29. 03. 2024

Buenos Aires (AT) – Lateinamerika und insbesondere Argentinien rücken in den letzten Monaten in den Fokus europäischer Investoren. Auch im Spannungsfeld zwischen Innovation und Disruption. Namen wie Globant, MercadoLibre, Ualá, NotCo, Betterfly, Nubank, Autho, Kavak oder auch Resultadistas zeigen wie sich Finanzen, Logistik, Lebensmittel neu denken lassen. Und das nicht lokal sondern global. Ein gutes Beispiel ist Guayaki, wie das vom Argentinier Alex Pryor gegründete start-up beim diesjährigen Super Bowl zeigte.

Mate-Tee in Dosen

Das Finale der National Footbal League ist immer mehr als nur ein Football-Spiel. Von der Halbzeitshow bis hin zu den anwesenden Prominenten ist das event ein kulturelles Ereignis. Bei dem am 11. Februar erfolgten Treffen zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers (25 – 22) zog aber auch Guayaki -außerhalb des Spiels- die Blicke auf sich.

Im Inneren des Stadions bot die von Pryor gegründete Marke Yerba-Mate-Getränke an. Das Unternehmen erzielt heute in den Vereinigten Staaten einen Umsatz von mehr als USD 100 Millionen, wie die argentinische Zeitung El Cronista berichtet.

Alex Pryor, mit dem Lieblingsgetränk der Argentinier: Yerba Mate. (noticiasmate.com.ar)

Pryor (36) ist in Argentinien geboren und aufgewachsen. Als er in die Vereinigten Staaten zog, um Lebensmitteltechnik zu studieren, wurde er auf dem Campus der California Polytechnic University zu einer Art Yerba-Mate “Dealer”, wie er selbst erzählt. Auch in seiner Diplomarbeit lag der Schwerpunkt auf Yerba Mate.

Der Argentinier steckte Kommilitonen und Profesoren mit seiner Begeisterung für das den Tee verwandte Getränk an. Besonders fasziniert war David Karr, der sich zu Pryors erstem Geschäfts-Partner entwickelte. Die beiden bemerkten, dass die amerikanischen Verbraucher nach einer nahrhafteren Energiequelle als Kaffee suchten und beschlossen deshalb, Yerba Mate in den USA auf den Markt zu bringen. 

Der Ursprung von Guayaki

Um das Unternehmen zu gründen, nahmen die Pryor und Karr einen Bankkredit in Höhe von USD 50.000 auf. Pryor war daran maßgeblich beteiligt: er erhielt den Kredit, nachdem er den Präsidenten der Bank bei seiner Arbeit als Kellner in einem Restaurant kennengelernt hatte. Don Miguel, Chris Mann und Steven Karr schlossen sich dem Projekt an. Es folgte eine Tour durch verschiedene Städte in den Vereinigten Staaten. In jeder Stadt berichteten sie über die Vorteile von Yerba Mate, besuchten Geschäfte und verkauften Pakete, während sie gemeinsam eine Runde Mate tranken.

Guayakí-Co Founder David Karr im Interview. (quelle: bevnet.com)

Das Unternehmen zielte auch auf die “circular economy”: Es suchte Partnerschaften mit Yerba-Mate-Erzeugern in Argentinien, Brasilien und Paraguay und bot ihnen eine Prämie an, wenn sie Guayaki mit zertifizierter biologischer Produktion belieferten. Auf diese Weise arbeiteten sie mit den lokalen Gemeinschaften zusammen und schützten die Regenwälder.

Von Misiones in die USA

“Die Idee war es, ein rentables Geschäft aufzubauen, das es uns erlaubte, Mate unter den drei Säulen der Nachhaltigkeit auf den US-Markt einzuführen: Fairer Handel, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit“, beschrieb Karr in einem Interview mit Circle of Drink im Jahr 2012.

Laut El Cronista, hat Guayaki seit der Gründung im Jahr 1996 dazu beigetragen, mehr als 140.000 Hektar einheimischer Pflanzen dank der zertifizierten ökologischer Produktion im Schatten von Bäumen zu regenerieren. Guayakis Mate kommt heute hauptsächlich aus Brasilien und Paraguay. Erst im November 2023 haben einige kleine Erzeuger in Misiones, Argentinien, die Zertifizierung für den Export in die Vereinigten Staaten erhalten.

Guayaki: Ein beispielhafter Fall eines Unternehmens mit dreifach positiven Auswirkungen auf die Umwelt. (zafran.com)

Das Geschäft mit den Flaschen

Der große Durchbruch der Marke kam 2005, als sie die ersten Flaschen Tereré mit nahrhaften Kräutern und Bio-Saft auf den Markt brachte. Terere ist eine Mate-Variante, bei der das normalerweise als Heiss-Getränk genossene Mate kalt getrunken wird.

Heute macht der Produktbereich mehr als die Hälfte des Umsatzes von Guayaki aus. Im Jahr 2009 wurde das Yerba-Mate-Getränk in Dosen eingeführt, und nach einem Jahr war es bereits für mehr als 10% des Umsatzes verantwortlich.

Heute verkauft das Unternehmen seine Produkte online und in Geschäftsketten, wie Whole Foods und Target. So kostet eine 12er-Packung Guayaki US$ 35.99 , obwohl das Unternehmen auch weiterhin das Mate-Pack (die Yerba, Mate und die Bombilla) zum Trinken auf traditionelle Weise verkauft.

Laut Forbes hat das Unternehmen im Januar 2023 in seiner sechsten Finanzierungsrunde 75 Millionen Dollar aufgebracht. Sein nächstes Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 800.000 Hektar Regenerationsfläche zu erreichen.

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Flavio CannillaVon
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  1. Regula Rohland

    No entiendo cómo una empresa que se dedica al “Umweltschutz” y se define como “nachhaltig” hace sus negocios con latas de té. Genra una cantidad impresionante de basura — o por lo menos, el artículo no muestra que esto no sea así. A mi saber debemos ser más atentos a estas prácticas. Was hilft die “ökologische Produktion” wenn nachher die Verpackung die Kanäle verstopft?

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