Die Künstler, die Coldplay den Regenbogen schenkten

Buenos Aires (AT) – „Look at the stars/ See how they shine for you“ – so lautet die erste Strophe des Coldplay-Hits „Yellow“. Der 31-jährige argentinische Fotograf Matías Alonso Revelli lebt in Bahía Blanca, wo der Himmel voller Sterne ist. Seit Jahren dokumentiert Matías mit seiner Kamera, einer Nikon D3100, die astronomischen Phänomene am Himmel. Eines Tages, mitten in der Pandemie, kontaktierte ihn sein Vater, und wies darauf hin, dass sich ein besonderes Ereignis am Himmel abspielen würde. Als er den Regenbogen am blauen Himmel sah, machte er ein paar Fotos davon, nicht ahnend, dass dieses Bild vier Jahre später der Protagonist des Covers von “Moon Music” sein würde, dem kommenden Album von Coldplay.

“Eigentlich sind es drei Fotos von drei verschiedenen Tagen”, verrät er über das digital bearbeitete Werk, das einen blauen Sternenhimmel, eine schmale Mondsichel und einen intensiven Regenbogen zeigt. “Die Sterne im Hintergrund stammen von einem Foto, der Mond von einem anderen”, fährt er fort. “Ich lud das Foto auf Instagram hoch und es wurde ein Hit. Die Leute mochten es und es ging viral. So sehr, dass es drei Jahre später Coldplay erreichte.”  

Es war Anfang August 2023, als Matias eine E-Mail von Sänger Chris Martin erhielt. “Die wollen mich wohl betrügen”, dachte er zu diesem Zeitpunkt. “Warum sollte Chris Martin mir eine E-Mail schreiben?”. Ein paar Tage später beseitigte ein Videoanruf alle Zweifel: Chris Martin wollte Matías’ Foto für Moon Music lizenzieren. “Er mochte den Mond wegen des Namens des Albums, und der Regenbogen passte zum Thema: Inklusion, Liebe für alle und Gleichheit“, erklärt Revelli.

“Ich möchte, dass sich meine Fotos ein wenig von der Realität entfernen und sich einem Gemälde annähern, so dass man beim Betrachten zweifelt, ob das, was man sieht, hundertprozentig echt ist oder nicht”, sagt Matías Alonso Revelli.

Pilar Zeta: Von Buenos Aires und Berlín an die Seite von Chris Martin 

Pilar Zeta ist dagegen die argentinische Kreative, die seit fast zehn Jahren Coldplay begleitet. 38-Jahre alt verließ die Designerin aus Buenos Aires ihr Land im Alter von 19 Jahren: Das Ziel: Karriere in Kunst und Design auf internationaler Ebene.

“Ich bin für die künstlerische Leitung der Gruppe verantwortlich. Es ist fast ein Jahrzehnt her, dass wir unsere Zusammenarbeit begonnen haben. Ich bin dankbar, Teil dieser wunderbaren Geschichte zu sein”, heißt es auf Englisch in der Bildunterschrift ihres Instagram Posts. “Niemand macht es besser, Pilar“, antworteten Coldplay, “Nummer eins”, fügte der Fotograf Matías Alonso Revelli hinzu.

Pilars Künstlerweg begann in Berlin, wo sie die Albumcovers für Underground Techno Künstler entwarf. Ihr Name wurde in der Szene schnell bekannt. “Durch eine Reihe von Zufällen hatte ich bereits begonnen, mit einer Dame namens Colin zusammenzuarbeiten. Sie war gerade dabei, eine Agentur zu gründen, und sie schickte meine Arbeit an viele Leute, in diesen E-Mails, die normalerweise niemand sieht”, erzählt sie gegenüber La Nación. Doch ihr Entwurf, ein Kopf mit einem Farbrad, fand seinen Weg zu Phil Harris, dem Manager der Band und besten Freund von Chris Martin. Kurz darauf lernte sie auch den Rest der Band kennen. “Wir verstanden uns auf Anhieb, hatten ein wirklich gutes Verhältnis und fingen an zu arbeiten.”

Sie reiste nach London in die Air Studios, wo die Band normalerweise aufnahm. Schnell bekam Pilar ihren eigenen Arbeitsbereich. “Coldplay kamen von Zeit zu Zeit und warfen mir Ideen zu. Das war vor zehn Jahren”, erinnert sich Pilar. “Am Anfang hatte ich keine Ahnung, was ich machen sollte, denn ich wusste nicht viel über Ästhetik. Es war das erste Mal, dass ich so etwas Großes gemacht habe. Dann wurde mir klar, dass man bei der Arbeit für andere sein Ego in den Hintergrund stellen muss und dass ich nur ein Kanal für die Ideen der anderen Künstler bin”. 

Das Ergebnis dieser ersten Zusammenarbeit ist das Kunstprojekt A head full of dreams (2015): ein farbenfrohes Kaleidoskop mit Pflanzen, Vögeln und der regenbogenfarbenen Blume des Lebens. Es folgte die künstlerische Leitung von Alben: Everyday life (2019), Music of the spheres (2021), das bald erscheinende Moon Music (2024) und die Single Higher power (2021).

“Es macht so viel Spaß, mit ihnen zu arbeiten”, so Zeta “Ja, bevor man das Endprodukt erreicht, gilt es viele Änderungen vorzunehmen. Für Moon Music habe ich 300 verschiedene Bilder entworfen, bis ich das gefunden hatte, was sie wollten”.

Pilars Leben hat sich seit ihrer Zusammenarbeit mit Coldplay verändert. Heute lebt sie in Mexiko-Stadt und verfolgt ihren künstlerischen Weg, indem sie Geometrie, Mathematik, Philosophie, Metaphysik und Symbolik in ihren Werken kombiniert. Sie schafft Gemälde und quasi-architektonische Installationen: Altare, Portale und surreale Räume mit metaphorischen Objekten. 

“Eine Sache, die Coldplay und ich als Künstler gemeinsam haben, ist, dass wir der Welt unsere Kunst schenken, um die Laune der Menschen zu heben. Wenn du zu einem Coldplay-Konzert gehst, verlässt du es glücklich”, so Zeta.

Der Sternenhimmel in Buenos Aires

Die birtische Band besuchte Buenos Aires das letzte Mal zwischen dem 25. Oktober und dem 8. November 2023 im Rahmen ihrer Welttournee Music of the Spheres. Sie füllten das Fussballstadion von River Plate “El Monumental” ganze zehn Mal und brachen damit den Rekord von neun Konzerten, den Roger Waters 2012 aufgestellt hatte. Das neue Album von Coldplay “Moon Music” soll am 4. Oktober dieses Jahres erscheinen.