22. 08. 2024

Buenos Aires (AT) – In Argentinien gibt es keine direkte Verbindung zwischen dem Festland und dem sogenannten “Ende der Welt”, beziehungsweise der Provinz Feuerland. Für die Hin- und Rückfahrt mit dem Auto, Bus oder LKW gibt es keine andere Möglichkeit zur Überquerung der Magellanstrße – einst wichtigster Handelsweg nach Asien in Richtung Westen- als die Benutzung des Lastkahns, der die Wassertraße auf der chilenischen Seite überquert. Die Überfahrt kann sich wetterbedingt verzögern, zeitweise um Stunden.

Ein ehrgeiziges Projekt könnte jetzt Abhilfe schaffen und den Wasserweg förmlich unterwandern. Jorge Flies, der Gouverneur des südchilenischen Bundeslandes Magallanes, die den zu Chile gehörenden Teil der Isla Grande umfasst, den die Magellanstrße vom Festland trennt, hat das Projekt eines neuen Tunnels vorgestellt, der unterhalb der historischen Wasserstraße das Festland mit den Inseln Feuerlands vebinden soll, wie das Portal LM Neuquén berichtet.

Die Entfernung zwischen dem Festland und der Insel beträgt etwa 3,95 km.

Die Annäherung an Feuerland 

Der Plan der chilenischen Regierung sieht den Bau eines Unterwassertunnels vor, der das Festland mit der Stadt Porvenir auf der chilenischen Seite der Insel Feuerland verbinden soll. Denn: die engste Stelle der Magellanstraße – an der auch der Fährdienst betrieben wird- gehört zum Nachbarland Argentiniens. Deshalb wurde die Initiative zunächst auf einer nationalen Konferenz über Strategien für Extremzonen Chiles vorgestellt. Bei Fachleuten und Behörden löste die Präsentation gleichermaßen Begeisterung als auch Zweifel aus.

Die Magellanstraße ist eine Meerenge mit zahlreichen Inseln und Seitenarmen zwischen dem südamerikanischen Festland und den südlichen Inseln, im Besonderen der Insel Feuerland. Sie verbindet nördlich der Südspitze Südamerikas den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean. 

Für die Hin- und Rückfahrt mit dem Auto gibt es keine andere Möglichkeit als die Benutzung des Lastkahns.

Der Tunnel soll im Gebiet Primera Angostura in der chilenischen Gemeinde San Gregorio gebaut werden. Dieses Gebiet ist strategisch wichtig für den argentinischen Teil Patagoniens, da ein großer Teil des Verkehrs zur Insel aus dem Nachbarland kommt. Etwa 70 % des Personen- und Lkw-Verkehrs mit der Provinz Feuerland sind transandinen Ursprungs.

Die chilenische Regierung plant Gelder aus dem “Plan de Zonas Extremas” für die Durchführung von Durchführbarkeitsstudien bereitzustellen, wobei die vorläufige Investition auf US$ 100 Millionen geschätzt wird. Nimmt man ähnliche Projekte wie den Eurotunnel, der das Vereinigte Königreich mit Frankreich verbindet, als Referenz, könnten die Gesamtkosten für den Magallanes-Tunnel 1,5 Milliarden USD übersteigen.

Zwischen Skepsis und Optimismus

Die chilenische Regierung von Gabriel Boric steht auf der Seite der Skeptiker. Die größte Frage betrifft die Durchführbarkeit im Verhältnis zu den hohen Kosten des Projekts. Einige Experten warnen davor, dass die Kosten erheblich steigen könnten, wenn man berücksichtigt, dass die bestehenden Strecken an die neue Infrastruktur angepasst werden müssen. Außerdem würde die Notwendigkeit, an beiden Enden des Tunnels entsprechende Abzweigungen zu bauen, einen zusätzlichen Kilometer auf jeder Seite bedeuten, was die Kosten weiter in die Höhe treiben würde.

Eine weitere Herausforderung des Projekts besteht darin, dass der Hafenbetrieb in Primera Angostura, wo die Lastkähne verkehren, während der Bauarbeiten gestört werden könnte, was die An- und Abreise zur Insel erschweren würde.

Trotz der zu erwartenden Hindernisse ist der Gouverneur des südlichsten chilenischen Bundeslandes Jorge Flies von der Idee überzeugt. „Die Technik hat enorme Fortschritte gemacht. Früher hat man Tunnel mit Tunnelbohrmaschinen gegraben. Heute werden sie an der Oberfläche gebaut und auf den Meeresgrund abgesenkt“, schwärmt der Gouverneur. In den nächsten Wochen soll die endgültige Version offizielle Projekt vortsellen will.

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