15. 08. 2024

Buenos Aires (AT) – Die Inflation bleibt eine gute Nachricht für die argentinische Wirtschaft. Nicht wegen der absoluten Zahl, sondern wegen ihrer weiterhin fallenden Tendenz. Für den Monat Juli gab berechnete das argentinische Statistikamt Indec, eine Teuerungsrate von monatlichen 4 %. Damit halten die Preise zwar weiterhin eine für internationale Verhältnisse hohe Steigerungsrate, doch für argentinische Verhältnisse eine rekordverdächtig niedrige. Zur Einordnung: noch vor acht Monaten stiegen die Preise für Güter und Dienstleistungen in der drittgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas jeden Monat über 20 %. Juli war jetzt der Monat in dem die Preise am niedrigsten gestiegen sind. Eine ähnlich hohe Variaton im historischen Vergleich ist erst im Januar 2022 vorzufinden.

Die Kerninflation, die in Argentinien saisonale Preise nicht berücksichtigt, lag bei 3,8%. Am stärksten stiegen die Ausgaben für Restaurants und Hotels (6,5%) in dem von den Winterferien geprägten Monat Juli, erklärte der Indec. Es folgten: Alkoholische Getränke und Tabakwaren (6,1%), aufgrund des Anstiegs der Zigaretten; Wohnen, Wasser, Strom und Treibstoffe (6%), getrieben vom Anstieg der Wohnungsmieten und der damit verbundenen Ausgaben sowie der Wasserversorgung. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, stiegen um 3,2%. Nach Angaben der Indec kamen hier insbesondere die Erhöhungen bei Obst und Gemüse, Knollen und Hülsenfrüchten zum Tragen.

Das Wirtschaftsministerium feierte die Daten als die dritte Verlangsamung in Folge im Vergleich zum Vorjahr und damit als neue Bestätigung für die stringente Währungspolitik seit Antritt der Regierung Milei. „Es ist bezeichnend, dass die Gesamtinflation nicht nur die niedrigste des Jahres war, sondern auch die niedrigste seit Januar 2022″, erklärte die von Minister Luis Caputo geführte Behörde in einer Pressemitteilung.

La tasa de inflación cayó al 2,2% anualizado en marzo en Alemania. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Die “niedrigste” des Jahres

Wie Argentinisches Tageblatt berichtete, hatten sowohl das Wirtschaftsministerium als auch die argentinische Zentralbank (BCRA), vertreten von Vizepräsident Vladimir Werning, schon im Vorfeld den Juli als den Monat mit der bisher niedrigsten Inflationsrate des Jahres hervorgehoben. Werning hatte vor wenigen Tagen bei einem Experten-Treffen in Cartagena de Indias, Kolumbien, gesagt die BCRA könnte sich eine Inflationsrate von 3,7% für Juli vorstellen.

Die Teuerungsrate hatte ihren bisherigen Tiefpunkt im Mai, als sie dank der Entscheidung des Finanzministeriums, die Tariferhöhungen und die Treibstoffsteuer zu verschieben und als die Rücknahme der Erhöhungen der Vorauszahlungen registriert wurde, bei 4,2% lag. Sie beschleunigte sich dann im Juni um einige Zehntelprozentpunkte auf 4,6%, um einen Monat später wieder auf 4% zu fallen.

“Für uns ist die Inflation immer und überall ein monetäres Phänomen“, erklärte am Mittwoch Präsident Javier Milei bei einer Rede vor dem alljährlichen Investment- und Politforum Council of the Americas in Buenos Aires und im Vorfeld der Bekanntgabe der jüngsten Daten erklärt. „Um dieser Geißel ein Ende zu setzen, müssen wir die Emission beenden, denn diese Erhöhung der Geldmenge führt zum Verlust der Kaufkraft des Geldes und lässt alle Preise steigen“, fügte Milei hinzu.

Das Urteil der Analysten

“Die Inflation im Juli ist eine sehr gute Nachricht für die Regierung, wenn man bedenkt, dass sie nicht nur die niedrigste der aktuellen Regierung ist, sondern auch die niedrigste monatliche Inflation seit Januar 2022. Die Verlangsamung zeigt sich auch in der jährlichen Veränderung, die den dritten Monat in Folge gesunken ist“, sagte Lautaro Moschet, Chef-Ökonom bei der Fundación Libertad y Progreso im Gespräch mit La Nacion.

“Das Wichtigste ist, dass sich die Inflation verlangsamt, auch wenn sie jetzt bei etwa 4% ´geparkt´zu sein scheint. Wichtig ist, was mit der Kerninflation passiert. Wir kamen von 3,7% im Mai, 3,7% im Juni und, nun, 3,8% im Juli. Ich will nicht sagen, dass sie sich um einen Zehntelprozentpunkt beschleunigt, aber es gibt Anzeichen dafür, dass die Kerninflation Schwierigkeiten hat, die 4%-Marke zu knacken“, faßte Lorenzo Sigaut Gravina, Ökonom des Beratungsunternehmens Equilibra.

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