Buenos Aires (AT) – Gabriel Burstein kam 1995 im Alter von 19 Jahren nach Israel, um seinen Vater zu besuchen, der einige Jahre zuvor aus beruflichen Gründen nach Israel auswanderte. Er war von einem blühenden und wachsenden Land, mit einer besonders freundlichen Atmosphäre beindruckt. Er spürte, dass er in Frieden leben konnte und seine Passion auszuleben: Fußball. Er beschloss zu bleiben. Heute erlebt er das Undenkbare: Krieg, Zerstörung und die Angst. „Was für ein Paradox: Ich bin in Israel geblieben, weil ich dachte, es sei ein sicherer Ort”, erklärte Burstein im Gespräch mit der Zeitung La Nacion von seinem Haus in Ramat Hasharon aus und beschrieb wie es sich anfühlt wenn sich das Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf stellt.
Der Fußball, der alles kann
Die Möglichkeit, in seinem neuen Heimatland Fußball zu spielen, war der Anreiz für Burstein, um sich für Israel zu entscheiden. Der 48-Jährige hatte in mehreren argentinischen Vereinen der unteren Ligen gespielt. In Israel gelang es ihm, eine Karriere in mehreren Bereichen zu gestalten. Maccabi Holon (israelischer Fußballverein) gab ihm die erste Gelegenheit, eine bekannte Frauenmannschaft zu trainieren. Anschließend setzte Burstein seine Karriere bei Ramat Hasharon fort, wo er seine größten Erfolge erzielte: Er gewann die Liga und wurde dreimal in Folge zum Trainer des Jahres gewählt. 2019 übernahm er die israelische Frauen-Nationalmannschaft, die er bis vor ein paar Monaten trainierte.
Der Terroranschlag
Die meisten ausländischen Sportler sind nach dem ersten Hamas-Angriff am Wochenende abgereist. Der Angriff, der am vergangenen Freitag begann und das Land in Atem hält, war ein Paradigmenwechsel für die israelische Bevölkerung, die jahrelang die Möglichkeit eines Angriffs als eine weit entfernte Alternative ansah. „Lange Zeit bin ich für den Fußball durch ganz Israel gereist. Ich war an der Grenze zu Palästina und spielte in Städten, die überwiegend muslimisch waren, aber ich hatte nie Angst”, erklärt Gabriel gegenüber La Nacion. „Mein zehnjähriger Sohn sagte mir, er habe keine Angst mehr vor Bomben, sondern vor Terroristen, die ins Haus kommen könnten”, fügt Burstein hinzu.
Ramat Hasharon, wo Burstein wohnt, liegt in der Nähe von Tel Aviv, aber weit weg vom Zentrum des Konflikts. „Weit weg” in einem so kleinen Land wie Israel bedeutet in diesem Fall etwa 80 Kilometer Entfernung. „Von hier aus können wir hören, wie die Raketen explodieren”, sagt er. „Dies ist das Produkt einer Gruppe von Terroristen und Mördern, nicht der palästinensischen Bevölkerung. Wir können alle in Frieden leben und das Land mit Juden, Christen und Muslimen teilen”, erklärt der Argentinier mit Überzeugung. Nach fast drei Jahrzehnten in einem Land, in dem er glaubte, Frieden und Sicherheit gefunden zu haben, denkt Gabriel Burstein nun darüber nach, Israel zu verlassen. In der Zwischenzeit hofft er, dass der Fußball ein Schlüssel sein wird, um sich von dem Horror zu distanzieren.
Rückführung nach Argentinien
Burstein ist einer von über 80.000 argentinischen Staatsangehörigen, die in Israel leben. Die argentinische Regierung hat eine Sondermaschine der Luftwaffe des Typs C130 Herkules bereitgestellt um argentinische Staatsangehörige aus Israel und über Rom nach Buenos Aires zurückzuführen. Nach Angaben des Aussenministeriums sind es rund 1.400 Personen, die eine Rückführung beantragt haben. Darunter sind Touristen, Stundenten und Berufstätige, die sich zum Zeitpunkt der Attacken in Israel aufhielten. “Wir haben mit allen Listen des Generalkonsulats in Tel Aviv und der Botschaft gearbeitet, um die Evakuierung und Rückführung durchzuführen”, erklärte Außenminister Santiago Cafiero auf Anfrage. Offiziellen Schätzungen zufolge leben in Isarel zwischen 80.000 und 100.000 Menschen die aus Argentinien eingewandert sind. Nach Angaben des israelischen Ministeriums für Einwanderung, ließen sich 2021 etwa 27.000 Argentinien in Israel nieder, 30% mehr als 2020.
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