12. 10. 2024

Buenos Aires (AT) – Der argentinische Schauspieler Leonardo Sbaraglia ist Teil der Generation Schauspieler, die in den ´90er und 2000er Jahre im argentinischen aber auch spanischen KIno herausstachen. Unter seinen bekanntasten Arbeiten sind die Oscar-Kandidatin “Relatos Salvajes” (2014) oder auch “Tango Feróz” (1993). “Biopics”, das heißt, Filme über historisch relevante Figuren, zählten nicht zu seinem Repertoire. Bis heute.

Demnächst wird er in die Rolle des verstorbenen argentinischen Ex-Präsidenten Carlos Menem im Rahmen einer neuen Netflix-Serie schlüpfen. Derzeit ist der Schauspieler in “El hombre que amaba los platos voladores” zu sehen, ebenfalls eine Netflix-Produktion, die es bis in die offizielle Auswahl des Ende September zu Ende gegangenem Festival von San Sebastian 2024 geschafft hat. Es ist die Geschichte von José de Zer, einem argentinischen Journalisten, der in den 1970er Jahren durch eine Sendung berühmt wurde, in der er (auf seine Weise) eine Reihe von “UFO-Sichtungen” in der Provinz Córdoba untersuchte.

Leonardo Sbaraglia während der Präsentation seines Films auf dem 72. Filmfestival von San Sebastian.

Kunst in der Schwebe: die argentinische Filmindustrie 

Nur wenige Festivals in der Welt haben dem argentinischen Kino schon immer so viel Raum gewidmet wie San Sebastian. Die Ausgabe 2024 war nicht die Ausnahme, im Gegenteil: das vom 20. bis 28. September dauernde Filmtreffen im Baskenland scheute es sich nicht, die Krise zu thematisieren, die das argentinische Kino -weltweit bekannt durch Hit wie die Oscar-Geweinnerinnen “La Historia Oficial” (1986); “El secreto de sus ojos” (2010)- derzeit durchmacht. Wie berichtet, hat die Regierung Javier Milei zahlreiche Kunsteinrichtungen Argentiniens geschlossen, darunter auch das Incaa. Das Institut zur Förderung des argentinischen Films mußte 2024 aus Budgetgründen seine Tätigkeit einstellen.

Zusammen mit Diego Lerman, dem Regiseur seiner neuen Serie, nahm Sbaraglia keinen Blatt vor dem Mund, um die Film-, Kultur- und allgemeinen Politik der Regierung von Javier Milei zu kommentieren. “Im Moment ist die Zukunft des argentinischen Kinos völlig ungewiss. Die staatliche Unterstützung wurde eingestellt, was die lokale Produktion zum Stillstand gebracht hat. Es werden keine Filme mehr gedreht, nur einige wenige, die sich selbst finanzieren. Das ist die Realität. Wir haben die Plattformen, aber nicht alle Regisseure haben Zugang dazu, denn nicht alle Filme werden im Kino ausgewertet”, erklärte Lerman gegenüber dem Portal Infobae

Sbaraglia und der Direktor des Filmfestivals, Rebordinos, am Dienstag während einer Veranstaltung zur Unterstützung des argentinischen Films auf dem Filmfestival von San Sebastián.

„Das Kino ist auch Identität, es ist Kultur, es ist Kunst. Und im Rahmen des populistischen Diskurses werden die Kürzungen im Bildungs-, Gesundheits- oder Wissenschaftsbereich in die gleiche Richtung gelenkt, um die Menschen zu täuschen, indem man sagt, dass das Kino den Armen das Brot aus dem Mund nimmt. Wir stehen noch ein wenig unter Schock und wissen nicht genau, wie wir mit der neuen Situation umgehen sollen“, so Sbaraglia.

„Diese Unterstützung (Anm. d. Red.: San Sebastian) ist wichtig, vor allem von einem Festival, das historisch immer mit dem Kino meines Landes verbunden war”, so Sbaraglia. José Luis Rebordinos, Direktor des Festivals, verlas eine offizielle Erklärung: „Heute kann das Filmfestival von San Sebastián als kulturelles Ereignis nicht am Rande der Demontage einer Filmindustrie stehen, die eine der wichtigsten in Lateinamerika ist, und zwar durch eine Regierung, die zudem eine Militärdiktatur rechtfertigt, die Tausende ihrer Bürger ermordet hat. Es lebe das argentinische Kino!”

„Wir werden weiterhin Filme machen. Wenn wir die Krise von 2001 durchgestanden und überwunden haben, dann habe ich keinen Zweifel daran, dass wir auch diese Krise überstehen werden“, gab sich Diego Lerman, Regissuer von El hombre que amaba los platos voladores ebenfalls kämpferisch.

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Flavio CannillaVon

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