23. 10. 2023

Buenos Aires (AT) – Der überraschende Ausgang der Wahlen am Sonntag verspricht bis zu den Stichwahlen zum 19. November weiter Spannung. Nur in einem sind sich die Analysten sicher dürfte es keinen Zweifel geben: der Anstieg der Inflation. Die Frage die bleibt ist in welchem Umfang der Schub stattfinden wird.

Das Team von Wahl-Gewinner, Sergio Massa, hatte schon im Vorfeld angekündigt im Falle eines Sieges, den Wechselkurs Peso vs. US-Dollar bei AR$ 324 pro Greenback eingefroren zu lassen. Doch die Risiken eines Inflationsanstiegs dürften anwachsen in dem Maße wie Wirtschaftsminister und Kandidat Massa seine Kampagne weiter auf Emission und Geldsegen basiert. Mehr als 18 Millionen Argentinier hängen für ihr Überleben am Arm des Staates. Der inoffizielle Peso – Dollar Kurs steht am Tag nach den Wahlen bei AR$ 800 pro Greenback.

Die Analystin Marina del Poggetto erklärte in einem ihrem letzten Bericht vor den Wahlen: “Sollte der 22. Oktober in einer Stichwahl zwischen Sergio Massa und Javier Milei enden, dürften die kurzfristigen Maßnahmen seitens der Regierung intakt bleiben. Der Wechselkursanker wird so immer weniger wirksam auf die Inflation einwirken können; die Lähmung des offiziellen Devisenmarktes und der Finanzmärkte sich verstärken“. Ähnlich urteilen die Berater Gabriel Camaño und Juan Truffa vom Consulting-Unternehmen Outiler. „Massa hätte allen Grund, seine expansive Fiskalpolitik zu vertiefen. Sein Programm bot schon im Vorfeld der Markterwartungen keinerlei Anker, erklären die Experten in einem Research-Paper an ihre Kunden.

Das Gespenst einer Hyperinflation

Demgegenüber hätte Rivale Milei keinerlei Anreiz gegenzusteuern. „Er kann es sich nicht leisten, gegen die fiskalischen Maßnahmen Massas zu argumentieren. Seine zu erwartende Strategie dürfte es vielmehr sein, die Idee einer ‘überstürzten Dollarisierung’ weiter auszubauen“, warnen Camaño und Truffa. Das Ziel Mileis: darauf zu setzen, dass Massa am Ende die Kosten des zu erwartenden Ungleichgewichte selbst tragen muß wenn der Markt die zu erwartende Anpassung einpreist.

Die Aussicht einer Hyperinflation ist dabei nach Ansicht der meisten Experten nicht zwingend doch möglich. Insbesondere nach den jüngsten Aussagen Javier Mileis. „Er und seine Mannschaft scheinen zu glauben, dass die Hyperinflation ein kurzfristiges und kontrollierbares Experiment sein kann“, erklärte der Volkswirtschaftler Marco Buscaglia am Wochendende in La Nación.

Buscacglia erinnert dort an eine Studie der ehemaligen IWF-Experten Carmen Reinhart und Miguel Savastano zum Thema Hyoperinflation. „Diese belegt, daß Hyperinflationen immer traumatische Ereignisse für eine Gesellschaft darstellen. Die Wirtschaft kommt zum Stillstand, weil es keinen Maßstab für die Preisgestaltung gibt. Ohne Absatz kommt die Produktion zum stehen und damit auch die Beschäftigung. Es kommt zum Zusammenbruch von Verträgen bis hin zur Zahlungsunfähigkeit. Die Armut erreicht ein stratosphärisches Niveau“, resummiert Buscaglia.

Argentinien weiß wovon der Experte spricht. Ender der 80er Jahre durchlebte das Land seine letzte Hyperinflation. Die Krise führte zum vorzeitigen Ende der Regierung von Raúl Alfonsin, dem ersten demokratisch gewählten Staatspräsidenten nach der Diktatur der späten 70er und frühen 80er Jahre.

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