Buenos Aires (AT) – Inmitten der Energiekrise, die die Welt aufgrund des Mangels an strategischen Rohstoffen durchlebt, haben Argentinien und die Europäische Union in den letzten Wochen ein Abkommen unterzeichnet, das das Potenzial hat, die Spielregeln des Rohstoff- und Energiesektors neu zu definieren. Im Mittelpunkt: die Förderung und der Export von Lithium.
Die Europäische Kommission empfing in Brüssel die argentinische Delegation unter der Leitung der bis dato Staatssekretärin für Bergbau, Flavia Royon (Anm d. Redaktion: Staatspräsident Javier Milei hat kurz nach Redaktionschluss eine Neuordnung der Bergbaubehörde verordnet aufgrund dessen Royón ihr Amt niederlegen mußte) und den Gouverneuren von Salta, Jujuy, Catamarca und San Juan. Ziel der Mission: die Entwicklung gemeinsamer Projekte und nachhaltiger Investitionen entlang der Wertschöpfungsketten in den Bereichen Energie und Bergbau im Rahmen eines im vergangenen Jahr initiierten Kooperationsplans zu konsolidieren.
Davor hatten sich die argentinischen Vertreter bei einem Treffen in der argentinischen Botschaft in Berlín zu den strategischen Bergbauprojekte sowie die Investitionsinitiativen geäußert, die in Bezug auf die Erschließung von Lithium- und Kupfervorkommen und deren Lieferkapazitäten am weitesten fortgeschritten sind.
In Brüssel traf die argentinische Delegation später Brian Glynn, Exekutivdirektor des Europäischen Auswärtigen Dienstes für Nord- und Südamerika, sowie in der Europäischen Kommission mit Maive Rute, stellvertretende Generaldirektorin für Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU (GD GROW), und Félix Fernández-Shaw, Direktor für Lateinamerika und die Karibik (GD Intpa), statt. “Alle versicherten ihr Interesse an einer Vertiefung der Beziehungen zu Argentinien innerhalb des Rahmens der von der EU geförderten globalen Partnerschaften in den Versorgungsketten von kritischen Rohstoffen und Energie “, wie das Medium LM Neuquén unter Berufung auf Quellen aus dem Umfeld der argentinischen Delegation zitiert.
Bergbaupotenzial in Argentinien
Royon unterstrich in Brüssel das Potenzial sowie die Investitionsmöglichkeiten des argentinischen Bergbaus und betonte die Vorgabe einer “faire und nachhaltige” Bergbauindustrie. Sie erwähnte zudem die bevorstehende Genehmigung der Regelung für Großinvestitionen (RIGI), die insbesondere für Förder-Projekte entscheidend sind. An dem nachträglichen Gedankenaustasch nahmen mehr als 70 Vertretern Unternehmen, europäischer Kammern, der Europäischen Investitionsbank (EIB) und weiteren Finanzinstituten statt, die an Investitionen in den Bereichen Bergbau, Lithium und Kupfer in Argentinien interessiert sind.
Der Besuch war die Fortsetzung der Handelsmission “Team-Europe”, die im Dezember 2023 stattgefunden hatte. Diese war im Rahmen der am 13. Juni 2023 in Buenos Aires unterzeichneten strategischen Partnerschaft für nachhaltige Rohstoff-Wertschöpfungsketten zwischen der EU und Argentinien ins Leben gerufen worden.
Strategische Partnerschaft zur nachhaltigen Wertschöfpung
Das in Brüssel und Berlín unterzeichnete Abkommen zielt darauf ab, “die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Versorgung mit Rohstoffen, die für saubere Energie und den digitalen Wandel benötigt werden, zu gewährleisten” und eine nachhaltige Rohstoffindustrie zu entwickeln sowie die Schaffung lokaler Wertschöpfung, hochwertiger Arbeitsplätze und ein dauerhaften und integrativen Wirtschaftswachstums zu unterstützen. Die Vereinbarung sieht vor, gemeinsam innovative und nachhaltige Projekte in Argentinien zu identifizieren und für die gesamte Wertschöpfungskette kritischer Rohstoffe wie Lithium und Kupfer zu entwickeln.
Die Partnerschaft sieht auch eine engere Zusammenarbeit in den Bereichen geologische Erkundung, hydrogeologische Studien, Forschung und Innovation, Lösungen für erneuerbare Energien und Wassermanagementsysteme für Bergbauprojekte vor, die durch Global Gateway, das EU-Programm Horizont Europa und andere Finanzierungsinstrumente unterstützt werden sollen.
Kritische Rohstoffe, entscheidend für die Zukunft
Kritische und strategische Rohstoffe sind für eine Vielzahl strategischer Sektoren unverzichtbar. Aufgrund der zunehmend steigernden Nachfrage, sind Partnerschaften sowie eine dabei verantwortungsvolle Nutzung und Beschaffung dieser Rohstoffe für eine nachhaltige Zukunft unerlässlich, stimmten Delegationsteilnehmer und ihre Gesprächspartner in Berlín und Brüssel überein.
Die EU erkannte an, dass die Union “nach wie vor in hohem Maße von der Einfuhr wesentlicher Rohstoffe angewiesen ist, die häufig von Quasi-Monopolisten aus Entwicklungsländern stammen”, so dass sie “die Risiken in den Lieferketten mindern muss, um ihre wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit zu verbessern und gleichzeitig ihre Klima- und Digitalziele zu erreichen”. Für die Europäische Union ist Argentinien ein verlässlicher Partner, der zu einer für beide Seiten vorteilhaften Partnerschaft für die sichere und nachhaltige Rohstoffversorgung beitragen kann, hieß es laut LM Neuquén aus dem Umfeld der Delegation kurz vor der Rückreise nach Buenos Aires.
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