30. 10. 2023

Buenos Aires (AT) – Stundenlanges Schlangestehen, um den Benzin-Tank zu füllen. Die Geduld der Autofahrer in Argentinien ist in diesen Tagen gefordert. Seit Freitag letzter Woche melden Tankstellen Reserven auf Nullniveau. Die Regierung hat kurzfristig zehn neue Tankschiffe im Ausland eingekauft, um Linderung zu schaffen. Flavia Royon, Staatssekretärin für Energie, meldete am Sonntag bis Mittwoch müßte sich die Lage entschärft haben. Montag Mittag, war allerdings von Linderung keine Spur.

Grund für den Benzinnotstand sind die Hamsterkäufe der Verbraucher im Vorfeld der Wahlen des 22. Oktober. Aus Angst um einen radikalen Anstieg der Preise nach dem Urnengang kam es Wahlwochenende zu einem run auf Tankstellen im ganzen Land. Sie fürchteten im Falle einer Niederlage des amtierenden Wirtschaftsministers und Kandidaten Sergio Massa würde es zu einer Preisexplosion kommen.

Die Regierung hält seit Jahren die Preise für Treibstoff und Diesel mittels Absprachen künstlich unter ihrem eigentlichen Marktwert. Nach Angaben der Unternehmen kostet eine Tankfüllung für einen Liter Benzin und Diesel heute in Argentinien so wenig wie noch nie in den letzten zehn Jahren. Demgegenüber steigen die Kosten bei der Produktion. Während der Preis für Rohöl der Sorte Brent – der in Argentinien als Referenz verwendet wird- bei USD 89 liegt, wird ein Barrel Rohöl in Argentinien für USD 56 verkauft.

Der Treibstoff-Markt

Argentinien produziert unabhängigen Marktberichten zufolge etwa 630.000 Barrel Öl pro Tag. Davon werden etwas mehr als 500.000 Barrel benötigt, um den heimischen Markt zu bedienen, meldet die Zeitung La Nacion. Regierungsangaben zufolge exportierte das Land im laufenden Jahr etwa 20 Prozent seiner Gesamtproduktion: 119.000 Barrel pro Tag.  

Zu den wichtigsten Erdöl-Produzenten im Lande zählen YPF, Pan American Energy (PAE), Chevron, Vista und Pluspetrol. Davon bedient die stattliche YPF etwa 55% des gesamten Bedarfes. Zu den wichtigsten Raffinerieunternehmen gehören die genannte YPF, Raízen, ein Lizenz-Unternehmen von Shell; Axion, im Besitz von PAE, sowie Trafigura, ein Subunternehmen von Energie-Produzent Puma Energy.

Dank der Raffineriekapazitäten wäre Argentinien in der Lage, sich selbst mit Benzin zu versorgen. Anders das Bild beim Diesel: hier muss die Regierung 15% und 20% des Verbrauchs im Ausland einkaufen.

Gesetzlich sind die Erdölproduzierenden Unternehmen verpflichtet, die lokalen Raffinerien zu versorgen, bevor sie ihre Produktion ins Ausland verkaufen. Für den Diesel-Import sind die Unternehmen dagegen nicht in der Bringschuld. Teilweise importieren die Raffinerien deshalb die geringstmögliche Menge, um die Tankstellen zu beliefern. Steigt der Verbrauch jedoch über die in den Verträgen festgelegten Mengen -wie zum Beispiel bei den jüngsten Wahlen-, sind die Unternehmen nicht gezwungen nachzulegen.

Der Treibstoffnotstand ist um so verwunderlicher als Staatssekretärin Flavia Royon erst vor einigen Tagen einen Produktionsrekord für die Shale-Gas und -Öl-Region Vaca Muerta vermeldet hatte. Nach Angaben ihrer Geschäftsstelle erreichte Vaca Muerta im September eine Produktion von 305.000 Barrel pro Tag. Das entspricht einem Anstieg von 2,7% gegenüber August sowie einem Plus von 18,1% gegenüber September 2022.

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