09. 08. 2024

Buenos Aires (AT) – “Ich bin Reiter auf Lebenszeit”. So stellt sich Santiago Salerno vor. Schon als Kind lag ihm die Liebe zu Pferden und zum Reitsport im Blut. Heute, als Erwachsener, ist er ein erfolgreicher Unternehmer, der in Argentinien gefertigte Sättel herstellt und in mehr als 16 Länder exportiert: alles Made in Argentina.

Da sein Vater beim Militär war, besuchte er bereits in jungen Jahren die Militärreitschule und wurde im Alter von 21 Jahren zum nationalen Reitlehrer ernannt. Eines Tages wurde er beim Reiten von einem Werkstattbesitzer aus Loma Hermosa, Provinz von Buenos Aires angesprochen, der ihm einen selbst gefertigten Sattel anbot, um zu sehen, ob er ihn kaufen wolle. Er kaufte ihn. Zu dieser Zeit teilte Salerno seine Zeit zwischen dem Studium in Tiermedizin und dem Training für Wettkämpfe auf, was ein sehr teurer Sport war.

“Früher habe ich zehn Pferde am Tag geritten, um mein Studium zu finanzieren, aber ich war immer knapp bei Kasse. Ich brauchte den Sattel nicht, kaufte ihn aber trotzdem, um ihn weiterzuverkaufen und ein paar Scheine zu verdienen. Alles stürmten sich auf den Sattel und fragten, ob ich nicht noch andere zu verkaufen hätte, aber ich hatte nicht einmal die Telefonnummer des Lieferanten, um weitere zu bestellen”, erzählte er jüngst in einem Interview mit der Zeitung La Nación.

Bis der Mann eines Nachmittags mit zwei weiteren Sätteln zurückkam, die der junge Mann kaufte. Salerno erkannte den Bedarf in seiner Umgebung, gab ihm seine gesamten Ersparnisse und bat ihm an zusammen ein Geschäft zueröffnen. Die erste Enttäuschung kam: Der Hersteller nahm das Geld und tauchte nie wieder auf.

Angesichts der Widrigkeiten wollte er nicht aufgeben. “Ich fand einen anderen Sattler, der seine Fabrik verlassen wollte. So begann ich vor dreizehn Jahren mit fast nichts, aber einer Menge Lust, in einer Garage hinter dem Haus eines Großonkels in Bella Vista meine ersten Sättel herzustellen”, erinnert er sich, “Ich hatte keinen Pfennig und brauchte eine Nähmaschine. Dort nahm meine Mutter einen Bankkredit auf, der es mir ermöglichte, die erste Maschine im Wert von USD 25.000 zu kaufen”. 

Und so fing es an: Horse Brand Company. “Ich habe mich auf einer internationalen Handelsplattform angemeldet, um zu verkaufen. Bis sich eines Tages ein deutscher Importeur bei mir meldete und sich die Möglichkeit ergab, etwas ganz Kleines für ihn zu bauen. Aber er wollte, dass ich nach Deutschland fahre, um ihm meine Ware zu zeigen. Ich hatte nicht einmal das Geld für das Ticket, aber sie sagten, sie würden es bezahlen”, erzählt er. Also machte er sich mit 100 Euro in der Tasche und zwei Gestellen auf der Schulter auf den Weg, um seinen ersten potenziellen internationalen Kunden zu treffen. “Fünf Jahre später war dieser Kunde der größte Verkäufer in Deutschland, dem größten Markt der Welt, und verkaufte bis zu 300 Sattel pro Monat“, sagt er.

Nach 38 Jahren und 38 Reisen nach Deutschland besitzt er heute ein Unternehmen in Villa Martelli, Buenos Aires das 30 Mitarbeiter beschäftigt und mit seiner Marke HBC (Horse Brand Company) unter anderem nach Europa, Chile, Mexiko, Ecuador und Brasilien exportiert. Im Durchschnitt wird jeder Sattel im Ausland für etwa 3.000 Euro verkauft.

Beruflich war er auch lange Zeit im Reitsport tätig. Er gehörte zum argentinischen Team für den Allround- Wettbewerb, eine dreistufige Disziplin: der erste Tag ist ein Geschicklichkeits- und Trainingstest; der zweite Tag ist der Ausdauer- und Geschwindigkeitstest, und der dritte Tag ist das Springen.

Das Unternehmen achtet besonders auf die Nachhaltigkeit ihrer Produkte.

Mit einem Jahresumsatz von rund 5.000 Sättel strebt das Unternehmen nun die Zertifizierung als umweltfreundliches Unternehmen an. “Wir arbeiten an einem Projekt für eine nachhaltige Fabrik. Das Leder, das wir verwenden, ist pflanzlich gegerbt, wir verwenden kein Chrom, das die Umwelt und die Flüsse am meisten belastet. Wir sind auf dem Weg zu dieser Zertifizierung, wir sind schon sehr nahe dran, genauso wie an der ISO 2001 (Zertifikat für unternehmerische Exzellenz)”, betont er und fügt hinzu, dass sie in diesem Jahr weitere Produktlinien und Accessoires hinzufügen werden, die sie auch exportieren wollen.

“Wenn man es von außen betrachtet, sagt man ‘wow‘, aber für mich war es sehr hart. Ich habe ganz unten angefangen, mit vielen Schulden, und ich habe alles allein gemacht: Ich war verantwortlich für den Materialeinkauf, das Bezahlen der Lieferanten, das Zuschneiden des Leders, das Nähen und Zusammenbauen der Sättel und den Verkauf der Ware. Auf dem Weg dorthin gab es viele Enttäuschungen, bis sich das Blatt wendete und alles besser wurde”, sagt er.

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Flavio CannillaVon

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