07. 03. 2024

Buenos Aires (AT) – Nachhaltigkeit ist das Schlagwort und die Herausforderung unserer Zeit. Zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe haben bereits den Weg der konsequenten Nachhaltigkeit eingeschlagen. Dabei muss nachhaltig nicht unbedingt „Bio“ und „Öko“ bedeuten: Im Vordergrund steht das ressourcenschonende Wirtschaften. 

Genau hierfür steht das deutsche Start-Up Be-Grow GmbH. Im Rahmen des “Deutsch-Argentinischer Gipfel für nachhaltige Innovationen: Climate Tech Edition” vom German Accelerator, landet die deutsche Firma in Argentinien.

Die Be-Grow Gründer Maik Schacht und Norbert Heidinger lernten sich bei BASF, ihrem früheren Arbeitgeber kennen. Die Neugier und der Wunsch nach Selbständigkeit waren irgendwann jedoch stärker. Schacht und Heidiger taten sich mit einem erfahrenen Team zusammen, um Landwirten ein Hydrogel zur Verfügung zu stellen, das Pflanzen hilft, trotz klimawandelbedingter Dürre zu gedeihen. Ihr Produkt: ein pflanzenstimulierendes Hydrogel mit Ionenpumpen-Technologie, das Landwirten in Zukunft helfen soll gesunden Ackerboden zu optimieren, um konstant hohe Erträge erzielen zu können. Zudem bieten die Produkte von Be-Grow Boost zusätzliche Widerstandsfähigkeit gegen extreme Wetterereignisse, die in Zukunft aufgrund des Klimawandels immer häufiger auftreten werden. 

Ziel der Gründer ist es heute, die weltweiten Ertragsprobleme von Landwirten in armen Ländern zu lösen, die durch den Klimawandel entstehen. “Wir betrachten unser Unternehmen als soziales Unternehmen und orientieren uns an den SDGs (The Sustainable Development Goals, der UN). Auf dieser Grundlage arbeiten wir z.B. mit lokalen unabhängigen Händlern zusammen, insbesondere in Afrika”, so das Bio-Start Up auf ihrer Website. Langfristige Feldstudien von Experten und Wissenschaftler zeigen, dass die Produkte mit der Zeit vollständig in die Huminsäurezusammensetzung des Bodens integriert werden. Sie werden von den Bodenmikroben durch Mineralisierung abgebaut und werden im Laufe von 8 bis 10 Jahren Teil der organischen Bodensubstanz, ähnlich wie Holz und Blätter, und stärken zudem die Bodenstruktur.

Im Gespräch mit dem Argentinischen Tageblatt erklärte Schacht exklusiv kurz vor der Landung am Río de la Plata mehr über die Erfolgsidee.

AT: Warum Be-Grow, warum jetzt?
Schacht: Die meisten Pflanzen auf unserer Welt erzeugen durch Photosynthese Energie, also Kraft die für das Pflanzenwachstum, zur Abwehr von Schädlingen und zum Wachstum von Früchten genutzt wird. Wenn die Pflanze zu wenig Nährstoffe und Wasser bekommt, sinkt die Photosynthese Leistung. Die Pflanze wird schwach, nicht resistent gegen Schädlinge und produziert auch nur wenige Früchte ohne Geschmack und Nährstoffe für uns Menschen. In der Regel erfolgt die Aufnahme des Wasser-Nährstoff-Gemischs über die Wurzeln. Dieser Mangel an Wasser und Nährstoffen tritt vor allem in Trockenphasen im Sommer auf, da die Pflanzen nur im Wasser gelöste Nährstoffe aufnehmen können und bei Trockenheit einfach viel zu wenig Nährstoffe in den kleinen Mengen Wasser gelöst werden. Hier kommt unser Hydrogel Be-Grow Boost ins Spiel”. 

(v.l.n.r) Maik Schacht und Norbert Heidinger, mit Be-Grow Boost L

AT: Was ist ein Hydrogel?
Schacht: In landwirtschaftlichen Betrieben stellt das Hydrogel den Pflanzen damit mehr Wasser und Nährstoffe zur Verfügung, was für das Überleben der Pflanzen in trockenen Sommern und für einen höheren Ertrag von entscheidender Bedeutung ist. Im Gegensatz zu früheren und ähnlichen Produkten ist unser Produkt frei von Schadstoffen und kann auch in Kombination mit Düngemitteln verwendet werden. Das Hydrogel ist beim Pflanzenanbau so effektiv wie ein Gewächshaus, aber zu geringen Kosten für den Landwirt.

AT: Wie funktioniert ihr Produkt konkret?
Schacht: Man muss sich Be-Grow Boost wie einen Wasserballon im Boden nahe den Wurzeln vorstellen. Sobald das Granulat mit Regenwasser, Gießwasser oder auch mit den in der Nacht aufsteigenden Grundwasserdämpfen in Berührung kommt, saugt es das Wasser auf und schwillt dabei wie ein Wasserballon an. Jedes Granulat-Teilchen nimmt dabei das bis zu 500-fache seines Trockengewichts in Wasser auf. Gleichzeitig reichert es im Boden auch noch verfügbare Nährstoffe in diesem Wasser an. Jeden Tag, wenn die Sonne scheint, saugt die Pflanze jetzt diese Wasserballons aus, die sich in der Nacht, wenn keine Photosynthese stattfindet, wieder neu vollsaugen.

Bei Be-Grow wird die Vision in die Tat umgesetzt: geeignet sowohl für Kleinbauern als auch für professionelle Landwirte. (be-grow.com)

AT: Was wissen Sie von Argentinien / Lateinamerika?
Schacht: Argentinien ist eine der stärksten Landwirtschaftsnationen in Lateinamerika mit einem hohen Exportvolumen. Wir wissen, dass bestimmte Regionen immer wieder unter Trockenphasen und Missernten leiden – eine Situation, die sich in den kommenden Jahren noch deutlicher ausprägen wird. Wir sind überzeugt, dass Be-Grow Boost zwar nicht die universale Lösung dieses Problems darstellt, aber gerade für die Baumplantagen und Felder in diesen Regionen eine wichtige und zuverlässige Möglichkeit darstellen wird, besser mit diesen Extremwetterereignissen zu leben, ohne die Existenz der Landwirte und Plantagenbesitzer zu gefährden.

Be-Grow orientiert sich in Sachen Geschäftsaktivitäten an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. (be-grow.com)

AT: Was erwarten Sie von Ihrer Landung in Buenos Aires im Rahmen des German Accelerator?
Schacht: Leider ist Be-Grow Boost stand heute noch in keinem lateinamerikanischen Land verfügbar. Das Team vom German Accelerator unterstützt uns in Buenos Aires, den besten Distributor für Be-Grow Boost Produkte in Argentinien zu finden und so unsere innovative Technologie in Argentinien sichtbar und für lokale Anbauer bestellbar zu machen. In diesem Zusammenhang ist auch der Besuche einer für Innovationen offenen Agrar-Community in Rosario sowie der Besuch einer Landwirtschaftsmesse geplant. Zur Vorbereitung des Vor-Ort Besuches in Buenos Aires finden diese Woche bereits erste Videokonferenzen mit möglichen Geschäftspartnern in Argentinien statt.

Maisfeld in Kenia, wo Be-Grow erfolgreich eingesetzt wurde.

AT: Welche Umwelteinwirkung hat Be-Grow? 
Schacht: Trockenphase aufgrund der Klimaveränderungen sind nicht neu, sondern schon seit mehr als 20 Jahren bekannt, so dass wir frühzeitig mit der Entwicklung, der Optimierung und umfangreichen Tests für ein solches Produkt starten konnten. Be-Grow Boost wurde eingehend auf toxikologisches und ökotoxikologisches Gefährdungspotential geprüft, um Schäden vom Anwender und der Umwelt abzuwenden. Basierend auf international anerkannten Prüfmethoden konnte gezeigt werden, dass unser Acrylamid-freies Produkt keine negativen Effekte auf die Gesundheit besitzen und im Boden ähnlich wie Holz abgebaut wird.

Das Start-up aus Hamburg ging eine Partnerschaft mit dem German Accelerator ein, um die Geschäftsexpansion nach Argentinien und Lateinamerika zu schaffen. Heute -am 07. März 2024- präsentiert sich Be-Grow im Parque de Innovación in Buenos Aires.  

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