Buenos Aires (AT) – Das zunehmende Tempo bei der Erschließung der Shale-Gas-Region Vaca Muerta, dem Ausbau der Transportinfrastruktur sowie der erfolgreichen Ausweitung der Exporte nach Chile haben das Staatsunternehmen YPF in den führenden Erdölexporteur Argentiniens verwandelt.
Laut den kürzlich vor Investoren vorgestellten Ergebnissen stiegen die Rohöl-Exporte im dritten Quartal auf durchschnittlich 40.000 Barrel pro Tag. Dies entspricht einem Wachstum von 37 % gegenüber dem zweiten Quartal und einem Anstieg von 111 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Exportmenge von YPF entspricht 15% der Gesamtproduktion des Unternehmens und generierte Quartalseinnahmen in Höhe von US$ 200 Millionen, zeigen die Zahlen des Unternehmens.
Das Hauptziel der Exporte war Chile, begünstigt durch die Wiederinbetriebnahme der Trasandino-Pipeline nach 17 Jahren Stillstand. Die Verkäufe in dieses Land bestehen größtenteils aus Rohöl aus Vaca Muerta, wo das Unternehmen seine Nettoproduktion im dritten Quartal um 36 % im Jahresvergleich steigern konnte. Im Fall des Erdöls aus dem Austral-Becken kommen neben Chile auch die USA und die Niederlande als Zielmärkte hinzu, in diesem Fall per Seetransport.
Rekordzahlen bei Energieexporten
Argentinien hat in diesem Jahr Treibstoffe und Energie im Wert von US$ 6.407 Milliarden exportiert, was einem Anstieg von 25,5 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023 entspricht. Bei den Importen hingegen wurden in diesen acht Monaten insgesamt US$ 3.25 Milliarden verzeichnet – ein Rückgang von 47,5 % im Jahresvergleich.
Laut offiziellen Daten war die Kohlenwasserstoffproduktion im August die höchste der letzten 20 Jahre. Letzten Monat produzierte Argentinien täglich 719.300 Barrel Erdöl und 153 Millionen Kubikmeter Gas. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 14 % bei Erdöl und 6,3 % bei Gas.
In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 war Rohöl das drittwichtigste Exportgut des Landes und machte 6,9 % der Gesamtexporte aus. Dies entsprach einem Wert von US$ 3.582 Milliarden – ein Anstieg von 54,6 % gegenüber dem Vorjahr.
Die Ziele von YPF: Mehr Bohrungen für höhere Produktion
Wie das Portal Energy Report unter Berufung auf Informationen aus der YPF-Zentrale meldet, kann das Unternehmen 2024 auf eine der umfangreichsten Bohrkampagnen seiner Geschichte in Vaca Muerta verwesien. Ziel ist es im Rahmen eines sogenannten „4×4-Plans“, die Produktion insbesondere in der Provinz Neuquén deutlich zu steigern, heißt es in dem Bericht. Insbesondere auf der Grundlage des Ausbaus der Pipelines Vaca Muerta Nord und Süd setzt YPF darauf, sich als führender Rohölexporteur zu etablieren, wie das Portal hervorhebt.
Die beiden Pipelines, die YPF an die Spitze des Sektors bringen
Vor einigen Tagen wurden die ersten beiden Tanks und das Pumpensystem des Vaca Muerta Oleoducto Norte (VMON) in Betrieb genommen. Damit können täglich 160.000 Barrel Rohöl nach Chile und zum Raffineriekomplex Luján de Cuyo in Mendoza transportiert werden. Das Projekt umfasst eine 151 Kilometer lange Pipeline, eine Pumpstation und ein Tanklager mit einer Speicherkapazität von 370.000 Barrel.
Die Anlagen befinden sich im Ölfeld La Amarga Chica nördlich von Añelo, Provinz von Neuquén in Argentinien. Der Endpunkt für die Ölversorgung ist das Knotenpunkt etwas nördlicher von Añelo, Puesto Hernández in Rincón de los Sauces. Dort verbindet sich das System mit der Trasandino-Pipeline, die Rohöl nach Chile transportiert.
Das Projekt Vaca Muerta Oleoducto Sur (VMOS) erfordert eine Investition von US$ 2,5 Milliarden und wird bis Dezember 2026 eine Transportkapazität von 360.000 Barrel Rohöl pro Tag aus dem Neuquén-Becken erreichen.
Laut YPF wird der Vaca Muerta Oleoducto Sur (VMOS) die Exportplattform für Energie in Argentinien maßgeblich stärken und die Produktionsstruktur des Landes transformieren. Es soll ein neuer wirtschaftlicher Schwerpunkt entstehen, der dem Agrarsektor ähnelt, jedoch ohne dessen klimatische Risiken.
Als Vorzeigeprojekt im Rahmen des Regimes für Anreize großer Investitionen (RIGI) positioniert sich Vaca Muerta damit als eines der weltweit bedeutendsten unkonventionellen Ölfelder. Für Argentinien eröffnet es die Chance, sich als einen der führenden Exporteure in der Region zu etablieren. „Mit diesem Projekt haben wir den Flaschenhals beim Öltransport überwunden – es gibt keine Ausreden mehr. Jetzt müssen wir investieren und produzieren“, so YPF CEO Horacio Marín.
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