30. 10. 2024

Buenos Aires (AT) – Der Klimawandel gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Seine Auswirkungen sind bereits in allen Teilen der Welt spürbar. Doch während internationale Maßnahmen wie der Green Deal und Fridays for Future den Kampf gegen die Klimakrise lautstark anführen, sind es oft auch die kleineren, lokal verankerten Initiativen, die mit konkreten, kreativen Lösungen Veränderung bewirken. In Argentinien setzen sich insbesondere Frauen in Gemeinden und Organisationen für eine grünere Zukunft ein. Mit Projekten, die von Recyclinginitiativen bis hin zu Bildungsprogrammen für die jüngere Generation reichen, leisten sie einen entscheidenden Beitrag.

Las Madreselvas: Die Recycling-Revolution

Las Madreselvas ist eine Kooperative, die für die öffentliche Mülltrennung in der Stadt verantwortlich ist. Sie beschäftigt etwa 600 Personen und ist eine der größten Annahmestellen, Sortier- und Aufbereitungsanlagen für Wertstoffe in der argentinischen Hauptstadt. Sie begannen ihre Arbeit auf lokaler Ebene in verschiedenen Nachbarschaften. 

Klimakämpfer*innen: Diese Argentinischen Frauen setzten sich für Umweltprojekte ein.

„Ich habe 2001 damit angefangen“, erzählt Bety Brepe, Koordinatorin des Frauenbereichs gegenüber Página12: „Ich habe vier Kinder und mein Mann war arbeitslos, also habe ich mich mit anderen Kolleginnen auf die Suche gemacht. Wir fuhren jeden Tag mit dem Zug in die Hauptstadt, erst mit einem kleinen Handkarren, dann mit diesen großen Einkaufswagen. Und als alles in jenem Jahr zu explodieren begann, sahen wir, wie immer mehr Menschen sich uns anschlossen”.

In der Krise von 2001, die Argentinien in eine tiefe wirtschaftliche Not stürzte, verloren unzählige Menschen ihre Arbeit. Die Cartoneros – Karton bzw. Müllsammler- waren wie eine Art Überlebensstrategie. Sie wurden zu einem wichtigen Bestandteil der informellen Wirtschaft und halfen gleichzeitig, die Müllberge in den Städten zu verringern. 

Die Behörden reagierten auf diese informelle Arbeit mit starker Repression, was die Cartoneros dazu veranlasste, sich kollektiv zu organisieren. Daraus entstand 2009 Las Madreselvas, eine städtische Recycling-Kooperative von Cartoneros, von denen die meisten Frauen sind. Eine der wichtigsten Maßnahmen, die die Regierung damals ergriff, war das Anmieten von Lkws, um die Wagen der Cartoneros von der Provinz in die Stadt zu bringen. Dank des Basura-Cero 1854 Gesetzes (a.d Null Müll) übernahm die Stadtverwaltung Verantwortung für die Abfallwirtschaft und stellte finanzielle Mittel für diese öffentlichen Dienste bereit.

 Die Frauen engagieren sich dafür, das Bewusstsein für Mülltrennung in den Gemeinden zu stärken.

Las Madreselvas entstand mit der Frauenbewegung nach der Krise 2001. “Wir Frauen waren die, die die Familie versorgten: Wir setzten die Kinder auf unsere Karren und arbeiteten den ganzen Tag, um etwas zu essen nach Hause zu bringen. Deshalb ist es kein Zufall, dass die Kooperative heute eine Präsidentin hat, dass die meisten Koordinationsposten von Frauen besetzt sind und dass im 11-köpfigen Verwaltungsrat neun Frauen sitzen“, sagt Melina Riquelme, Sprecherin und Umweltförderin der Kooperative. 

Kunststoffe, Flaschen, Karton, Papier, Dosen, Säcke: All das fällt aus den Trichteröffnungen auf die Förderbänder der Sortiermaschinen. Die Aufbereiter, die mit Handschuhen, Helmen und Spezialkleidung an den Seiten der Bänder stehen, sortieren das ankommende Material von Hand. Heute ist die Kooperative ein Beispiel für zivilgesellschaftliches Engagement und zeigt, wie Gemeinschaften gemeinsam gegen Umweltverschmutzung vorgehen können.

Doch um das Material dorthin zu bringen, erfordert es deutlich mehr Aufwand. Die Promotoras durchstreifen die Stadtviertel zu Fuß und klopfen an die Türen, um die Nachbarn über Mülltrennung aufzuklären. Sie holen die Abfälle zu Hause ab, während die Mitarbeiter der Lkw täglich Recyclingmaterialien von Sammelstellen, Wohngebäuden, Supermärkten und Fabriken zur Anlage bringen.

Ahora Qué? : Der Wissenschaft zuhören und handeln

Inmitten der drängenden Herausforderungen des Klimawandels hebt sich das Projekt Ahora Qué (Anm.d.Red: “Was Nun“, in der Úberseztung) als Beispiel für das Engagement junger Menschen, insbesondere Frauen, hervor. Diese NGO sensibilisiert durch Leadership-Kurse junge Menschen für ökologische Themen und befähigt sie, Verantwortung zu übernehmen und Veränderungen voranzutreiben. “Wir stehen an einem Wendepunkt. Deshalb fragen wir uns: Was nun? Auf der Suche nach Antworten beschlossen wir, uns mit Fachleuten und Experten zu treffen und uns auszutauschen, und dieses Wissen mit allen zu teilen”, so die Köpfe hinter der NGO.

Von Greta Thunberg´s Fridays for Future, bis hin zu der argentinischen NGO Jóvenes por el Clima: Die Jugend stellt sich dem Klimawandel auch in Argentinien. Ahora Qué mobilisiert junge Menschen, innovative Lösungen zu entwickeln und eine neue Welle umweltbewussten Handelns zu initiieren, um unseren Planeten zu retten.

Das FLA-Team 2024: Sie fördern Ausbildung und Debatten, um das soziale und ökologische Bewusstsein zu erweitern.

„Inmitten eines Meeres von Verwirrung wollen wir das Schwierige einfach machen – „einfach“ bedeutet nicht vereinfacht“, heißt es auf ihrer Website. Die jungen Spezialisten setzen auf seriöse Quellen, was in Zeiten von Fake News und Mythen über den Klimawandel äußerst wertvoll ist.

Eines ihrer erfolgreichsten Projekte ist FLA, ein Bildungsprogramm für Umweltführer, die junge Menschen aus verschiedenen sozialen Hintergründen dazu einlädt , sich mit den sozial-ökologischen Herausforderungen der Region auseinanderzusetzen. Sie arbeiten dabei mit Fachleuten zusammen und entwickeln Fähigkeiten im Bereich Leadership und Projektentwicklung. FLA ermutigt dazu, neue Lösungen im Kollektiv zu entwickeln. Mithilfe erfahrungsbasierter Methoden und Design entwerfen die Teilnehmer mit Unterstützung von Mentoren ihr eigenes Umweltprojekt.

In Zeiten, in denen die Jugend eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Wandel spielt, wird ein Bildungsprogramm für Umweltmanagement und Leadership zunehmend bedeutend. Solche Kurse vermitteln nicht nur wertvolles Wissen über ökologische Herausforderungen, sondern fördern auch wichtige Führungsfähigkeiten. Bildung ist laut Ahora Qué? der Schlüssel, um eine engagierte und handlungsfähige Generation hervorzubringen, die den notwendigen Wandel für eine nachhaltige Zukunft vorantreibt.

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