06. 03. 2024

Buenos Aires (AT) – Die Expoagro Edición YPF Agro, gilt als größte Messe für Landwirtschaft und Agribusiness in Lateinamerika. Sie öffnete am Dienstag ihre Türen auf dem Messegelände und der Pferderennbahn von San Nicolás, Provinz Buenos Aires. Mit mehr als 600 Ausstellern, darunter 130 neue Unternehmen und Start-ups, kann die diesjährige Expoagro mit positiven Aussichten aufwarten und macht Hoffnung nach einem schwierigen Jahr 2023. Für Rückenwind sorgt in diesem Jahr auch das größere Interesse aus dem Ausland. Darunter auch, die Delegation des German Accelerator (siehe Artikel), dem Start-up-Accelerator der deutschen Regierung.

Auf einer Ausstellungsfläche von 8.000 Quadratmeter sind noch bis zum 8. März Landmaschinen, Saatgut, Biotechnologieunternehmen sowie Banken, Versicherungen und weitere Dienstleister des Agrarsektors die Protagonisten der Messe. Im vergangenen Jahr zählte Expoagro mehr als 100.000 Besucher und erzielte einen Umsatz von über USD 1,2 Milliarden, laut Angaben der Zeitung La Nación.

Erholung nach einem trockenen und harten 2023

Obwohl das Wetter auch in diesem Jahr mit einem Mangel an Regen zu kämpfen hatte, wird eine starke Erholung der argentinischen Landwirtschaft erwartet. Das Beratungsunternehmen Agritrend rechnete kürzlich mit einer Erntemenge von 130 Millionen Tonnen, gegenüber 82,7 Millionen Tonnen im letzten Ernteyklus. Die Börse von Rosario (BCR) hat ihrerseits Agrarexporte in Höhe von US$ 31,3 Milliarden prognostiziert, US$ 6 Milliarden mehr als 2023.

Argentiniens Landwirtschaftssektor erwirtschaftet US$ 7 von US$ 10 der Einnahmen, die im Ausland erwirtschaftet werden. 2023 führte eine überdurchschnittlich lange Dürreperiode zum Zusammenbruch der Ernte und zu einem Rückgang der Auslandsumsätze um etwa US$ 20 Milliarden.

Die Megamesse dient mehr als 600 Unternehmen aus dem Agrarsektor als Treffpunkt. (agrofynews.com)

Frischer Wind in der Landwirtschaft

Insgesamt belegt Expoagro YPF Agro Edition 2024, dass sich das Geschäfts-Klima für die Branche in den letzten Monaten verändert hat, wie Experten wie Marcelo Torres, Präsident des argentinischen Verbands der Direktsaatproduzenten (Aapresid) bei der Eröffnung am Dienstag betonten. So sanken seit dem Regierungswechsel im Dezember insbesondere die Produktionskosten. Zudem fielen die Exportbeschränkungen für Fleisch, Weizen und Mais. Größere Klarheit in Währungsfragen sowie der von der Regierung des Präsidenten Javier Milei angestrebte Kurs sorgten schließlich für eine wenn auch zaghafte doch größere Planungssicherheit. Die Landwirtschaft könne sich damit auf Effizienz, Technologien, der Maximierung von Betriebsmitteln sowie der Automatisierung der Prozesse konzentrieren, so der Experte. Die Folge: Kostensenkung, höhere Renditen und eine nachhaltigere Produktion.

Die Erzeuger hingen nun eher davon ab, was in Bezug auf die Preise und das Klima im Unternehmen selbst geschieht, als von den politischen Vorgaben, wie es unter der vorherigen Regierung der Fall war, unterstrich auch Daniel Funes de Rioja, Vorsitzender des argentinischen Industriedachverbandes (UIA), einer Organistaion, die vergleichbar ist mit dem Bund der Deutschen Industrie (BDI).

In diesem Jahr wird die Technologie für Produkte, Dienstleistungen und Daten der Protagonist sein. (altina.com.ar)

Ein Sektor mit klaren Regeln

In Bezug auf die Produktion betonte Torres, von Aapresid: “Wie viele Akteure in Argentinien glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind: mit klaren Regeln, um das Unternehmertum zu unterstützen und ein Land, das sich in die Welt integriert und seine Entscheidung auf der Grundlage von Wissenschaft und Technologie getroffen hat. Auch wenn die derzeitige Situation alles andere als einfach ist”.

Daniel Funes de Rioja, unterstreicht die Bedeutung der Einheit und Zusammenarbeit. (perfil.com)

Funes de Rioja, betonte ebenfalls die Notwendigkeit einer staatlichen Politik und die Bedeutung der Einheit. Auf die Frage nach dem Aufeinanderprallen der Reden von Milei und den Gouverneuren verschiedener Provinzen im Streit um die Länderfinanzierung sagte Funes de Rioja: “In vielen Gesellschaften auf der ganzen Welt gab es, gibt es und wir es immer Trennlinien geben. Die Frage ist, ob wir trotz dieser Unterschiede in der Politik eine gemeinsame Basis finden können. Wenn Argentinien nicht vorhersehbar ist und keine Glaubwürdigkeit schafft, hat es nicht wirklich die Möglichkeit, ein entwickeltes Land zu sein, weil es weder Investitionen noch Wachstum geben wird”.

Sergio Fernández, Geschäftsführer von John Deere Argentinien, zeigte sich ebenfalls optimistisch. “Das Land steht vor einer großen Herausforderung komplizierten makroökonomischen Situation, aber es besteht Hoffnung. Es nicht einfach, aber Vorhersehbarkeit hilft”, sagte er.

Für Alfonso Bustillo, Vorsitzender des argentinischen Verbandes der Züchter von Angusrindern, ist dieses ein “neues Jahr mit neuem Licht am Ende des Tunnels”. Bustillo begrüßte insbesondere die am 1. März von Präsident Milei vorgeschlagene Grundsatzvereinbarung -Pacto de Mayo- nach der sich die politische und wirtschaftliche Führung des Landes auf zehn Vorgaben verplichten soll, um das Land neu aufzustellen. Bustillo unterstrich die Achtung des Privateigentums, die Freiheit, die Bedeutung und Stellung des Aubenhandels sowie die Anerkennung der Inlandsproduktion und die Steuersenkung für die Unternehmen

Expoagro dauert vom 5. bis zum 8. März.

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