14. 11. 2024

Buenos Aires (AT) – Während Präsident Javier Milei den Wahlsieg von Donald Trump in den USA begeistert feierte und sich auf den Flug nach Miami vorbereitete, reiste Juan Pazo, seines Zeichens Koordinierungssekretär für Produktion im Ministerium für Wirtschaft, nach China. Wie jetzt bekannt wurde traf Pazo in den letzten Tagen in Shanghai und in Peking mit chinesischen Ivestoren, bevor er seine Reise nach Tokio fortsetzte. Der Beamte, der dem Minister Luis Caputo untersteht, vertrat die Regierung auf der siebten Ausgabe der Internationalen Import- und Exportmesse (CIIE) in Shanghai.

Auf der Messe war Argentinien mit einem Stand des Instituts für Rindfleischförderung (IPCVA) präsent. Der wirkliche Anlaß für Pazos Besuch im Reich der Mitte waren aber Gespräche mit chinesischen Investoren, um den potentiellen Geldgebern zeitnah die Vorzüge des Anreizsystem für Großinvestitionen (RIGI) vorzustellen, insbesondere für Großprojekte in Lithium und Infrastruktur zu gewinnen. 

In Shanghai traf Pazo unter anderem mit Führungskräften von Tibet Summit Resources, Gotion High Tech, Power China und ZTE zusammen. Dabei ging es um das Projekt Sal de los Ángeles, Lithiumbatterien, Windparks und Mobiltelefone. In Peking führte er bilaterale Gespräche mit Unternehmen, die großes Interesse an Investitionen in Argentinien zeigten, aber noch keine Projekte im Land haben, wie argentinische Medien berichteten.

Im Register der im RIGI eingetragenen Unternehmen sind derzeit keine chinesischen Unternehmen eingetragen.

Pazo traf sich mit Chinalco, einem der größten Unternehmen der Nicht-Eisen-Mineralienproduktion, das eine Kupfermine in Peru betreibt. Ebenso sprach er mit Jiuling Lithium, das Lithiumprodukte für Automobilhersteller wie Tesla und chinesische Batteriehersteller wie BYD, SAIC und CATL liefert. Das Unternehmen hat Projekte in Nigeria und Simbabwe und sucht nach Expansionsmöglichkeiten.  „China ist ein sehr interessanter Handelspartner, weil sie nichts verlangen, sondern nur darum bitten, nicht gestört zu werden“, hatte Milei Ende September in einem Interview erklärt.

Mit dem Vorstoß macht der Argentinier offenkundig, daß er in Sachen der Wirtschaftsbeziehungen seinem Mottto eines Pragmatikers treu bleiben will – bei aller Nähe zu seinem neuen Kollegen Präsidenten Donald Trump. Milei sucht auberdem nach Finanzierungsmöglichkeiten in China aus drei Gründen: die Verlängerung des Währungsswap-Abkommens, die Verhandlungen über zwei Groß-Staudämme in der Povinz Santa Cruz im Süden Argentiniens, sowie die Weiterführung der Erneuerung der Eisenbahn-Strecke Belgrano Cargas, eines der Investitionsprojekte, die im Haushaltsentwurf 2025 erhalten geblieben ist.

China vs. Vereinigte Staaten und Europa  

Bleibt abzuwarten wie Mileis Strategie vom Kollegen Trump goutiert wird. Die Gespräche in China stehen im Gegensatz zu Trumps Versprechen, die Spannung mit Konkurrent China am Leben zu erhalten. Trump hat bereits angeküdingt höhere Zölle für in China produzierte Waren zu erhöhen. Auch die Nominierung von Marco Rubio zum neuen US-Außenminister bestätigt das. Rubio, der als „Freund“ Argentiniens nach seiner Unterstützung bei den Gesprächen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gilt, ist ein erklärter Gegner Chinas. Allerdings: Auch Trump-Freund Elon Musk investiert fleißig weiter im Reich der Mitte – trotz seiner erklärten Bedenken über die Konkurrenz durch chinesische Importe im Segment der Elektroautos. 

Offensichtlich macht die Reise aber auch, daß die Regierung Milei seine Road Show für das RIGI weit über die bekannten Interessenszonen ausweiten will: Anfang Oktober reisten Gouverneure der drei Lithium-Provinzen Catamarca, Jujuy und Salta zusammen mit Bergbausekretär Luis Lucero zur London Metal Exchange Week, um Investoren zu gewinnen. Hier standen vor allem die Devisenkontrollen und das rechtliche System, das internationalen Unternehmen den Zugang zu internationalen Gerichten ermöglicht auf dem Themenkalender.

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