06. 12. 2023

Buenos Aires (AT) – Der deutsche Öl- und Gasproduzent Wintershall wird gemeinsam mit Argentiniens YPF und dem US-amerikanischen Dow Möglichkeiten der Kohlenstoffabscheidung und – unterirdischen Speicherung (Carbon Capture and Storage, bzw. CCS) in Argentinien untersuchen, berichtet das Unternehmen. Die Initiative steht im Einklang mit der globalen Strategie des Unternehmens zur Dekarbonisierung und Erreichung der Klimaziele und baut darauf, die bereits in Nordeuropa erzielten CCS-Erfahrungswerte auf Lateinamerika auszuweiten.

Wintershall Dea, YPF und Dow unterzeichneten jetzt eine Absichtserklärung diesbezügliche potentielle Lagerstätten in Argentinien zu erkunden. Die neuen Lager könnten vor allem im Süden der Provinz Buenos Aires entstehen, erklärten die Unternehmen in einer entsprechenden Mitteilung. In der Region liegt die Stadt Bahia Blanca, deren Tiefseehafen als Argentiniens größter Rohstoff-Umschlagsplatz gilt. Die Nähe zum Industriecluster der mit rund 350.000 Einwohner zählenden Küstenstadt könnte auch die Herstellung von kohlenstoffarmen Wasserstoff auf Erdgasbasis erleichtern. Die Zusammenarbeit der technischen Teams sei zunächst auf einen Zeitraum von 12 Monaten vorgesehen.

Wie funktioniert CCS

Ziel der unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid (CO2) ist die Verringerung von CO2-Emissionen in die ⁠Atmosphäre⁠. Nach Angaben des deutschen Umweltbundesamtes verlangen die gesetzlichen Vorschriften, den vollständigen und dauerhaften Verbleib des Kohlendioxids im Untergrund. Eine Speicherung ist in ausgebeuteten Gas- oder Erdöllagerstätten, in salinen Aquiferen oder im Meeresuntergrund möglich, erklärt das Umweltbundesamt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass durch die Abscheidung von CO2 bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe und einer anschließenden unterirdischen Speicherung 65 bis 80% des CO2 dauerhaft aus der Atmosphäre ferngehalten werden können. Ob die als Carbon Capture and Storage (⁠CCS⁠) bezeichnete Technik dieses Versprechen halten kann, ist jedoch noch nicht endgültig geklärt.

Bahia Blanca soll als Erdölförderungsgebiet festgelegt werden. (quelle: wipsdigital.com)

Wintershall Dea entwickelt seine CCS-Infrastruktur für Industrieemissionen vor allem in Nordosteuropa. Dort entwickelte das Unternehmen das Greensand-Projekt, bei dem die CO2-Speicherung durch ein belgisches Industrieunternehmen in einem erschöpften Ölfeld in der dänischen Nordsee zum ersten Mal in der Europäischen Union (EU) erfolgreich durchgeführt werden konnte, berichtet das Unternehmen.

Die Erfahrung in Nordeuropa

Wintershall Dea will dieses Wissen nun exportieren und in anderen Ländern anwenden. “Die CCS-Technologie wird weltweit eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung von Industrien und der Erreichung von Klimazielen spielen, wo CO2-Emissionen derzeit nicht vermieden werden können. Wir freuen uns darauf, unser Wissen und unsere Erfahrung aus unseren europäischen CCS-Projekten einzubringen, um das Potenzial von CCS hier in Argentinien zu bewerten”, erklärte Mario Mehren, CEO von Wintershall Dea, in einer entsprechenden Mitteilung.

YPF ist eine börsennotierte, staatliche Ölgesellschaft in Argentinien. (quelle:lavozdelpueblo.com)

Wintershall Dea gehört in Argentinien zu den fünf größten Erdgasproduzenten des Landes. Seit mehr als vier Jahrzehnten ist das Unternehmen insbesondere in der Offshore-Gasförderung vor den Küsten Feuerlands tätig. Heute ist das Wintershall Dea an Onshore- und Offshore-Feldern auch in der Provinz Neuquén beteiligt.

“Als einer der führenden argentinischen Gasproduzenten suchen wir weiterhin nach Möglichkeiten, unser Portfolio in Argentinien zu erweitern und zu diversifizieren, auch im Bereich Wasserstoff und Emissionsmanagement”, erklärte Manfred Böckmann, Managing Director der Wintershall Dea Argentina, bezüglich des nun angeküdigten CCS-Projektes.

Mit einer Gesamtproduktion von rund 66.000 Barrel Öläquivalent pro Tag sei Argentinien ein Kernland im Portfolio von Wintershall Dea, erklärte Böckmann. Der Schwerpunkt des Unternehmens im Land liegt auf der Gasproduktion, die eine Schlüsselrolle in der Energiematrix Argentiniens spielt. “Wir freuen uns, Teil dieser Partnerschaft zu sein und mit YPF und Dow in Argentinien an diesem wichtigen Thema der Energiewende zu arbeiten”, sagte der Leiter der lokalen Vertretung des deutschen Unternehmens.

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