21. 06. 2024

Buenos Aires (AT) – Der Meilenstein, dem die Verabschiedung des Gesetzespaketes Ley Bases am vorigen Donnerstag im Senat gleichkommt, zeigt Zugzwang. Argentinische Energie-Unternehmen erklärten am Wochenende, daß sie nur darauf warten, das das Gesetzespaket und insbesondere das darin enthalten Regelwerk zur Förderung und Schutz von Investionen (RIGI, so seine spanische Abkürzung) auch den letzten Schritt noch schaffen kann -die Bestätigung der letzten Änderungen in der Abgeordentenkammer– um Investitionen in Million-Höhe anzukündigen.

“Wir sind sehr zuversichtlich und dürften deshalb auch in Kürze eine neues Investitionspaket ankündigen”, zitierte am Freitag das Nachrichtenportal Infobae Quellen aus der Chefetage von Pampa Energía. Das Zitat darf im argentinischen Umfeld mehr als nur als Absichtserklärung verstanden werden. Der vom Unternehmer Marcelo Mindlin gegründete Energiekonzern ist einer der wichtigsten player im Lande. Pampa Energía fördert Öl und Gas in Vaca Muerta und ist mit mehr als 5.300 MW einer der wichtigsten Stromerzeuger des Landes, und das in einem Kontext, in dem das Gleichgewicht der Energiebilanz und die Energiepolitik sowie die Debatte über Tariferhöhungen im Mittelpunkt stehen.

Der Schritt wäre ein wichtigtes Zeichen auf das Unternehmen aus dem Ausland warten. “Die argentinische Unternehmen und Investoren müssen den ersten Schritt machen. Sie sind es, die das Vertrauen in ihr eigenes Land vorleben”, erklärte etwa der deutsche Botschafter in Buenos Aires, Dieter Lamlé, im Interview mit dem Argentinisches Tageblatt noch im März.

Wie jetzt bekannt wurde sind unter den ausländischen Interessenten zunehmend auch Firmen aus dem Technologie-Sektor. Sie wollen von der expertise des argentinischen Tech-Ökosystems profitieren. Ende Mai hatte Staatspräsident Javier Milei die im Silicon Valley ansäßigen Tech-Konzerne in einer seiner inzwischen gewohnten Kurzvisiten besucht. Dort traf er mit den führenden Köpfen der Technologiebranche zusammentrafen. Unter ihnen: Sam Altman (OpenAI), Mark Zuckerberg (Meta), Sundar Pichai (Google) und Tim Cooke (Apple). Wie jetzt bekannt wurde, traf Milei traf auf der Reise auch mit Branchenvertretern wie Greg Brockman, Vorstandsvorsitzender von ChatGPT, oder Marc Andreessen, Co-founder von Napster und heutiger CEO des Venture Capital Fonds Andreessen Horowitz. Nicht zu vergessen: Alexandr Wang, Gründer und CEO von Scale AI, ein Unternehmen, das die künstlichen Intelligenz wie Googles Gemini trainiert), sowie auch Anatoly Yakovenko, dem Gründer von Solana, einem der weltweit führenden Unternehmen zur Erstellung skalierbarer Krypto-Apps.

Die Zeitung La Nacion zitierte in diesen Tagen Demian Reidel, Vorsitzender des Wirtschaftsrates von Präsident Milei, dahingehend, daß es “in Kürze zu Investitions-Ankündigungen in Höhe von rund US$ 1 Milliarde kommen” soll. Das Ziel der Unternehmen sei es, Argentinien zu einem Zentrum für KI zu machen erklärte auch Mat Travizano, inoffizieller sherpa der Reise Mileis in das Herz der Tech-Innovation in den USA auf seinem LinkedIn-Account. Travizano ist ein argentinischer Tech-Unternehmer, der in Kalifornien lebt.

Wie Travizano darlegt ist eines der erklärten Ziele der Regierung Milei Argentinien zu einem Zentrum für KI-Entwicklung zu machen. Der Hintergrund: “KI ist eine Technologie, die die Welt verändern und in den kommenden Jahrzehnten über Gewinner und Verlierer entscheiden wird und Argentinien verfügt über Rahmenbedingungen, die hierfür ein großes Potenzial bieten. Dazu gehören: Argentiniens Lage, fernab von Konfliktherden; das hohe Ausbildungsniveau Argentiniens in IT-gestützten Berufen, sowie die für Technologie entscheidende Resourcen-Vielfalt bei Energie oder Utilities”.

Die hohen Erwartungen und Hoffnungen sahen sich allerdings bisher von Argentiniens jahrelanger wechselhafter Beziehung gegenüber Auslandinvestitionen getrübt. Das Land gilt als volatiler und unsicherer Markt. Das Team um Milei versucht seit Amtsantritt im Dezember die dazu notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das im Grundlagengesetz Ley Bases enthaltene Regelwerk zur Förderung und Schutz von Investionen (RIGI) ist eine der Maßnahmen, die dahingehend sowoehl steuerliche Anreize wie auch rechtliche Sicherheit und Schutz zu bieten suchen.

Wie Travizano erklärte sei der Nutzen der Tech-Investitionen im Vergleich zu anderen Sektoren größer. “Jeder player in diesem Ökosystem trägt viel mehr bei, als er direkt leistet. Forscher und Softwareentwickler bringen Dynamik; fördern Unternehmensgründungen; ziehen Risikokapital an. Die darus entstehende Dynamik bringt das Ökosystem zum Aufblühen”, erklärte der Unternehmer.

“Die materiellen Voraussetzungen für die Wahl unseres Landes als hub für eine KI-gestützte Investitionslandschaft sind gegeben: Wir haben große Flächen, Energie, Wasser, Konnektivität und Talente zu wettbewerbsfähigen Preisen, um einen Großteil dieser Zentren zu bauen und zu betreiben. Was noch fehlt, sind spezifische Vorschriften sowie Steuer- und Rechtssicherheit“, schloß Travizano.

Die Verabschiedung der Ley Bases sowie die sich nun auch aus der argentinischen Unternehmerschaft abzeichnenden Signale und Erklärungen könnten das Signal sein auf das der Markt gewartet hat.

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