20. 10. 2023

Ihr Name ist Geschichte. Geboren als jüngste von vier Geschwistern kann Patricia Bullrich (Ciudad de Buenos Aires, 1956) zu ihren direkten Vorfahren sowohl Juan Martín de Pueyrredón als auch Adolfo Bullrich zählen. Der erste gehörte zu den Gründervätern der argentinischen Republik. Von 1816 bis 1819 war er Direktor der Vereinigten Provinzen des Río de la Plata und damit vergleichbar mit dem heutigen Staatspräsidenten. Der zweite war Bürgermeister der Hauptstadt Buenos Aires von 1898 bis 1902. Im weiteren Verwandten-Kreis finden sich Minister, Staatslenker, Sportler, Künstler.

Patricia Bullrich macht aus der Tradition ihr Programm: als Studentin der Kommunikationswissenschaften und -später- Politischen Wissenschaften, ist sie schon früh politisch aktiv. Als 17jährige tritt sie 1973 der radikalen Jugendorganisation der peronistischen Partei bei. Wie in vielen Ländern, prägt die politische Unruhe auch Argentinien: Organisationen aus dem rechten und linken politischen Lager schüren eine Gewaltspirale. Bis heute ist es umstritten wie weit sich Bullrich an Gewaltaktionen aktiv beteiligt. Bekundet ist das Bullrich 1975 nach einer Graffitiaktion für sechs Monate verhaftet wird. Im März 1976 übernehmen die Militärs die Macht in Argentinien. 

Die Militärdiktatur (1976 -1983) erlebt sie zunächst aus dem Untergrund und kurze Zeit später aus dem Exil (Brasilien, Mexiko, Spanien). Aus dieser Zeit bleibt ihr damaliger Deckname: La Piba – „Das Mädchen“.

1979 kehrt sie für kurze Zeit sie unter falscher Identität nach Argentinien zurück, um am Widerstand gegen die Militärjunta teilzunehmen. Drei Jahre später -und nach einer erneuten Haft- läßt sie sich endgültig in Buenos Aires nieder. Sie will im Wahlkampf der Präsidentschaftswahlen 1983 an der Rückkehr der Demokratie mitwirken.

Ihre politische Heimat

Es ist nicht falsch zu behaupten, dass die Erfahrungen in den dunkelsten Jahren der jüngeren argentinischen Geschichte die politische Heimat Bullrich geprägt haben. Immer im Umfeld des Mitte-Rechts-Lager sich bewegend, sammelt sie in den 90er und 00er Jahren zunächst Erfahrung als Abgeordnete; später als Kabinettsmitglied.

Von 2000 bis 2001 ist sie Ministerin für Arbeit und Soziales in der unvollendeten Regierung unter Präsident Fernando de la Rua, dessen Rücktritt im Dezember 2002 den bis dato größten Staatsbankrott der Welt einleitet. Jahre später ernennt Mauricio Macri (Staatspräsident von 2015 – 2019) die ehemalige Aktivistin zu seiner Ministerin für Sicherheit. Das „Mädchen“ leitet die für die Binnensicherheit zuständige Behörde bis zum Ende der Präsidentschaft Macris erfolgreich. Heute geht sie mit dem label von Recht und die Ordnung in die heiße Phase des Wahlkampfes um das höchste Amt im Staate.

Ihr Begleiter auf dem Wahlzettel

Ihr Motto prägt auch die Wahl ihres Stellvertreters auf dem Wahlzettel: Luis Petri. Als Abgeordneter für die reich an Wein und Rohstoffen bekannte Provinz Mendoza, gilt Petri (46 Jahre) als „Falke“ für Sicherheitsthemen. Politisch ist der Vize im sozialdemokratischen Lager angesiedelt.

Bullrich schnitt bei den Vorwahlen im August schwächer ab als gedacht. Überraschungskandidat Javier Milei holte mit knapp 30% die meisten Stimmen. Unter ihnen: ein großer Anteil der Wähler, die Bullrich und ihr Team fest an ihrer Seite gewähnt hatten. Der wütende und bittere infight um die Kandidatur zwischen Bullrich und ihrem damaligen Parteigegner, Horacio Rodriguez Larreta, kostete JxC jedoch wertvolle Stimmen.

Am Ende hat es dann auch trotz einer hohen Wahlbeteiligung im Ausland -wo JxC traditionell die Mehrheit holt- nicht gereicht. Mit knapp 24% der abgegebenen Stimmen schaffte es Bullrich nicht in die zweite Runde. Bleibt abzuwarten ob es nun newcomer Javier Milei schafft, die enttäuschten JxC rechtzeitig abzuholen, um am 19. November den Polit-Profi Sergio Massa in die Schranken zu verweisen.

Patricia Bullrich lebt mit ihrem Lebenspartnerpartner Guillermo Yanco. Sie hat einen Sohn aus ihrer geschiedenen Ehe mit Francisco Langieri.

Steckbrief

  • Alter: 67 Jahre
  • Politische Heimat: Konservativ
  • Stärken, die ihr zugesprochen werden: Prinzipientreue; Willenskraft; Durchsetzungsvermögen;
  • Schwächen, die ihr nachgesagt werden: Starrköpfigkeit; fehlende Erfahrung in Wirtschaftsfragen.
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Elena EstrellaVon
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  1. Andy Rona

    Cuando un candidato del actual gobierno ya ha demostrado que es totalmente incapaz para su cargo, y el otro candidato ha mostrado durante meses expresiones anormales y acciones totalmente exageradas, sólo queda una candidata que es normal y elegible, en un país donde la palabra normalidad ha perdido su significado hace mucho tiempo.

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