Der Lockruf es Lithiums

Auf die Frage von La Nación wie sich die Energiewende auf den argentinischen Automobilsektor auswirkt, bestätigte Barcesat eines der jüngsten Innovationen, die auch im argentinischen Bergbausektor an Fahrt gewinnen könnte: “Die Strategie des Mercedes-Benz Konzerns ist es, auf saubere Energie zu setzen und langfristig nicht in fossile Brennstoffe zu investieren. Deshalb steigen wir in Lithium und grünen Wasserstoff ein”, und fügte hinzu: “Was Argentinien betrifft, so wird dort viel in die Infrastruktur investiert. Der nächste Schritt wäre die Umstellung auf die Euro-6-Norm, die in Brasilien bereits angewendet wird. Wir haben eine sehr alte Lkw-Flotte, die in den letzten Jahren ins Hintertreffen geraten ist und nur noch 12.000 statt 25.000 Fahrzeuge pro Jahr verkauft. Auf dem hiesigen Markt sind 1.114 Lkw im Einsatz, auf die wir sehr stolz sein können. Doch das Änder nichts an der Tatsache, dass sie 40 Jahre alt sind. Und um Ihnen eine Vorstellung zu geben, was das für die Umwelt bedeutet: Heute verursachen 70 Euro-5-Norm-Fahrzeuge denselben Schadstoffausstoß wie ein Lkw, der vor 40 Jahren vom Band lief”. 

Der Hintergrund: Die Euro-6-Norm ist eine europäische Umweltschutzverordnung, die den Ausstoß der Schadstoffemissionen von Straßenfahrzeugen zu reduzieren sucht. Seit 2021 müssen alle neu zugelassenen Personenkraftwagen die Abgasnorm Euro-6d-ISC-FCM einhalten, und seit September 2023 ist die Euro-6er-Norm für neue Typgenehmigungen in Kraft.

Das Mercedes Benz Automobilwerk in Zárate, Argentinien. (daimlertruck.com)

Die Hoffnung des zweiten Halbjahres 2024

Das Jahr 2024 ist für Barcesat in jedem Fall ein Jahr des Neubeginns in der argentinischen Automobilibranche. Laut dem gelernten Betriebswirtschafter verzeichneten die Branche zwar in den ersten Monaten des Jahres einen Rückgang von 30 %, doch er fügt hinzu: “Angesichts der makroökonomischen Anpassungen, die die neue Regierung vornimmt, sehen wir einen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte voraus”. Der Plan die Inflation zu verlangsamen und Regeln in Sachen Import und Export zu lockern, könnne sich nur positiv auswirken, unterstreicht Barcesat. Der CEO von Mercedes-Benz Trucks & Buses geht davon aus, dass die von der Regierung Milei veranlaßten Maßnahmen: “Die Ausfälle der erste Hälfte ausgleichen könnte”.

“Es ist immer noch ein schwaches Jahr für die Automobilindustrie, mit weniger als 400.000 Fahrzeugen und 12.000 Lastwagen. Aber das Wichtigste ist, dass jetzt die Grundlage für das Wachstum im Jahr 2025 gelegt wird. Das nächste Jahr wir ein ein Jahr des Wachstums sein. Lkw und Busse stehen in engem Zusammenhang mit der Wirtschaftstätigkeit: Mehr Aufträge, bedeuten eine steigende Wirtschafts-Aktivität.” Erste Anzeichen sieht Barcesat bereits aufblitzen: die Nachfrage von Bau- und Ersatzteilen der Automobilindustrie zieht bereits an. “Seit der Einführung der neuen Importbedingungen und Zahlungsfristen läuft alles wieder reibungslos”, so Barcesat.  

La Nación fragt den Verantwortlichenvon von Mercedes-Benz Trucks & Buses zu den Warenschulden der Importprodukte, die die gesamte Branche im Jahr 2023 belastet haben. “Wir haben den Bopreal (Schuldschein) gekauft und damit die alten Schulden dokumentiert. Damit ist das Problem gelöst. Es ist ganz natürlich, dass man kauft, bezahlt, bilanziert und, wenn man Geld verdient hat, Dividenden ausschüttet. Deshalb ist es wichtig zu betonen, dass die Ankündigung einer Investition von US$ 110 Millionen in diesem Zusammenhang eine doppelte Botschaft des Engagements für das Land ist”, schloß Barcesat.

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Elena EstrellaVon
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  1. Regula Rohland

    El artículo sobre Mercedes Benz vuelve a suscitar en mí la propuesta de ver por un corrector de estilo. Hay muchos problemas de sintaxis.

    En cuanto al contenido, como usuario de las unidades en las calles de Buenos Aires quiero comentar que sería muy deseable un cambio en la instalación de frenos en los colectivos. Los frenos serán efectivos, pero no son suficientemente suaves o lentos para que un pasajero se pueda sentir cómodo. En cada esquina, en cada momento de tener que bajar la velocidad, los frenazos son muy abruptos. Los numerosos asajeros que no encuentran un asiento están en continuo peligro. Es un defecto de larga data, muy particular en las unidades que circulan en Argentina. Sería bueno que algún directivo de la empresa viaje de vez en cuando en colectivo para siquiera darse cuenta del problema.

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