12. 09. 2023

Buenos Aires (AT) –  The Not Company (NotCo), das 2015 gegründete chilenische start-up-Unternehmen beginnt Fleischproduzenten am Río de la Plata wie im Mato Grosso zu beunruhigen. 2015 gegründet, ist das Unternehmen heute einer der Marktführer in nicht traditioneller Lebensmittelproduktion in Lateinamerika. Der Schwerpunkt seines Geschäftsmodells: Fleischproduktion auf der Basis pflanzlicher Eiweiße mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI).

Bis vor einigen Jahren galt das start-up unter regionalen Lebensmittel- und Fleischproduzenten als die typische Kopfgeburt seiner chilenischen Gründer. Doch seitdem Investoren wie Jeff Bezos oder Marcos Galperín, seinerseits Gründer der e-commerce Plattform MercadoLibre, dank immer höherer Finanzierungsrunden NotCo ihr Vertrauen aussprechen, wandelt sich der Hochmut zur Sorge. Auch in Argentinien, wo Produzenten 2022 mehr als 3,13 Millionen Tonnen Rindfleisch auf den Markt brachten, laut Angaben der argentinischen Industrie- und Handelskammer für Fleisch und Fleischerzeugnisse (Ciccra).

Die Lebensmittel-Industrie neu erfinden

NotCo wurde 2015 von Matias Muchnick, Pablo Zamora und Karim Pichara in Chile gegründet. Ihr Ziel: dank der Anwendung von KI Lebensmittel mit Hilfe pflanzlicher Eiweiße zu perfektionieren. Der vom Gründer-Trio entwickelte Algorithmus “Giuseppe”, der 2021 patentiert wurde, verwendet Listen von pflanzlichen Zutaten, um ideale Kombinationen für die Nachbildung bestimmter Geschmacksrichtungen, Texturen und Kochverhalten von Lebensmitteln, und hier insbesondere Fleische zu ermitteln.

Die NotCo-Produkte ähneln den typischen tierischen Lebensmitteln- mit dem gleichen Aroma, Geschmack und Textur- aber aus pflanzlichem Eiweiß hergestellt. Zusätzlich gelingt es dem Unternehmen, die Umweltauswirkungen der Herstellung jedes Produkts im Vergleich zu einem herkömmlichen Produkt deutlich zu reduzieren, dadurch, dass sie die Tiere aus der Wertschöpfungskette herausnehmen.

NotCo, productos, leche a base vegetal
Pflanzen basierte Produkte wie NotMayo, NotMilk, NotBurger und NotIceCream, machten NotCo bekannt.

Seit 2019 ist NotCo in Argentinien, ihrem zweitwichtigsten Markt, vertreten. Mit dem Slogan “Why Not”  versprechen Sie, die Umweltauswirkungen dessen, was wir essen, zu verändern. Die Firma hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelindustrie neu zu erfinden, indem sie sich für einen bewussteren und nachhaltigeren Konsum einsetzt.

Mit dem Segen von Jeff Bezos und Co.

Das Unternehmen erhielt 2019 seine erste größere Finanzspritze, als Amazon-Gründer Jeff Bezos zum ersten Mal in die Region investierte. Über seinen Fonds Bezos Expeditions hat der Unternehmer 30 Millionen US-Dollar in die Entwicklung neuer Not-Co- Produkte investiert und unterstützt die Ausweitung des Unternehmens in neue Märkte wie Mexiko, die Vereinigten Staaten, Brasilien und eben auch in Argentinien.

Und Bezos ist nicht der Einzige: Das chilenische Unternehmen hat heute eine Wertschätzung von 1.5 Milliarden US-Dollar erreicht, was deutlich macht, dass ihr Angebot Investoren aus der ganzen Welt anzieht. Unter ihnen Namen wie  Biz Stone (Twitter-Co-Founder) oder Fred Blackford (Future Positive – Gründer). Ende 2022, legten Investoren weitere 85 Millionen US-Dollar hinzu.

Die Sorge regionaler Lebensmittel-Konkurrenten von NotCo wächst jedoch auch seitdem das chilenische Unternehmen 2022 ein Joint-Venture mit dem Food Konzern Heinz schloss. Heinz ist Hersteller von Produkten wie Heinz-Ketchup oder Philadelphia-Käse. Das Ziel der Allianz: “die globale Lebensmittelproduktion neu zu erfinden”. Unternehmen wie Starbucks, Burger King oder Papa John´s bieten NotCo-Produkte in ihren Geschäften an. Zudem, NotCo inspiriert einen wachsenden Fundus an regionalen Nachahmern: Fazenda Futuro, in Brasilien; Agrofy in Argentinien, LiveGreen in Chile, sind nur einige Beispiele.

Das Marktforschungsunternehmen Research and Markets erwartet, dass der Markt für pflanzliche Lebensmittel bis 2027 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 11,9 % wächst und weltweit einen Wert von 74,2 Milliarden US-Dollar erreicht. Damit sind die Tage der Pampas-Kühe noch nicht gezählt, doch die Glocke läutet immer lauter.

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