Buenos Aires (AT) – Es ist eine dieser Geschichten, die nur das Leben schreiben kann: Es schreibt sich das Jahr 1931, in Berlin. Die junge Hedwig Schlichter spielt bewundernswert das Fräulein von Kesten in ihrem Film “Mädchen in Uniform”. Hedy glänzt im Kino und noch mehr im Theater, aber es ist schwierig, unter dem Nationalsozialismus zu leben. Die Änderung ihres Geburtsnamen von Schlichter auf Crilla dank ihrem italienischen Ex-Ehemann, rettete sie vor der Nazi-Bedrohung. Im Jahr 1940 floh die österreichisch-jüdische Schauspielerin vor dem Nationalsozialismus nach Argentinien und ließ ihre vielversprechende Film- und Theaterkarriere hinter sich.
Die Regisseurin von “Hedy Crilla: maestra de actores”, Luciana Murujosa, die selbst mehrere Jahre Theater studierte, hatte den Namen Hedy Crilla bis vor kurzem noch nie gehört. In der Gewissheit, dass es den meisten ihrer Kollegen genauso ging, machte die junge Filmemacherin eine gründliche Recherche und fing an, in der argentinischen Theaterwelt nach Hedy Crilla zu fragen. Was sie vorfand, konnte sie kaum glauben. Archivmaterial, persönliche Geschichten und Aussagen ehemaliger Schüler und Erinnerungen an eine Frau, die mehr als eine Spur hinterlassen hatte. Der Dokumentarfilm vermittelt ein familiäres und persönliches Gefühl, weil die Gesichte die Perspektive von Schülern, Kollegen, Freunden und Anhängern erzählt.
Nach Hedy Crillas Ankunft in Argentinien überschattete die bemerkenswerte Lehrerin in ihr die große Schauspielerin, die sie in Deutschland geformt hatte. Hier führte sie die Stanislawski-Methode ein, die revolutionäre Denkweise des russischen Theaterpädagogen. Durch ihre Lehre legte sie die Grundlage neuer Schauspieltechniken für mehrere Schauspieler und Regisseure, die heute das argentinische Theater prägen. So begann sie sich als “Die Hedy Crilla: die Lehrerin der Schauspieler” bekannt zu machen.
“Hätte Steven Spielberg von Hedy Crilla gewusst, wäre ihr Leben schon längst als Hollywood-Film verfilmt”, so die Drehbuchautorin Mónica Salerno in der Pressekonferenz in Buenos Aires. “Crilla änderte den Schauspielstil in Argentinien für immer”.
Doch Hedys Werke wurden nicht nur auf der Bühne bejubelt. Sie war in den 1940-Jahren im Argentinischen Tageblatt tätig, damals unter der Leitung von Ernesto Alemann. Hier fand sie die Freiheit, ihre Gedanken niederzuschreiben und festzuhalten, etwas was ihr in ihrer Heimat untersagt war. Egal ob Theater, Politik oder Reportagen aus ihrem Leben, Hedy ließ ihrer Fantasie freien Lauf und brachte ihren revolutionären Geist zum Ausdruck. Hedy Crillas Geschichte steht repräsentativ für so viele andere, die im AT in diesen dunklen Jahren eine Heimat fanden.
Crillas grundlegende Werke sind vielen unbekannt (sogar in ihrem Heimatland), und nur wenige Menschen kennen heute ihren Namen. Auch deshalb nahm sich das Team um Murujosa vor, ihre verschiedenen Projekte im Doku-Film-Format ihr Vermächtnis zu würdigen.
“Hedy Crilla, maestra de actores” ist Luciana Murujosas erster Dokumentarfilm. Die junge Regisseurin studierte Filmregie an der Universidad del Cine und vertiefte später ihre Ausbildung mit Kursen in Drehbuchschreiben und Theater. Der Film wird bis Ende dieses Monats sowohl in Buenos Aires als auch in Santa Rosa, La Pampa und in Rosario, Santa Fé zu sehen sein. Mehr Information finden Sie unter der Website: www.hedycrilla.com.ar
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