15. 04. 2025

Von Camilo Ciruzzi,
La Mañana de Neuquén

Buenos Aires / New York Argentiniens größter Energie-Konzern YPF S.A. hat an der New Yorker Börse NYSE seine Unternehmensstrategie vorgestellt. Im Mittelpunkt sollen kurz- bis mittelfristig Vaca Muerta, die Entwicklung des Geschäftsbereiches Flüssigerdgas (LNG) sowie der Transformationsprozess bei Produktion und Finanzen stehen. Vorstandsvorsitzende und CEO Horacio Marín präsentierte die Strategie beim Investorentag 2025 und betonte die Neuausrichtung, die das Unternehmen seit 2024 planmäßig abwickelt.

YPF plant für 2025 Investitionen von US$ 6,4 Milliarden. Davon fließen 56 Prozent (US 3,6 Milliarden) in das Upstream-Geschäft, während dem Downstream-Segment US 900 Millionen und dem LNG-Geschäft rund US1 Milliarde zufließen. Die Betriebsausgaben sollen danach im Einklang mit dem Ausbau der Aktivitäten progressiv steigen.

Marín verankerte die Strategie im Plan “YPF 4×4”, der das Unternehmensportfolio auf rentable Kernaktiva fokussiert, insbesondere in der Shalegas und -oil-Region Vaca Muerta. Ein Ausstiegsprogramm aus reifen Feldern, das als historisch für die argentinische Energiebranche gilt, markiert einen zentralen Schritt. Zudem trennte sich YPF von regionalen Beteiligungen in Brasilien und Chile. Insgesamt umfasst das Programm 55 Blöcke in den argentinischen Provinzen Mendoza, Neuquén, Río Negro, Chubut und Tierra del Fuego. Davon wurden 11 bereits übertragen, 23 befinden sich in der Endphase, 16 werden aktuell bearbeitet.

Horación Marín, YPF, Wall Street
YPF-Vorstand Horacio Marín. (Foto: LMN)

Die Desinvestition senkte die Förderkosten auf US$ 28 pro Barrel-Äquivalent. Bei einem Schieferölanteil von 70 Prozent sinken die Kosten auf US$ 16, bei 100 Prozent Schieferöl auf lediglich US$ 5. Laut der Prognosen plant YPF bis 2030 eine Produktion von über 2 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag erreichen. Schiefergas wird diesen Anstieg maßgeblich tragen und sich als Herzstück der Produktionsstrategie etablieren. Bereits 2030 soll Schiefergas mehr als 90 Prozent der Gesamtproduktion ausmachen: 1.640 kboe/d von insgesamt 2.085 kboe/d. Die Positionierung als reiner Schiefergasproduzent unterstreicht den strategischen Fokus auf Vaca Muerta und kennzeichnet einen tiefgreifenden Wandel im operativen Modell.

Fokus: mehr Effizienz und Produktivität

Wie der Plan weiter darlegt rücken Effizienz und Produktivität ins Zentrum des operativen Ansatzes. YPF verkürzte die Zykluszeit für Bohrlöcher von 312 Tagen (2023) auf voraussichtlich 170 Tage bis 2029. Die Bohrgeschwindigkeit im Core Hub stieg von 272 auf 439 Meter pro Tag, die Frakturgeschwindigkeit von 202 auf 260 Stufen pro Monat. Technologien wie Toyota Well und Real-Time Intelligence Centers (RTIC) tragen dazu bei und sollen zwischen 2025 und 2029 Einsparungen von 1 Milliarde USD erzielen.

Im Downstream-Bereich peilt YPF eine Effizienzsteigerung von 40 Prozent (2024) und 90 Prozent (2027) an. Wiederkehrende Einsparungen in Höhe von US$ 266 Millionen und einmalige Einsparungen von US$ 139 Millionen sollen die Betriebskosten um US$ 2,4 pro Barrel senken. Im April 2025 ging das erste RTIC für die Raffination in Betrieb. Bis 2027 will YPF eine Effizienz von US$ 6 pro Barrel und bis 2029 internationale Standards erreichen.

YPF, finanzas, 2025
YPF meldete für das Jahr 2024 Investitionsausgaben in Höhe von US$ 5 Milliarden und legte für 2025 einen Richtwert zwischen US$ 5 und US$ 5,2 Milliarden fest. Davon sollen 66 % in das Schiefergas-Geschäft fließen. (Grafik YPF / LMN)

Das Bild der Finanzen

Finanziell gibt sich YPF robust: 2024 investierte das Unternehmen US$ 5 Milliarden. Für 2025 liegt der Richtwert zwischen US$ 5 und US$ 5,2 Milliarden, davon 66 Prozent für den Schiefergasbereich. Das bereinigte EBITDA lag 2024 bei US$ 4,7 Milliarden (Brentpreis: US$ 72,5). Der freie Cashflow soll 2025 auf US$ 5,5 Milliarden steigen. Die Schieferölproduktion soll bis Dezember 2025 bei 190.000 Barrel täglich liegen – deutlich über dem bisherigen Ziel von 160.000. 2024 lag der Wert bei 122.000 Barrel pro Tag.

Eine finanzielle Umstrukturierung rundet den Plan ab. Ende 2024 lag das Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA bei 1,6 – innerhalb der Zielspanne (1,5 bis 1,7). Ein Spitzenwert von 2 wird während der Ausbeutung reifer Felder erwartet, bevor der Wert auf 1,5 zurücksinken soll. Schieferölwachstum und potenzielle Fusionen treiben diesen Trend. Die durchschnittliche Schuldendauer beträgt vier Jahre, mit Kosten von 6,4 Prozent und einem Verschuldungsgrad von 62 Prozent. YPF setzt auf internationale Anleihen, lokale Emissionen, Konsortialkredite und Projektfinanzierungen.

Im Projekt Vaca Muerta Sur treibt YPF die Finanzierung voran. 25 Prozent sollen über fünf beauftragte internationale Banken gedeckt werden. Der Abschluss ist für das zweite Quartal 2025 geplant. Ein ähnliches Modell verfolgt das Unternehmen beim LNG-Projekt.

Das Projekt Argentina LNG

Wie berichtet entsteht das strategisch wichtige Projekt Argentina LNG in der Provinz Río Negro. Geplant ist eine Gesamtkapazität von 28 Millionen Tonnen pro Jahr (MTPA), mit einem Vermarktungspotenzial von bis zu 50 MTPA im Tolling-Modell.

Argentina LNG 1 soll 2027/2028 starten und umfasst zwei schwimmende Einheiten sowie eine 580 Kilometer lange Pipeline. YPF plant eine Beteiligung von 20 bis 30 Prozent. Argentina LNG 2 entsteht mit Shell als strategischem Partner, bringt weitere 10 MTPA und kostet voraussichtlich 10 bis 12 Milliarden USD. Die Investitionsentscheidung fällt 2026. Argentina LNG 3 soll Ende 2025 entschieden werden und 12 MTPA beisteuern. YPF strebt hier eine Beteiligung von rund 25 Prozent an.

YPF, shale
Für die nächsten Jahre setzt die YPF-Führung auf die weitere Entwicklung des Shalegas-Geschäftes. (Grafik YPF / LMN)

Ein Fünfjahresplan für die Erschließung von Schiefergas untermauert das Wachstum im LNG-Sektor. YPF priorisiert die Versorgung der Verflüssigungsanlagen und setzt auf interne sowie regionale Belieferung. Ziel ist eine Wettbewerbsfähigkeit von 7,5 USD pro Million BTU gewährleisten zu könnenDie staatliche argentinische Ölgesellschaft plante Investitionen in Höhe von 6,4 Milliarden US-Dollar bis 2025 und entwarf einen Fahrplan, der darauf abzielt, sie als regionalen Marktführer bei Öl, Gas und LNG-Exporten zu positionieren.. Die geplante Nettoproduktion basiert auf 8.900 Bohrlöchern, von denen 70 Prozent unter direkter Kontrolle stehen. YPF will die operative Autonomie über Bohrinseln, Frakturflotten und Geräte behalten.

Ziel: 100% Schiefergasproduzent

Fokus von YPF ist in jedem Fall die Transformation zum reinen Schiefergasproduzenten. Bis Ende 2025 soll die Tagesproduktion an unkonventionellem Öl 190.000 Barrel erreichen. Bis 2030 plant das Unternehmen eine stabile Wachstumskurve bei Gas und Öl. Schiefergas wird dominieren, insbesondere in den LNG-Mengen. Die Gesamtproduktion an Kohlenwasserstoffen – Öl, Gas und Flüssigkeiten – soll kontinuierlich steigen.

Seit Anfang 2024 hat sich der Marktwert von YPF verdreifacht. Parallel sank das Länderrisiko von 2.500 auf 980 Basispunkte. Auch die Inflation verlangsamte sich deutlich: von 25,5 auf 2,4 Prozent. Mit einer klaren Strategie aus operativem Wachstum, finanzieller Disziplin und globaler Neuausrichtung präsentiert sich YPF an der Wall Street als integrierte, profitable und international wettbewerbsfähige Energieplattform.

Es könnte dich interessieren

YPF-Masterplan in Wall Street: Von Vaca Muerta bis Flüssigerdgas

Die staatliche argentinische Ölgesellschaft plant Investitionen in Höhe von US$ 6,4 Milliarden ...
15. 04. 2025

Tschüss “Cepo”: Argentinien hebt überraschend Devisenbeschränkung auf

Die Regierung Milei hat überraschend alle Devisenbeschränkungen aufgehoben. Ab Montag sollen ...
12. 04. 2025

Butterkeks & Dulce de Leche: “Wie weit ist weit”

Eine Kolumne von Julia Wobken für das Argentinische Tageblatt über die kleinen und großen ...
06. 04. 2025

“Das Tageblatt” (III): Eine argentinische Zeitung deutscher Sprache

Anläßlich des Feierlichkeiten zu 200 Jahren deutscher Einwanderung in Argentinien, ein Blick ...
05. 04. 2025

Hacé tu comentario

Por si acaso, tu email no se mostrará ;)